Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns
Wochen, wenn unsere Storys danebengehen oder unsere Informationsquellen verstummen; dann wieder kommen Superwochen, in denen sogar das scheinbar Unmögliche zu unseren Gunsten gelingt. Es gibt Zeiten, in denen man sich fühlt wie der Beste dieses Berufsstandes, und andere Zeiten, in denen man davon überzeugt ist, ein absoluter Schmierfink zu sein, und es besser wäre, sich nach einem einfachen Bürojob umzusehen. Unter dem Strich jedoch gleichen sich die Höhen und Tiefen aus. Warum also befand sich alles bei mir in einem derartigen Aufruhr? Es war inzwischen Wochen her, dass ich mich in meiner journalistischen Haut wohlgefühlt hatte, und das ängstigte mich.
Frustriert über meine schlampige Arbeit bat ich, wieder früher heimgehen zu dürfen, und hoffte, es läge nur an der Mono. Vielleicht würde mich eine Nacht mit ausreichendem und gutem Schlaf endlich wieder in meine alte Form bringen.
In dieser Nacht wälzte ich mich hin und her, voller böser Ahnungen über mein Leben. Als der Wecker am nächsten Morgen läutete, drückte ich den Snooze-Knopf und beschloss, mich wieder krankzumelden. Nach einigen weiteren Stunden Schlaf wachte ich erholt und ruhig auf, als sei die ganze Mono-Geschichte ein entfernter Albtraum. Das Wochenende tauchte strahlend am Horizont auf. Ich rief Stephen an.
»Lass uns nach Vermont fahren.« Es war eine Feststellung, keine Frage. Wochen zuvor hatten wir geplant gehabt, nach Vermont zu fahren und meinen Stiefbruder zu besuchen, seit ich jedoch krank geworden war, war der Besuch auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Stephen, der das Gefühl hatte, ich sei noch nicht wieder die Alte, führte verschiedene Gründe an, dass wir die Reise nicht überstürzen sollten, als ein anderer Anrufer in der Leitung anklopfte. Es war Herr Dr. Rothstein.
»Die Ergebnisse der Blutuntersuchung sind gekommen. Die Mononukleose hat sich nicht bestätigt«, sagte er. »Wie geht es Ihnen?«
»Sehr viel besser.«
»Okay, dann muss es wohl ein banales Virus gewesen sein, das jetzt nicht mehr in Ihrem Organismus aktiv ist.«
Belebt rief ich Stephen zurück und bestand darauf, die Koffer zu packen und über das Wochenende wegzufahren. Er kapitulierte. Am Nachmittag liehen wir uns den schwarzen Subaru meiner Mutter und fuhren vier Stunden Richtung Norden nach Arlington, Vermont. Es war ein perfektes Wochenende: Samstag- und Sonntagvormittag gingen wir in ein entzückendes Restaurant im Ort namens Up For Breakfast, waren shoppen in einigen Outlets und machten die Pisten unsicher – oder besser gesagt, Stephen fuhr Snowboard und ich las in der Hütte Great Expectations . Am Sonntag brach ein Schneesturm los, daher waren wir gerne gezwungen, noch einen Tag zu bleiben, was noch etwas arbeitsfreie Zeit bedeutete. Schließlich willigte ich ein, ebenfalls Ski zu fahren, und Stephen führte mich auf einen kleinen Berg.
Ich war zuvor bereits ein paarmal Ski gefahren und hatte mittelschwere Pisten nie als schwierig empfunden, auch wenn ich wirklich kein Experte war. Dieses Mal jedoch, als der Wind mein Gesicht peitschte und die Schneeflocken auf meinen Wangen brannten, schien mir der Berg plötzlich viel steiler als je zuvor. Die Piste tauchte unter mir auf, lang, schmal und bedrohlich. Ich fühlte mich plötzlich hilflos und bekam Panik, eine Art tief sitzende Kampf-oder-Flucht-Reaktion, von der ich wohl schon gelesen, die ich jedoch noch nie erlebt hatte.
»Startklar?«, hörte ich Stephens Stimme entfernt im heulenden Wind. Mein Herz pochte mir in den Ohren, als ich im Geist durch immer schrecklichere Szenarien raste: Wenn ich es nun nie bis unten schaffe? Was ist, wenn Stephen mich hier verlässt? Wenn man meine Leiche nie finden wird?
»Ich kann nicht«, schrie ich. »Ich will das nicht. Bitte zwinge mich nicht dazu.«
»Na, komm schon!«, antwortete er, hörte jedoch auf, mich überreden zu wollen, als er meine Angst spürte. »Es ist okay. Ich verspreche dir, dass du das schaffst. Wir machen es ganz langsam.«
Nervös begann ich die Abfahrt, Stephen folgte mir. Auf halbem Weg legte ich an Tempo zu, fand meine schreckliche Angst kurz zuvor albern. Als wir wenige Minuten später sicher unten angekommen waren, erkannte ich jedoch, dass diese Panik weit kritischer gewesen war als ein reiner Anfall von Höhenangst. Ich sprach mit Stephen jedoch nicht weiter darüber.
Montagnacht, wieder im Haus meiner Mutter in New Jersey, litt ich noch unter Schlafstörungen, nun jedoch nicht, weil ich nervös, sondern weil
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