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Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Titel: Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Calahan
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und aus. Mein Blickfeld hatte sich verengt, als würde ich durch einen Sucher den Korridor entlangschauen. Die Neonlichter flackerten und die Wände verengten sich klaustrophobisch um mich. Während die Wände näher rückten, dehnte sich gleichzeitig die Decke gen Himmel, bis ich mich fühlte wie in einer Kathedrale. Ich legte meine Hand auf meine Brust, um mein rasendes Herz zu bändigen, und redete mir gut zu, zu atmen. Ich hatte keine Angst; es fühlte sich eher an wie der unbeteiligte Blick nach unten aus dem Fenster eines 100-stöckigen Wolkenkratzers, wenn man genau weiß, dass man nicht fallen kann.
    Schließlich erreichte ich das Büro, in dem Walsh mich erwartete. Er hatte noch das Make-up aufgetragen von seinem Fox-News-Interview, es war unter den hellen Studioscheinwerfern etwas verlaufen.
    »Hi, John, ich heiße Susannah Cahalan. Ich bin die Reporterin von der Post .«
    Sobald ich Walsh sah, fragte ich mich merkwürdigerweise, ob er in diesem Moment wohl an seinen ermordeten Sohn Adam dachte, der 1981 in einem Kaufhaus entführt worden war und den man später im selben Jahr enthauptet gefunden hatte. Mit diesem makabren Thema war mein Geist beschäftigt, als ich ausdruckslos lächelnd vor ihm und seiner manikürten Pressesprecherin stand.
    »Hallo«, sagte die Pressesprecherin, meine Gedanken unterbrechend.
    »Oh, hi! Ja. Ich heiße Susannah Cahalan. Ich bin die Reporterin. Die Reporterin für die Story. Sie wissen schon, über den Drogenschmuggel, den Drogenschmuggel …«
    Walsh unterbrach hier. »Auf Unterseebooten, ja.«
    »Er hat nur fünf Minuten Zeit, deshalb sollten wir wohl anfangen«, meinte die Pressesprecherin mit einem Hauch Verärgerung in der Stimme.
    »Viele südamerikanische Drogenschmuggler bauen sich ihre eigenen U-Boote«, begann Walsh. »Nun, es sind nicht wirklich echte U-Boote, sondern Tauchboote, die wie U-Boote aussehen.« Ich machte rasch ein paar Notizen: »Kolumbianisch« [sic], »selbst gebaut«, »Spuren …«, »Drogenboote, wir müssen die Boote stoppen …« Ich konnte dem, was er sagte, nicht folgen, daher notierte ich hauptsächlich unzusammenhängende Worte, um den Anschein zu erwecken, ich würde aufpassen.
    »Das ist sehr clever.«
    Bei dieser Zeile lachte ich schallend, obschon ich damals nicht wusste und mir auch heute nicht vorstellen kann, was mir an diesem Wort so lustig erschien. Die Pressesprecherin warf mir einen verständnislosen Blick zu, bevor sie verkündete: »Es tut mir leid, ich muss das Interview hier unterbrechen. John muss gehen.«
    »Ich begleite Sie hinaus«, antwortete ich mit gespielter Begeisterung und begleitete sie zum Aufzug. Beim Gehen konnte ich jedoch kaum das Gleichgewicht halten, stieß gegen die Korridorwände, griff nach der Türklinke, um ihnen die Türe zu öffnen, verfehlte die Klinke jedoch um ein gutes Stück.
    »Vielen Dank, vielen Dank. Ich bin ein großer Fan, großer Fan. GROSSER Fan«, sprudelte es aus mir heraus, während wir auf den Aufzug warteten.
    Walsh lächelte freundlich, er war möglicherweise an diese Art exzentrischer Überschwänglichkeit gewöhnt, die tatsächlich keinerlei Bezug zu meinem typischen Interviewstil hatte.
    »Es war mir ein Vergnügen«, sagte er.
    Ich weiß noch immer nicht – und werde es wahrscheinlich nie erfahren – was er wirklich über diese eigenartige Post -Reporterin dachte, insbesondere auch, weil die Story nie erschien. Dies sollte mein letztes Interview für die nächsten sieben Monate sein.

Kapitel 7
On the Road Again
    I ch weiß nicht mehr, wie ich nach diesem Interview nach Hause kam oder wie ich die Stunden nach diesem weiteren beruflichen Debakel gefüllt habe, aber nach einer weiteren schlaflosen Nacht – es war nun über eine Woche her, seit ich das letzte Mal richtig geschlafen hatte – machte ich mich auf den Weg ins Büro. Es war ein herrlicher Vormittag Anfang März, die Sonne schien und die Temperatur lag bei knackigen 30 Grad. Ich war sechs Monate lang zweimal täglich über den Times Square gegangen, aber als ich an diesem Tag die Reihen von Reklameflächen in der Mitte erreichte, fühlte ich mich von den knalligen Farben belästigt. Ich versuchte wegzuschauen, mich von den Schockwellen der Farben abzuschirmen, aber es gelang mir nicht. Der kräftig blaue Keil einer Werbung für Eclipse-Kaugummi sendete elektrische Wasserstrudel aus, die mir die Nackenhaare zu Berge stehen ließen. Ich spürte die Farben in meinen Zehen vibrieren. Dieser Rausch schien etwas

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