Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns
vorbei. »Schau mal, wen wir hier haben«, sagte Mackenzie zu Steve.
Steve schaute von seinem Bildschirm auf und es war klar, dass er mich nicht gleich erkannte. Dann sagte er etwas unbehaglich, aber herzlich »Hallo! Na, wann wirst du denn wiederkommen«?
Ich errötete. »Bald, wirklich bald.«
Ich trat unruhig von einem Fuß auf den anderen und versuchte, an irgendetwas zu denken, was ich sagen könnte, aber es kam nichts. Als ich sein Büro wieder verließ, mein Gesicht noch immer gerötet von der Begegnung, versammelte sich gerade eine Gruppe von Reportern, mit denen ich für die Sonntagszeitung gearbeitet hatte. Mit den meisten von ihnen hatte ich seit über sechs Monaten nicht gesprochen, und obwohl es nicht mehr als sechs Leute gewesen sein können, empfand ich sie wie eine Meute. Ich bekam Platzangst und einen Schweißausbruch. Es war schwer für mich, mich auf etwas zu konzentrieren, daher schaute ich auf meine Füße.
Sue, die Glucke der Nachrichtenabteilung, umarmte mich kraftvoll. Sie trat einen Schritt zurück und sagte laut genug, dass alle es hören konnten: »Warum bist du nervös? Wir lieben dich alle.«
Die Absicht war nett, machte mich jedoch noch befangener. War es so offensichtlich, dass ich mich unbehaglich fühlte? Zwischen meinem Empfinden und meinem Erscheinungsbild schien es keine Pufferzone zu geben. Plötzlich ergriff mich das heftige Gefühl, emotional nackt vor diesen Kollegen und Freunden zu stehen. Ich kam mir vor wie eine Laborratte, deren Innereien exponiert sind und die auf die bevorstehende Sektion wartet. Der Gedanke erschütterte mich: Würde ich mich jemals wieder in dieser Redaktion wohlfühlen, in der ich groß geworden war?
Kapitel 45
Die fünf W ’ s
I ch kehrte schließlich wieder an meinen Arbeitsplatz zurück, jedoch erst im September, etwa einen Monat nach diesem Besuch und beinahe sieben Monate, nachdem ich in der Arbeit zusammengebrochen war. Ich erinnere mich, dass ich gehorsam zustimmte, als die Personalabteilung empfahl, mich langsam wiedereinzugliedern, anfangs in Teilzeit an wenigen Tagen pro Woche. Tatsächlich jedoch sprang ich direkt wieder mit beiden Beinen hinein, als sei ich nie fort gewesen. Jahrelang hatte ich meine Ziele wie eine Marathonläuferin verfolgt: Ich war zuverlässig zu meinen Aufträgen geeilt, war zur U-Bahn gejoggt, um pünktlich bei der Arbeit zu erscheinen, Augen und Ohren immer auf den nächsten Karriereschritt gerichtet. Nun hatte ich die Gelegenheit gehabt, stehen zu bleiben, Atem zu sammeln und meine Ziele neu festzulegen, aber alles, was ich wollte, war, in Bewegung zu bleiben.
Zum Glück machte es mir die Post leicht, wieder Fuß zu fassen. Wie Paul versprochen hatte, war mein Schreibtisch tatsächlich unangetastet geblieben: Alle meine Bücher, Unterlagen und sogar ein Pappbecher waren dort, wo ich sie zurückgelassen hatte.
Meine ersten Aufträge, beides kurze Artikel, waren relativ trivial: einer über eine Frau, die zur heißesten Barkeeperin in New York City gewählt worden war, und ein kurzes Profil über einen Drogenabhängigen, der gerade eine Denkschrift verfasst hatte. Man erleichterte mir den Weg zurück in die täglichen Aufgaben des Schreibens und Berichtens, aber das war mir egal. Mein Feuereifer stand im Gegensatz zu meiner lustlosen Leistung direkt bevor ich vor sieben Monaten meinen Job aufgegeben hatte, als ich nicht einmal mehr den Schwung aufbringen konnte, John Walsh zu interviewen. Nun schrieb ich jeden Artikel, und wenn er noch so unbedeutend war, mit vollem Einsatz und eifriger Begeisterung.
Dass meine Kollegen in diesem ersten Monat höchstwahrscheinlich wie auf Eiern um mich herumgingen, bemerkte ich nicht. Ich war so auf die Zukunft ausgerichtet – meine nächste Namensnennung unter einem Artikel, meinen nächsten Auftrag –, dass ich nicht genau beurteilen konnte, was um mich herum vorging. Da ich nicht mehr so schnell tippen konnte wie früher, nahm ich die meisten Interviews auf. Wenn ich sie mir heute wieder vornehme, höre ich eine fremde Stimme die Fragen stellen: Sie spricht langsam und schwerfällig, manche Worte klingen gelallt. Es hört sich an wie beschwipst. Angela, mein Bodyguard, half mir diskret bei meinen Storys, ohne es so wirken zu lassen, als benötige ich Hilfe; Paul bat mich an seinen Schreibtisch, wenn er Texte redigierte, als bringe er mir die fünf Ws des Journalismus noch einmal bei.
Über eine Woche brauchte ich, um es endlich zu schaffen, die ungelesene Post und die
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