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Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Titel: Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Calahan
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größerer Schock, als er erwartet hatte.
    »Ich muss noch immer viele Medikamente einnehmen«, sagte ich spontan, in der Hoffnung, damit eine Erklärung für meine veränderte Persönlichkeit zu liefern. »Bis ich wieder zur Arbeit komme, werde ich die meisten davon aber abgesetzt haben.«
    »Das ist großartig. Dein Schreibtisch wartet auf dich. Willst du mit raufkommen und allen Hallo sagen? Ich weiß, dass sie dich vermissen.«
    »Nee. Ich mache das lieber irgendwann anders«, antwortete ich und schaute zu Boden. »Ich bin noch nicht so weit.«
    Wir umarmten uns erneut. Ich sah Paul nach, wie er durch die Drehtür ging.
    Als er oben ankam, ging er direkt zu Angelas Schreibtisch. »Das ist nicht die Susannah, die ich kenne«, sagte er.
    Es war eine zwiespältige Situation. Als Freund war er zutiefst besorgt um meine Genesung und meine Zukunft, aber als Boss musste er sich ernsthaft fragen, ob ich je wieder in der Lage sein würde, meine Pflichten als Reporterin zu erfüllen.
    Nichtsdestotrotz rief mich Mackenzie zwei Wochen nach dem kurzen Treffen mit Paul an wegen eines Auftrags für Pulse , die Unterhaltungsseite der Zeitung. Als ich ihre Stimme hörte, erinnerte mich das jedoch an unsere letzte Begegnung: an den Abend in Summit, als es mir nicht gelungen war, den Artikel über Gimp zu schreiben, kurz bevor meine Krampfanfälle ernsthaft begannen. Zusammen mit dieser Erinnerung kam ein abscheuliches Gefühl des Scheiterns hoch. Der Selbstekel verwandelte sich jedoch in Freude, als ich merkte, dass sie mir einen neuen Auftrag anbot.
    »Ich hätte gerne, dass du etwas über die Gepflogenheiten bei Facebook schreibst«, sagte sie.
    Ich mag noch nicht bereit gewesen sein, alle meine alten Kollegen wiederzusehen, aber ich ergriff die Gelegenheit, einen Artikel zu schreiben. Eine Woche arbeitete ich fieberhaft an dem Thema, zog es auf wie eine soziale Netzwerkversion von Watergate, ich rief Informationsquellen, Freunde und Presseleute an, um mir ihre Sichtweisen anzuhören. Als ich jedoch alle Notizen in eine Datei gepackt hatte, starrte ich auf den blinkenden Cursor und hatte keine Vorstellung davon, wie ich anfangen sollte. Die Erinnerung an den verpatzten Gimp-Artikel verstärkte meine Schreibblockade noch weiter. Würde ich jemals wieder in der Lage sein zu schreiben?
    Nachdem ich beinahe eine Stunde vor dem leeren Bildschirm gesessen hatte, kamen die Worte jedoch, erst langsam, dann sprudelnd wie eine Quelle. Der Schreibstil war spröde und musste stark überarbeitet werden, aber ich hatte die Finger auf der Tastatur und nichts in der Welt fühlte sich besser an.
    Mein Artikel erschien am 28. Juli in der Pulse -Rubrik der Post unter der Überschrift »Einladend ungezogen«. Ich erinnere mich, dass ich an dem Tag einen Sonderausflug in die Stadt unternahm, um die Zeitung zu kaufen, und vor Stolz strahlte, als ich sie aufschlug und meinen Artikel sah. Natürlich waren früher bereits Hunderte meiner Artikel veröffentlicht worden, aber dieser eine bedeutete mehr als jeder andere. Am liebsten hätte ich den Artikel jedem gezeigt, von den Baristas bei Starbucks, die mir den Sommer über meinen Kaffee serviert hatten, über die jungen Mädchen, die neben mir im Spinning-Kurs auf ihren Rädern saßen, bis zu der Frau auf der Hochzeit, die mich gefragt hatte, ob ich jemals meinen Schwung wiedererlangen würde. Dieser Artikel war meine Erlösung. Ich rief der Welt zu: Ich bin wieder da! Noch nie in meiner Karriere war ich über einen meiner Artikel, der erschien, so aufgeregt gewesen wie jetzt. Ich würde nicht wieder die Schulbank drücken; ich würde wieder zur Arbeit gehen.
    Etwas mehr als eine Woche später fasste ich allen Mut zusammen, um genau dies zu tun – zumindest für ein kurzes nachgeholtes Treffen. Paul und Angela waren an diesem Tag außer Haus, daher meldete Mackenzie mich unten an, da mein Ausweis längst irgendwo in meinem Krankenhaus-Blackout verschwunden war. Sie agierte während meines Besuchs als meine Begleiterin und Beschützerin. Als Mackenzie mit mir in die Redaktion im zehnten Stock fuhr, kam es ihr vor, als liefere sie ein Kleinkind zu seinem ersten Kindergartentag ab. Ich atmete tief durch, strich dasselbe schwarze Zeltkleid glatt, das ich bei meinem ersten abgebrochenen Besuch getragen hatte, und betrat den Raum.
    Niemand bemerkte mich. Sie verfolgten wie versteinert das Spiel zwischen den Yankees und den Red Sox. Mackenzie führte mich auf unserem Weg zu Steves Büro an meinem Schreibtisch

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