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Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Titel: Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Calahan
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erholen, während andere sterben oder noch lange nach Behandlungsende darunter leiden.
    Die meisten jedoch überleben. Und auch wenn es eine höllische Erfahrung war, ist die Krankheit einmalig, vergleicht man sie mit anderen Formen tödlicher Enzephalitis oder Einschränkungen hinterlassenden Autoimmunkrankheiten. Nur schwer wird man ein anderes Beispiel finden, bei dem ein Patient, selbst wenn er auf einer Intensivstation betreut wird, viele Monate lang komatös und dem Tod nahe sein kann und schließlich relativ oder völlig unbeschadet wieder aufwacht.
    Eine Sache, die mir diese Erfahrung langsam beibringt, ist, wie viel Glück ich hatte. Zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen zu sein. NYU, Dr. Najjar, Dr. Dalmau. Wo wäre ich ohne diesen Ort und ohne diese Ärzte? Und wenn mich die Krankheit drei Jahre früher befallen hätte, bevor Dr. Dalmau den Antikörper identifiziert hatte, wo wäre ich dann? Gerade einmal drei Jahre bilden die Grenze zwischen einem vollständigen Leben und einer halben Existenz in einer Anstalt oder, noch schlimmer, ein frühes Ende unter einem kalten, harten Grabstein.

Kapitel 44
Teilweise Rückkehr
    A ls Herr Dr. Najjar meine Steroiddosis reduzierte, verschrieb er zweimal wöchentlich Antikörper-IVIG-Behandlungen, als die Versicherung endlich deren Durchführung zu Hause genehmigte. Eine Krankenschwester kam am Vormittag, um die Immunglobulinbeutel anzuhängen, die in einer drei- bis vierstündigen Infusion verabreicht wurden. Zwischen Juli und Dezember bekam ich zwölf dieser Infusionen.
    Den Juli über setzte ich meine Korrespondenz mit Paul fort. Alle paar Tage stellte er unvermeidlich die Frage, wann ich plane, wieder zu arbeiten anzufangen, und schließlich kamen wir überein, es sei die beste Strategie, wenn ich gelegentlich einmal in der Redaktion der Post vorbeischauen würde, um dem Team unverbindlich Hallo zu sagen. Wir wählten ein Datum Mitte Juli. Ich erinnere mich, welche Last ich empfand, als ich zum ersten Mal wieder, seit ich krank geworden war, mein Haar fönte, Make-up auftrug und meine Augenbrauen zupfte. Dann stand ich vor meinem Schrank und inspizierte meine dürftige Garderobe. Nur wenige Sachen passten mir noch, denn ich war mitten in meinem »Fettschwein«-Status, daher entschied ich mich für mein altgedientes schwarzes Zeltkleid. Mein Bruder brachte mich zum Bahnhof und ich fuhr zum ersten Mal wieder selbstständig in die Stadt. Von der Penn Station ging ich in der brütenden Sommerhitze zum Büro.
    Als ich jedoch das hoch aufragende News-Corporation-Gebäude erreichte, den Ort, an dem ich gearbeitet hatte, seit ich ein Teenager war, fühlte ich einen Adrenalinstoß in meinem Körper, der mich auslaugte . Es ist zu früh, wurde mir klar, ich bin noch nicht so weit.
    Daher schickte ich Paul eine SMS und bat ihn, mich auf der Rückseite des Gebäudes zu treffen. Ich hatte damals keine Vorstellung davon, aber Paul war beinahe so nervös wie ich. Es war ihm nicht klar, wie ich wohl leibhaftig sein würde und wie er diese neue Susannah behandeln sollte. Angela, die mich kurz zuvor in Summit besucht hatte, hatte ihm erzählt, dass es mir deutlich besser ging, dass ich aber noch weit davon entfernt war, wieder die Kollegin zu sein, an die sie gewöhnt gewesen waren.
    Als Paul das Gebäude durch die Drehtür verließ, sah er mich und stellte sofort fest, wie sehr ich mich äußerlich verändert hatte: Sie sieht aus wie ein kleiner Cherub, dachte er, wie eine zehnjährige Version ihrer selbst, inklusive Babyspeck.
    »Na, altes Haus, wie geht es dir?«, fragte Paul und umarmte mich.
    »Gut«, hörte ich mich sagen. Ich war so nervös, dass ich mich nur auf den Schweiß konzentrieren konnte, der mir den unteren Rücken hinunterlief, ähnlich wie damals, als ich zusammen mit meiner Mama Kristy begegnet war, nur hatte ich dieses Mal niemanden neben mir, der die Konversation aufrechterhalten konnte. Es war doppelt schwierig für mich, meinen Blick zu fokussieren, um ihm überhaupt in die Augen sehen zu können, geschweige denn, ihm zu beweisen, dass ich bald wieder so weit sein würde, meinen Job wieder aufzunehmen. Er riss einige Witze und redete über den Job, aber ich konnte nicht mithalten. Ich stellte fest, dass ich an unpassenden Stellen lachte, dann jedoch seine Pointen verpasste. Ich merkte, dass er sich große Mühe gab, peinliches Schweigen abzuwenden, indem er eine sorglose Fassade aufrechterhielt, aber er hatte zu kämpfen. Mein Zustand war für ihn ein

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