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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Vorsicht mahnte. »Dort … sie würden mich dort finden.«
    »Ich verstehe«, sagte Will, obwohl er rein gar nichts verstand. »Aber dann komm wenigstens mit zum Wagen, okay? Ich verbinde dein Bein, und danach unterhalten wir uns über alles – einverstanden?«
    Sie zögerte, fünf, zehn, zwanzig Sekunden. Aber dann, ganz langsam, nickte sie, und in ihren Augen erschien ein Ausdruck furchtsamer Hoffnung – und dann, nur einen Sekundenbruchteil später, jäh auflodernde Panik. Praktisch im gleichen Moment hörte Will ein Geräusch hinter sich und wollte herumfahren, aber es war zu spät. Den Schlag, der ihn zwischen die Schulterblätter traf, nach vorne schleuderte und halbwegs über dem Mädchen zusammenbrechen ließ, spürte er schon nicht mehr.

Kapitel 2
    Er konnte nur einen Augenblick lang bewusstlos gewesen sein, denn als er erwachte, war das Zweite, was er nach rasenden Kopfschmerzen spürte, das warme Gefühl, mit dem ein einzelner Blutstropfen aus seinem Haar rann und auf seinem rechten Handrücken landete. Will öffnete stöhnend die Augen, blinzelte zwei oder drei Mal und hob dann, unendlich behutsam, damit der pochende Schmerz nicht noch schlimmer wurde, den Kopf, um verständnislos auf einen zweiten, dunkelroten Tropfen hinabzusehen, der aus seinem Haaransatz fiel und sich zu dem schmierigen Streifen auf seiner Hand gesellte, den der erste hinterlassen hatte. Dann hörte er einen Schrei.
    Will fuhr mit einem Ruck hoch und biss die Zähne zusammen, als der Schmerz in seinem Hinterkopf regelrecht explodierte und dumpfe Wellen betäubender Pein durch seinen Nacken und bis in Schultern und Rücken hinabsandte, richtete sich aber dennoch weiter auf und sah sich um. Der Schrei war verstummt, doch so kurz er auch gewesen war, er hatte die Stimme erkannt: das Mädchen. Sie wollen mich umbringen! Vielleicht hatte sie doch nicht nur Unsinn geredet.
    Etwas behutsamer als zuvor, denn der Schmerz in seinem Hinterkopf war mittlerweile so schlimm, dass Will ernsthaft befürchtete, sich übergeben zu müssen, richtete er sich vollends auf und drehte sich in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war; zu der verkohlten Hecke, und zur Straße hin. Es war nun fast vollkommen dunkel. Sein Kopf tat so weh, dass alles vor seinen Augen zu verschwimmen begann, und im spärlichen Licht der Straßenlaternen waren nur noch Schemen zu erkennen. Trotzdem glaubte er eine Bewegung wahrzunehmen, und dann hörte er etwas, das wie ein halb erstickter Schrei klang; vielleicht auch ein panisches Keuchen, das von einer Hand zum Verstummen gebracht wurde. Sie wollen mich umbringen! Verdammt, wo war er da hineingeraten?
    Hätte er auch nur einen Funken klaren Verstandes besessen, dann wäre er geblieben, wo er war, oder wenn schon gerannt, dann in die entgegengesetzte Richtung. Aber die Stimme, die ihm schon so oft falsche Ratschläge erteilt hatte, verhallte nun ungehört in seinem Kopf, und statt das zu tun, was er die meiste Zeit seines Lebens über getan hatte – nämlich sich rauszuhalten –, setzte sich Will taumelnd, aber zielstrebig auf die Straße zu in Bewegung. Das Blut tropfte jetzt nicht mehr aus seinem Haar, sondern lief seinen Nacken hinab, und er hatte Mühe, in dem Morast, durch den er stapfte, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Aber er wurde schneller und gewann mit jedem Schritt die Kontrolle über seinen Körper und auch über seine Gedanken weiter zurück. Er hörte nichts mehr, war aber nun sicher, dass die Schatten, die er sah, nicht nur Schatten waren. Etwas – jemand? – bewegte sich vor ihm. Schnell, hektisch. Da war jemand.
    Will beschleunigte seine Schritte noch mehr und rannte jetzt wirklich. Nach wenigen Augenblicken schon hatte er die halb niedergebrannte Hecke erreicht. Er machte sich nicht die Mühe, einen Haken zu schlagen und durch das Tor zu laufen, wie vorhin, als er dem Mädchen auf das Grundstück gefolgt war, sondern brach rücksichtslos durch das hindurch, was die Flammen und die Reifen der Feuerwehrwagen von der Hecke übrig gelassen hatten. Die Straße lag nahezu menschenleer vor ihm Der Aston Martin stand noch immer genau so da, wie er ihn zurückgelassen hatte – mit laufendem Motor und offener Fahrertür. Will sah sogar noch den riesigen schwarzen Kombi auf der anderen Straßenseite, der mit ebenfalls laufendem Motor, dafür aber mit geschlossenen Türen und eingeschalteten Scheinwerfern dastand, aber ihm blieb keine Zeit, diesem Bild irgendeinen Sinn abzugewinnen. Die Gestalt tauchte

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