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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hatten antreten müssen, aber was ihm hier fehlte, waren die Steuerungstasten, mit deren Hilfe er über seine Gegner hinweghüpfen oder sie mit einem Karatetritt an die gegenüberliegende Wand donnern konnte.
    Angela dagegen schien über das Äquivalent dieser Tasten zu verfügen. Ihre Hand folgte ihm mit geradezu atemberaubender Geschwindigkeit. Dazu war ihr Elektroschocker offensichtlich eine High-Tech-Ausführung, denn nur einen Sekundenbruchteil nach der ersten Ladung entlud sich die zweite, diesmal so nah an seinem Gesicht, dass er das Kribbeln des elektromagnetischen Felds an seiner Wange spüren konnte; eine Atempause durch die Notwendigkeit, dass das Gerät wieder genug Spannung aufbaute, um sich erneut mit voller Kraft entladen zu können, schien ihm nicht vergönnt zu sein.
    Ganz abgesehen davon, bezweifelte er, dass Angela die Waffe brauchte, um ihn außer Gefecht zu setzen. Er tauchte unter ihrem Arm weg, als sie den dritten Angriff in blitzschneller Folge absolvieren wollte, und diesmal zischte etwas an seinem Hinterkopf, und gleichzeitig traf ihn ein Schlag. Will glaubte bereits die Hochspannung durch seinen Körper zucken zu fühlen, die von hochgezüchteten Blockbatterien über eine ausgetüftelte Elektronik schlagartig abgegeben wurde, während er hart und weit weniger elegant auf dem Bett aufschlug als geplant. Aber es dauerte nur einen Sekundenbruchteil, bis er seinen Irrtum erkannte; seine Umgehung verschwamm einen Moment vor seinen Augen, was teilweise daran lag, dass sein Gesicht in die Bettdecke drückte, und zum Teil, weil ihn Angela beinahe knock-out geschlagen hatte –wahrscheinlich mit dem Griff ihrer Waffe.
    Will durchzuckte der Gedanke, dass es vielleicht das Klügste wäre, einfach liegen zu bleiben – bis Martina aufschrie. Instinktiv rollte er sich zur Seite, und das offensichtlich keinen Augenblick zu früh. Nachdem ihr erster Überraschungsangriff mit dem Elektroschocker schief gegangen war, änderte Angela ihre Taktik. Statt auf Technik verließ sie sich auf das, was man nur in jahrelangem harten Training lernen konnte; in ihrem Fall hatten sie wahrscheinlich endlose Privatstunden in einem Dojo schließlich dazu befähigt, sich blitzschnell auf jede neue Situation einzustellen.
    Ihr Fuß traf genau dort das Bett, wo noch eben sein Kopf gelegen hatte. Wenn Will noch Zweifel daran gehabt hätte, dass Angela es ernst meinte, dann wären sie in diesem Moment erstorben. Wenn sie ihn gleich mit dem Schocker hätte ausschalten können, hätte sie es wahrscheinlich dabei bewenden lassen, sich an der Lektion zu erfreuen, die sie ihm damit verpasst hätte. Aber jetzt, nachdem er sich erdreistet hatte, sich relativ erfolgreich zu wehren, reagierte sie wie ein gereiztes Raubtier, das sich der sicher geglaubten Beute beraubt sieht.
    Auch Will ließ alle Zurückhaltung fahren. Seine Hände zuckten vor, und bevor sie den Fuß hatte wieder zurückziehen können, erwischte er ihren Fuß am Knöchel und zog daran. Einem weniger geübten Gegner hätte er sicherlich damit den Standfuß weggerissen. Angela machte jedoch nicht den Fehler, mit wild rudernden Armen nach hinten zu taumeln – und damit letztendlich ihren eigenen Sturz zu unterstützen –, sondern sie warf sich ganz im Gegenteil mit gebeugtem Oberkörper nach vorne. Mit kampfbereit vorgestreckten Händen stürzte sie Will entgegen.
    Will gelang es erst im buchstäblich letzten Sekundenbruchteil, sich herumzuwerfen und sein Knie hochzureißen. Angela hatte zu viel Schwung drauf, um jetzt noch ausweichen zu können, doch immerhin gelang es ihr, sich nach links fallen zu lassen, so dass Wills Knie nicht mit voller Wucht in ihre Rippen knallte und sie brach, sondern nur seitlich an ihnen vorbeischrammte. Angela stieß einen Schrei aus, der fast empört klang, und schlug noch im Fallen mit dem Handrücken in sein Gesicht. Wenn sie sein Nasenbein getroffen hätte, hätte sie es ihm wahrscheinlich in den Schädel geschlagen, aber auch so war der Schlag hart genug; Will hatte das Gefühl, als würde sein Wangenknochen splittern, und er sah Sterne.
    Es war der abenteuerlichste Tanz, den er je mit einer Frau im Bett aufgeführt hatte. Nur leider fehlte dabei jede erotische Komponente. Während sich Wills Hände in den Bettkasten krallten und er sich mit einem riesigen Ruck nach vorne zog – nur weg von der durchgeknallten Angela –, glitten ihre Hände über seinen Rücken und versuchten sich einzukrallen. Will wusste nicht, wie weit Angela gehen

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