Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
würde, wenn sie ihn jetzt erwischte, aber er hatte auch nicht vor, das herauszufinden. Er zog das linke Knie an und ließ den Fuß vorschnellen. Irgendetwas traf er; Angela stieß ein röchelndes Geräusch aus, und dann glitten ihre Hände von seinem Rücken ab.
    Das war die Atempause, die er brauchte, um sich endgültig nach vorne zu ziehen und aus dem Bett fallen zu lassen. Fast wie ein nasser Sack schlug er auf dem Boden auf. Obwohl der Kampf bislang höchstens eine Minute dauerte und ihm nicht allzu viel Aktionen abverlangt hatte, fühlte er sich bereits vollkommen ausgepowert. Angelas Schlag hatte ihn doch wohl härter getroffen, als er wahrhaben wollte. Er musste machen, dass er aus diesem Zimmer herauskam und so viel Abstand wie möglich zwischen sich und die Verrückte brachte.
    Angela schien ihn aber nicht entkommen lassen zu wollen. Erneut setzte sie den Elektroschocker ein – doch diesmal auf eine Art, die sicherlich nicht in der Gebrauchsanweisung stand: Sie warf ihn. Der Grund dafür war mehr als offensichtlich; so wirkungsvoll das Gerät auch war, war er doch nicht mehr als eine Nahkampfwaffe, die bereits aus einer Entfernung von einem Meter ihre verheerende Wirkung nicht mehr entfalten konnte. Auf die Ferne taugte er höchstens noch als Wurfgeschoss. Aber da war er recht wirksam, zumindest, wenn er von jemandem eingesetzt wurde, der sich auf so plötzliche Kraftentfaltung verstand wie Angela.
    Will wurde hart am Hinterkopf getroffen, und das gerade in dem Moment, in dem er sich wieder aufrappeln wollte. Sein Kopf wippte nach vorne, und auch seine Arme wollten einknicken, doch das konnte er nicht zulassen; er versuchte trotz allem, auf die Beine zu kommen.
    Da kam jemand heran, an den er in den letzten Sekunden keine Gedanken mehr verschwendet hatte: Martina. Zuerst sah er nichts weiter als ihre Füße und dann ihre Beine vor sich, doch schon im nächsten Moment tauchte ihr Gesicht vor ihm auf, als sie sich zu ihm herabbückte und ihn grob unter die Arme packte, um ihn hochzuziehen. »Schluss jetzt«, brüllte sie dabei, aber sie sah nicht Will an, sondern jemand hinter ihm.
    Will kam hoch, nickte Martina in einer der Situation vollkommen unangemessenen Geste dankbar zu und drehte sich dann um –gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Angela in Kampfposition ging. Selbst wenn Will in einer besseren Verfassung gewesen wäre, hätte er ihr wohl kaum noch ausweichen können. Doch so war er vollkommen überfordert. Wahrscheinlich hatte Martina im Detail mitbekommen, wie Angela aus dem Bett gesprungen war und sich erneut auf Will stürzen wollte; jedenfalls reagierte sie mit einer Kaltblütigkeit und Entschlossenheit, die Will ihr niemals zugetraut hätte.
    Sie sprang vor, gerade als Angela ihre Faust in dem typisch gedrehten Schlag abfeuerte, der für Karatekämpfer und nicht für Boxer typisch war – und der seine schreckliche Schlagenergie genau auf den Punkt konzentrierte, auf dem er auftraf. Es war wohl Wills Kinn gewesen, auf den der Schlag gezielt war, doch jetzt traf er Martina; gottlob nicht am Kinn oder Kopf, aber doch an der Schulter, als Angela im letzten Moment den Schlag noch in eine andere Richtung hatte lenken wollen. Die Wirkung war trotz allem verheerend. Martina wurde zur Seite geschleudert. Ihr linker Arm flog hoch und traf Will, eine im Verhältnis zu dem, was ihn erwartet hätte, wenn er Angelas Schlag abbekommen hätte, sicherlich harmlose Berührung, die aber dennoch ausreichte, um ihn einen Schritt zurücktaumeln zu lassen. Bevor er auch nur im Entferntesten entscheiden konnte, was er nun tun konnte, um diesen Wahnsinn zu beenden, glaubte er vom Fenster aus einen spitzen Aufschrei zu hören.
    Duffy! Sie musste genauso fassungslos wie Will über Angelas Angriff sein – die ihre über alles verhasste Halbschwester war, was er mittlerweile mehr als nachvollziehen konnte –, und es war nicht auszuschließen, dass sie jetzt hervorstürmte und ebenfalls etwas sehr Dummes tat. Will konnte und wollte nicht zulassen, dass sie auch noch in die Auseinandersetzung mit hineingezogen wurde. Mit einem raschen Schritt ging er auf den Vorhang zu. Es war ihm mittlerweile vollkommen egal, ob die beiden Frauen hinter ihm mitbekamen, dass Duffy sich aus ihrem unterirdischen Kerker befreit hatte. Vielleicht konnte er ja sogar Angelas Ausbruch damit beenden, indem er den Vorhang beiseite zog.
    Dass der bizarre Kampf erst der Auftakt zu einer wirklichen Katastrophe werden sollte, begriff Will, als

Weitere Kostenlose Bücher