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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sein Blick auf den Fußboden zwischen Bett und Fenster fiel. Etwas Kleines, Helles schien dort am Boden entlangzuhuschen, etwas, das wie das vom Sonnenlicht angestrahlte Gewimmel eines Schlangennestes wirkte, aber schon auf den zweiten Blick erkannte Will, dass es sich in Wahrheit um etwas ganz anderes, ihm leider mittlerweile nur zu Bekanntes handelte: um ein Flammennest. Es waren noch winzige, züngelnde Flammen, aber sie breiteten sich mit einer erschreckenden Unruhe aus, und als Will stehen blieb und seinen Blick über das teure Parkett und die schweren Bettvorleger wandern ließ, erkannte er, dass es bei weitem nicht die einzige Stelle war, an der die Flammen fast lüstern emporschossen.
    »Du verdammter Idiot!«, schrie Angela hinter ihm her. Nur ganz am Rande nahm Will wahr, dass er damit gemeint war, während sich Angelas nächste Worte an Martina richteten.
    »Das wollte ich nicht«, stammelte sie. »Bitte, mein Liebling –glaube mir, dass ich das nicht wollte. Ich wollte doch nur diesem Idioten klar machen, dass er zu weit geht, wenn er glaubt, wieder etwas mit dir anfangen zu können.«
    Will stand vollkommen erstarrt da. Er hätte versuchen können, die Flammennester auszutreten. Aber er ahnte, dass ihm das nicht gelingen würde. Er verstand weiß Gott nicht viel von Pyromanen und Brandbeschleunigern und dem ganzen Mist; aber dass das hier kein normaler Feuerausbruch war, war ihm sofort klar. Hier wiederholte sich etwas, eine alte Geschichte, in die er spätestens hineingezogen worden war, als er in das vollkommen niedergebrannte Haus hineingestolpert war, nachdem er Duffy angefahren hatte. Und auch hier glaubte er wieder die Anwesenheit von etwas Mächtigem zu spüren, von etwas Gestaltlosem, das dennoch überall um ihn herum war – so als wäre die Bosheit des Feuers hier die ganze Zeit eingeschlossen gewesen und würde sich jetzt aus ihrem Gefängnis befreien, um alles zu verschlingen, was sich ihr in den Weg stellte.
    Martina murmelte etwas, ihre Stimme klang bitter und voller Vorwürfe, aber genauso wie Angela schien sie noch gar nicht begriffen zu haben, was hier gerade geschah. Was hatte Martina gesagt? Dass Duffy eine Pyromanin war und mit allem spielte, was leicht entzündlich war und in großen Brandkatastrophen enden konnte? Er hatte es nicht wahrhaben wollen. Aber Tatsache war, dass Duffy während ihres Streits hier am Fenster gestanden hatte, und Tatsache war, dass jetzt genau um diesen Platz herum ein Feuer ausbrach, das aussah, als hätte jemand eine leicht entzündbare Flüssigkeit über den Boden geträufelt und dann mit einer Zündschnur oder etwas Ähnlichem an mehreren Stellen gleichzeitig zum Ausbruch gebracht. Er spürte, wie ihm Entsetzen den Rücken hochkroch, wie er es noch nie zuvor empfunden hatte.
    Mit einem Satz war er beim Fenster und riss den Vorhang beiseite. Der Platz dahinter war leer. Duffy war nicht mehr da.

Kapitel 25
    Von einem Moment auf den anderen brach die Hölle los. Es waren plötzlich nicht mehr nur einzelne Feuernester, die jedes für sich kaum gefährlicher waren als das, was passieren konnte, wenn eine Kerze umkippte und die nächste Umgebung in Brand setzte. Es war ein einziges Flammenmeer, in dem Will plötzlich stand. Eine der beiden Frauen hinter ihm schrie irgendetwas, das er nicht verstand. Aber darum konnte er sich im Moment nicht im Geringsten kümmern. Mit einem Satz war er beim Fenster. Die Schwärze dahinter war fast erschreckender als die Feuerwand, in der er stand, denn sie war absolut. Trotzdem zögerte er nicht einen Sekundenbruchteil; er packte den Fenstergriff und zerrte mit aller Gewalt daran. Das verdammte Ding klemmte, oder vielleicht war es auch verriegelt – möglicherweise, um ihn genau an dem zu hindern, was er jetzt vorhatte, nämlich diesem ganzen Wahnsinn zu entfliehen.
    Aber wo war Duffy geblieben? Will drehte sich einmal um die eigene Achse, während er einen wahren Stepptanz aufführte, um den Flammen so wenig Angriffsmöglichkeit wie möglich zu bieten. Von dem Mädchen, seiner Tochter, war nichts zu sehen. Das Bett hatte bereits zu brennen begonnen, und auch wenn es ein noch fast zögerndes, fast liebkosend wirkendes Zischeln war, das das Überbett erfasst hatte, war ihm doch klar, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bevor das Ganze hochging – als hätte jemand Benzin über das Bettzeug ausgegossen. Doch wo verdammt noch mal war Duffy?
    Martina und Angela waren mittlerweile zur Tür geeilt. Will konnte es ihnen nicht

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