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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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des Wagens zu werden, den er einst für Georg und dann von Georg geklaut hatte …
    Dann war der Jaguar auch schon heran, laut brüllend, als erfülle ihn eine bösartige Intelligenz, die ihn dazu trieb, sich sein Opfer eigenständig zu suchen und nicht eher von ihm abzulassen, bis es tot am Boden lag. Der Scheinwerferkegel erfasste Will, und die Welt löste sich in einem grellen Lichtermeer auf, in dem es keine Konturen mehr gab und Entfernungen wie durch Zauberhand zu schrumpfen schienen. Will stieß sich ab. Das Funkgerät entglitt seinen feuchten Händen und polterte zu Boden; er merkte es nicht einmal.
    Die Bremsen quietschten, aber der Wagen war zu schnell. Er stellte sich quer, tauchte das Feld in grelles Licht und ließ Will in den Schlagschatten abtauchen. Das Heck schien die Motorhaube überholen zu wollen; es kam nach vorne, und Will sah plötzlich die roten Rücklichter des Jaguars auf sich zusausen wie die Augen eines angreifenden Raubtiers. Er stieß einen Schrei aus, der sich mit dem Quietschen der Bremsen und dem Aufheulen des ausgekuppelten Motors zu einem einzigen infernalischen Aufschrei vereinte. Er spürte, wie etwas an seinem Bein vorbeischrappte, dann traf etwas sein Knie, und er wurde nach vorne geschleudert, weg von der Straße.
    … und schlitterte den Pfad hinab, unfähig, den Sturz aufzuhalten. Das Schwert sauste davon, schnitt durch einen Busch, überschlug sich ein paarmal – und verschwand dann aus meinem Sichtfeld. Unwichtig.
    Die Flammen hatten ihr Werk noch längst nicht vollendet, aber sie hatten sich verändert, tobten nicht länger mehr im Herzen der Feuersbrunst, der die Gebäude zum Opfer gefallen waren, richteten sich nicht mehr länger gegen alles, was ihnen in den Weg kam, sondern züngelten mit ihrem gierigen, seltsam kalt wirkenden Licht direkt auf mich zu. Es kam mir vor, als seien es die Tentakel eines Ungeheuers, die auf mich zuzuckten, und etwas griff nach mir, auf eine vollkommen unbegreifliche, beängstigende und doch nur zu bekannte Weise.
    Ich kümmerte mich nicht darum, eilte weiter, angetrieben nur durch die Hoffnung, Ida in den qualmenden Trümmern vorzufinden, doch ich hatte den tückisch glatten Untergrund unterschätzt, und die Boshaftigkeit Eimyrjas, die mir einen Stoß versetzte, als ich an ihr vorbeieilte. Meine Beine wurden mir förmlich unter dem Leib hinweggerissen, und ich riss die Arme hoch in dem verzweifelten Versuch, doch noch im letzten Augenblick das Gleichgewicht wiederzufinden.
    Wahrscheinlich rettete ihm das sein Leben. Der Jaguar drehte sich einmal um seine eigene Achse, und Will flog durch die Luft und krachte so hart auf dem Boden auf, dass ein scharfer Schmerz durch seinen Rücken jagte und ihm die Luft wegblieb. Einen zittrigen Augenblick lang war nur Schwärze um ihn, eine so allumfassende Dunkelheit, als wäre er in ein tiefes Loch gefallen statt auf matschigen Boden, und er spürte die Bewusstlosigkeit nach ihm greifen, um ihn mit sich zu reißen, nur fort aus der Realität …
    Aber Duffy war im Auto!
    Er hörte, was hinter ihm geschah, und längst bevor er versuchte, sich hochzustemmen und umzudrehen, begriff er, was jetzt geschehen würde. Ein stummer Aufschrei entrang sich ihm, während seine Hände sinnlose, unkontrollierte Bewegungen machten. Dann endlich hatte er sich in halb sitzende Position umgedreht. Er blickte über die Schulter zurück. Fassungslos sah er mit an, wie der Jaguar in einer letzten Kreiselbewegung auf den Straßengraben zurutschte. Er glaubte den Fahrer zu sehen, eine fast kaum wahrnehmbare Silhouette, von der nicht viel mehr erkennbar war als die hektischen Armbewegungen, mit denen er die Kontrolle über den schweren Wagen wiederzuerlangen versuchte. Als wäre der Jaguar ein Kinderkreisel, drehte er sich unbeirrt weiter. Dann tauchte das rechte Vorderrad in den abfallenden Untergrund ein, das Heck kam hoch, und einen Augenblick schien die Zeit stehen zu bleiben, als die Hinterräder sich in der Luft drehten und die Nase des Wagens in den Straßengraben abtauchte. Der Wagen rutschte nicht die Böschung herunter, um dort die Höllenfahrt zu beenden und stecken zu bleiben, dazu drückte ihn immer noch viel zu viel Bewegungsenergie voran; er überschlug sich.
    Will sah mit einer Mischung aus Entsetzen und morbider Faszination zu, wie das Dach auf dem gegenüberliegenden Rand des Grabens aufschlug. Die Schnauze des Jaguars grub den Boden regelrecht um, kam auf der anderen Seite wieder hoch. Eine Fontäne aus

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