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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Zuhälter kaum an Zufall glauben, und Georg war alles andere als dämlich. Leider.
    Ohne weiter zu zögern, wandte sich Will um und wollte gehen. »He!«, rief ihm Angela nach. »Du hast was vergessen! Dein komisches Uralt-Handy.«
    Will blieb wieder stehen, drehte sich um und nickte ihr dankbar zu, als sie ihm das Gerät in die Hand drückte. Es hätte noch gefehlt, dass er das Funkgerät vergessen hätte. Wenn sie losgefahren wäre, ohne es zu bemerken, bis es von selbst von der Motorhaube gerutscht wäre, hätte er es mit Sicherheit abschreiben können.
    »Also dann«, sagte Angela. Sie wirkte einen Moment fast unbeholfen, so als wüsste sie nicht, ob sie ihn wirklich einfach gehen lassen sollte. »Alles Gute.«
    »Ja, danke«, sagte Will steif. »Aber sehen Sie sich vor, wenn Sie weiterfahren. Es läuft hier allerlei Gesindel herum.«
    Dann drehte er sich endgültig um und stapfte los. Er zählte die ersten vier, fünf Schritte mit in der Hoffnung, sich damit ablenken zu können, bis sich sein Kreislauf wieder einigermaßen stabilisiert hatte. Es funktionierte tatsächlich, allerdings anders, als er vermutet hatte. Statt sich besser zu fühlen, wurde es eher schlimmer Der improvisierte Poncho hielt den Regen zwar – vorerst – ab, doch die Zwangspause hatte ihm gar nicht gut getan. Es schien ihm beinahe so, als hätte sie seine letzten Energiereserven aufgebraucht, statt seine Batterien wieder aufzuladen. Vielleicht war es aber auch nur die Vorstellung gewesen, in ein Auto steigen zu können, die ihn schwächeln ließ. Aber das konnte er sich ja jetzt abschminken, Angela sei Dank. Mit ihrem schwachsinnigen Manöver hatte sie nicht nur ihn – und damit letztlich auch Duffy – in Gefahr gebracht, sondern ihm auch noch Hoffnungen gemacht, die sie am Ende nicht hatte einlösen können.
    Er wusste, dass es ziemlicher Schwachsinn war, den er da dachte. Angela hatte ihre Sache gut gemacht, und im Grunde war er froh, dass sie ihm trotz der klaren Absprache, sich nicht einzumischen, gefolgt war. Es tat gut, zu wissen, dass er nicht ganz alleine Georgs kleinem perversen Spielchen ausgeliefert war.
    Und doch … vielleicht waren es die Augen einer Hohepriesterin, die ihn misstrauisch stimmten. Angela eine Verbündete? Oder war sie nicht eher gekommen, um ihn für seinen Frevel zu bestrafen?
    Er verscheuchte den Gedanken. Es war schlimm genug, dass ihn Visionen heimsuchten, ohne dass er sie stoppen konnte. Er durfte sich nicht von ihnen verrückt machen lassen.
    Angela musste den Anlasser ein paarmal orgeln lassen, bevor der Polo ansprang. Es versetzte Will einen scharfen Stich, als er hörte, wie sie losfuhr und ziemlich scharf hochschaltete, bis sie dann im vierten Gang vor sich hin tuckerte. Er musste sich zusammenreißen, um sich nicht umzudrehen und ihr nachzusehen.
    »Sag mal, du Quatschkopf, was sollte denn das?«, drang Georgs Stimme aus dem Funkgerät, als er gerade die nächste lang gestreckte Kehre hinter sich gebracht hatte und sich zu fragen begann, ob die Straße denn überhaupt noch ein Ende nahm.
    »Was?«, fragte Will müde.
    »Ich hab nichts davon gesagt, dass du mit der Alten flirten sollst, als ob du eine Familie mit ihr gründen willst«, maulte Georg.
    »Hab ich das?«, murmelte Will. »Ich dachte eher, ich hätte sie ganz gut abgewimmelt.«
    »Hast du nicht«, sagte Georg. »Du hättest sie zurückschicken sollen. Wo will die überhaupt hin?«
    Will starrte vor sich hin in das unendliche, nasse Treiben, und als er einen Moment lang die Augen schloss, drehten sich die fernen Lichter der Autobahn um ihn wie ein bizarres Karussell. Er hörte, dass Georg eine weitere Frage stellte, er hörte, dass er anfing, lauter zu werden. Aber es berührte ihn nicht wirklich. Entscheidend war nur, dass er einen Fuß vor den anderen setzte, unermüdlich, als wollte er bis nach Neapel laufen. Er wusste nicht, wie weit Georg bei diesem bizarren Racheritual gehen würde, dessen einziger Höhepunkt sicherlich nicht die Entführung von Duffy war. Er wollte auch nicht daran denken, was noch alles passieren konnte. Er war zu nichts anderem mehr fähig, als einfach stur weiterzulaufen. Mit einer Beharrlichkeit, die keinen Platz mehr für irgendetwas anderes ließ, spulte er das nasse Band dieser endlos wirkenden Straße ab, die wahrscheinlich ins Nirgendwo führte und nicht zu der Belohnung, die ihm Georg versprochen hatte.
    »He, verdammt noch mal!«, brüllte Georg schließlich. »Hörst du mir denn überhaupt zu?«
    Will

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