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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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beobachtet hatte. »Er hat etwas vor«, sagte sie tonlos. »Etwas Ungeheuerliches. Und ich fürchte, er könnte Erfolg haben.«
    »Was?!?«, fragten Will und Angela wie aus einem Munde.
    »Das ist eine sehr gut Frage«, sagte Martina auf die gleiche schrecklich emotionslose Art wie zuvor. Sie drehte den Kopf halb in Wills Richtung und brachte das Kunststück fertig, ihm fast in die Augen zu starren, ohne ihn wirklich anzusehen. Vielleicht kam dieser Effekt aber auch nur durch ihre vollkommen geistesabwesend wirkende Art zustande. »Wenn er es schafft, einen Keil zwischen euch zu treiben, wenn es ihm gelingt, euch voneinander fern zu halten – dann könnte das verheerende Folgen haben.«
    »Wovon sprichst du?«, fragte Angela, bevor Will auch nur dazu kam, den Mund aufzumachen.
    »Von der Offenbarung.« Martina zögerte leicht, bevor sie weitersprach. »Oder auch von nichts. Von dem Nichts, das zwischen zwei Menschen ist, die sich nichts mehr zu sagen haben. Von dem Nichts, das alles zum Erlöschen bringt, nicht nur jede Zuneigung, sondern auch die Möglichkeit, je wieder aufeinander zuzugehen.«
    Angela öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen, aber dann schüttelte sie nur den Kopf, steckte mit einer energisch wirkenden Bewegung ihre Hände in die Jackentaschen und starrte trotzig in die gleiche Richtung, in die Martina geblickt hatte, bevor sie sich wieder halb zu Will umgedreht hatte.
    Will wartete noch einen Moment, unfähig, Martinas Worte in Beziehung zu dem zu bringen, was vor ihm lag. Hatte sie ihn und Duffy gemeint, oder spielte sie auf die verblichene Liebesbeziehung zwischen ihnen beiden an – oder auf beides oder nichts von alledem? Die beiden Frauen taten ihm nicht den Gefallen, ihn aus seiner Ungewissheit zu befreien, sie blieben stumm, und Will verbiss sich die Frage, die ihm auf der Zunge lag, schon allein, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren.
    »Lass nicht zu, dass Kälte zwischen euch kommt«, murmelte Martina schließlich, als Will schon gar nicht mehr mit einer weiteren Erklärung gerechnet hatte.
    »Welche Kälte?«, fragte Will rasch.
    Martina zuckte nur mit den Schultern und wandte sich ab. »Ich bete zu Gott, dass du nie begreifen wirst, was ich damit gemeint habe.«
    Ihre Stimme war bei den letzten Worten zu einem fast unverständlichen Flüstern herabgesunken, und Will begriff, dass er keine weiteren Antworten mehr kriegen würde. »Ich werde Duffy zurückbringen«, sagte er schließlich, nachdem er trotzdem noch eine Weile gewartet hatte, und wandte sich ab. Er hätte es keine Sekunde länger ertragen, Martina in diesem versteinerten Zustand zu sehen.
    Als er fünf Minuten später im Auto saß, war er sich alles andere als sicher, ob er sein Versprechen würde halten können. Er war kaum in der Lage zu fahren. Irgendetwas schien mit seinen Augen nicht zu stimmen. Die Wagen vor ihm waren kaum mehr als konturlose Schemen, und ihre Rücklichter tanzten vor seinen Augen, als ob sie nicht auf einer asphaltierten Straße, sondern auf einem holprigen Feldweg fahren würden. Er begriff, dass er angeschlagener war, als er geglaubt hatte. Es wäre wahrscheinlich klüger gewesen, ein Taxi zu nehmen, statt selbst zu fahren, aber jetzt war es zu spät. Irgendwo anzuhalten und ein Taxi zu rufen, das dann mit etwas Glück zehn oder fünfzehn Minuten später kam, würde den Großteil des zeitlichen Vorteils aufzehren, den er sich erarbeitet hatte. Nein, er musste es so durchziehen, wie er es von Anfang an geplant hatte.
    Er war noch nicht weit gekommen, als er hinter sich eine Sirene hörte. Obwohl er sicher war, dass das nichts mit ihm zu tun haben konnte, erschrak er so sehr, dass er um ein Haar das Steuer verrissen hätte, und sah fast panisch in den Rückspiegel. Im ersten Moment bemerkte er nichts, dann tauchte ein blitzendes blaues Licht darin auf, verschwand hinter einer Biegung und erschien wieder, und Wills rasender Pulsschlag begann sich zu beruhigen, als er sah, dass es kein Polizeiwagen war, sondern die Feuerwehr. Wie passend. Er nahm den Fuß vom Gas und ließ den Löschzug langsam aufholen, wobei er ihn aufmerksam im Rückspiegel im Auge behielt. Wahrscheinlich war es nur Zufall – aber Will war misstrauisch geworden, was komische Zufälle anging. Vielleicht gab es so etwas wie Zufall ja gar nicht; und wenn, dann bedeutete es möglicherweise etwas radikal anderes, als er und die meisten anderen bisher darunter verstanden hatten. Er hatte nichts zu verlieren, wenn er auf Nummer Sicher

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