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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Frage nach. »Nein, wohl nicht«, sagte er dann. »Georg wird dieses Spiel so weit treiben, bis er mich am Boden hat.«
    »Dann soll er Duffy da rauslassen«, sagte Martina scharf.
    Will zuckte zusammen. Martina sprach nur das aus, was er die ganze Zeit über schon gedacht hatte. Aber aus ihrem Mund klang es anders – verletzend und irgendwie endgültig.
    So endgültig wie das Ende ihrer Beziehung?
    Es war absolut der falsche Zeitpunkt, sich darüber Gedanken zu machen. Es war schon eher die Frage, ob er wirklich den einsamen Cowboy spielen sollte, der im Alleingang ein ganzes Räubernest ausräuchern wollte. Seine einzige Chance war, das perfide Spiel vorzeitig zu Ende zu bringen, das ihm Georg aufgezwungen hatte –ohne sich durch Duffy dabei geradewegs in den Boden zu rammen.
    »Du kannst es dir noch einmal überlegen«, sagte Martina, als hätte sie seinen Gedanken erraten.
    Will schüttelte den Kopf. »Da gibt es nichts zu überlegen«, sagte er beinahe schroff. »Wir haben nur die Möglichkeit, die Bullen die Sache erledigen zu lassen – oder es auf meinen Alleingang ankommen zu lassen.«
    Martinas ohnehin nur zaghafter Widerstand brach zusammen. Will erkannte es an ihren Augen. Sie flackerten kurz auf, und dann schien etwas in ihnen zu erlöschen. »Ich habe nie viel von deinen Unternehmungen gehalten«, sagte sie leise. »Und du hast dich erschreckend oft schnappen lassen. Sieh zu, dass das jetzt nicht wieder passiert. Diesmal stehen nicht nur ein paar Jahre Gefängnis für dich auf dem Spiel – diesmal geht es um das Schicksal meiner Tochter.«
    Unsere Tochter, hätte sie Will beinahe berichtigt. Aber das ließ er dann doch. Auch dafür war nicht der richtige Zeitpunkt. Und ob er jemals kam – das hatte nicht er alleine in der Hand.
    Martina streckte die Hand mit dem Aktenkoffer vor. Es hatte etwas Endgültiges.
    Will wollte nach dem Aktenkoffer greifen und ihn an sich nehmen, aber Martina zog ihn schnell wieder zurück. »Warte«, sagte sie. »Nimm nicht den Polo. Selbst wenn du ihn ein Stück weit entfernt von Georg parkst – er könnte dich damit sehen. Und eine Verbindung zu der alten Klapperkiste herstellen, mit der Angela vorhin neben dir gehalten hat …«
    »Das hat er vielleicht sowieso schon getan«, unterbrach Will Martina. »Ich weiß nicht, wie lange er mich unter Beobachtung gehalten hat. Möglicherweise lange genug, um mich bei Angela zusteigen zu sehen.«
    »Das sind doch Spekulationen, und all das bringt uns nicht weiter«, mischte sich Angela ein. Sie packte den Griff der Aktentasche und entwand ihn Martina geradezu. »Hier«, sagte sie, während sie Will die Tasche entgegenhielt. »Nimm die einhundertzwanzigtausend Euro und den Mercedes und werd glücklich damit.«
    So, wie sie es sagte, klang es beinahe so, als unterstelle sie Will ernsthaft, dass er mit dem Geld abhauen wolle. Aber er war sich in diesem Punkt alles andere als sicher. Angela war nicht der Typ, der ihn mit einer bösen Bemerkung entschwinden lassen würde; sie würde ihm eher eine ihrer Spezialbehandlungen mit dem Elektroschocker angedeihen lassen. »Vielen Dank für deinen Zuspruch«, sagte Will dann auch. »Ich kann ein paar aufmunternde Worte gebrauchen.«
    Angela nickte grimmig, drehte sich zum Mercedes um und riss die Fahrertür auf, um den Aktenkoffer hineinzuschmeißen. »Dann verschwende nicht noch mehr Zeit«, sagte sie. »Verschwinde endlich.«
    Sie hatte natürlich Recht. Trotzdem hätte ihr Will am liebsten ein paar Takte dazu gesagt. Martina zuliebe ließ er das sein.
    Als er an ihr vorbeiging, griff Martina nach seiner Hand und drückte sie so fest, als wolle sie ihn nicht gehen lassen. Es war eine vertraut wirkende Geste, die Will an alte Zeiten erinnerte. Aber er widerstand der Versuchung, sie entsprechend zu interpretieren.
    »Bring mir meine Tochter wieder«, sagte sie leise.
    »Und tritt Georg so kräftig in den Arsch, dass er bis zum Mond fliegt«, ergänzte Angela in ihrer herzerfrischenden Art. Will schenkte ihr keinen Blick. Dafür sah er Martina einen Herzschlag lang tief in die Augen. »Ich verspreche es dir«, sagte er. »Ich werde dir Duffy wiederbringen.«
    Martina nickte nur kurz, doch dann, gerade in dem Moment, in dem sich Will abwenden wollte, tat sie etwas sehr Merkwürdiges: Sie hob den Kopf und sah in die Richtung, in der in etlichen Straßenkreuzungen Entfernung Georgs Etablissement lag, und ihr Gesicht versteinerte augenblicklich auf eine Art, wie es Will noch nie zuvor an ihr

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