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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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muss nicht zwingend sein, dass wir auf verschiedenen Seiten stehen. Es ist nur entscheidend, dass wir die Aufgabe lösen, die man uns aufgetragen hat.«
    Will hätte am liebsten laut aufgelacht. Die ganzen letzten Tage hatte er befürchtet, den Verstand zu verlieren, hatte geglaubt, die Grenze zwischen Realität und Wahn endgültig zu durchbrechen, um sich in irgendwelchen dubiosen und vollkommen lächerlichen Fantasien zu verstricken, in denen ausgebrannte Häuser, mittelalterliche Gewölbe und archaische Schmieden eine Rolle spielten.
    Was für eine Verkennung der Tatsachen, was für ein grandioser Witz. Georg war eindeutig der Verrücktere von ihnen beiden.
    »Aber wir sind nicht die Einzigen, die in dieses Spiel mit einbezogen sind. Es sind nicht nur wir beteiligt, Will, sondern auch immer Frauen. Und nicht irgendwelche Frauen. Sondern solche, die mit geradezu elementarer Wucht in unser Leben getreten sind.«
    »So wie Angela, die mich gleich am ersten Tag unserer Bekanntschaft zusammenschlagen wollte«, sagte Will fast gegen seinen Willen.
    Georg wirkte überrascht. »Ja, Will, da hast du verdammt Recht. So wie Angela. Aber auch die erste Begegnung mit Duffy war ja wohl nicht gerade auf Rosen gebettet, oder? Erst hast du ihr mit der Stoßstange des geklauten Aston Martin einen kräftigen Schubs verpasst, und dann hat sie dir fast das Fleisch vom Handrücken gekratzt, als du ihr in das Kellergewölbe nachgestiegen bist.«
    Will war total perplex über das, was er da hörte. Nicht, weil es nicht stimmte, sondern weil es ganz im Gegenteil von genauer Detailkenntnis zeugte. Aber es gab nur zwei Menschen auf der Welt, die davon wissen konnten: ihn selbst und Duffy. Und Duffy war nicht gerade der Typ, der irgendjemandem – und schon gar nicht ihrem Entführer – Dinge auf die Nase band, die ihn nichts angingen.
    »Was hast du mit ihr gemacht?«, stieß er mit einer Stimme zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, die trotz aller seiner Bemühungen nicht drohend, sondern einfach nur kläglich klang. »Ich hoffe, du hast Duffy kein Haar gekrümmt, damit sie dir verrät, wie wir uns kennen gelernt haben.«
    »Tzz, tzz, tzz«, machte Georg. »Für was hältst du mich? Für ein Monster? Ich habe deiner Tochter überhaupt nichts getan – mich nur in netter Atmosphäre ein bisschen mit ihr unterhalten. Und außerdem«, er beugte sich ein Stück vor, »was hätte mir Duffy schon verraten können, was ich nicht schon selbst wusste? Zum Beispiel, dass du ein Loser bist und bleibst. Dass du nichts auf die Reihe kriegst, egal was du anfasst.«
    Will schloss einen verzweifelten Moment lang die Augen und atmete tief durch. Er hätte Georg gerne die passende Antwort darauf gegeben. Aber in einer Situation wie der seinen erübrigte sich jeder Kommentar.
    »Außerdem sind da ein paar weibliche Wesen mehr im Spiel als nur Duffy«, fuhr Georg fort, nachdem er vergebens auf eine Antwort gewartet hatte. »Wie schon in vorgeschichtlichen Zeiten sind es drei ganz besondere Frauen, deren Schicksal miteinander verwoben ist. Ein bisschen Geschichtsunterricht gefällig, du Banause?«
    »Wenn es dir Spaß macht«, sagte Will, in diesem Moment vielleicht nur, um die grässliche Stille zu durchdringen, die sich um seine Gedanken legte und ihn wegtreiben würde in die endgültige Bewusstlosigkeit, wenn er nicht dagegen ankämpfte.
    »Vielleicht sagen dir ja die Namen Homer und Troja etwas«, sagte Georg hämisch. »Aber ich wette, du hast noch nie von den Moiren gehört, von den drei griechischen Göttinnen, die das Schicksal der Menschen bestimmt haben?« Als ihm Will den Gefallen tat und so etwas wie ein Kopfschütteln zumindest im Ansatz zustande brachte, fuhr Georg fort: »Auch die Germanen kannten drei Schicksalsgöttinnen. Nur hießen sie bei ihnen Nornen. Und immer und immer wieder bestimmen diese drei Frauen das Schicksal der Menschen.«
    »So wie das Frauen eben tun«, brachte Will mit dem letzten Rest seiner Selbstbeherrschung hervor. »Aber warum erzählst du mir diesen ganzen Unsinn, Georg? Ich habe dir das Geld gebracht, das du wolltest. Lass uns endlich zum Geschäft kommen. Gib Duffy frei, und wir vergessen alles andere.«
    »Nachdem ich jetzt schon so weit gegangen bin?«, fragte Georg erstaunt. »Mal ganz abgesehen davon, dass du nur einen Bruchteil der Summe dabeihast, die ich gefordert habe, würde ich mich nie darauf einlassen.«
    »Das mit dem Geld kriegen wir schon noch irgendwie hin«, sagte Will verzweifelt. »Gib mir

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