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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unsere Vorfahren noch mit anderen Menschenrassen konkurrierten.«
    Das war jetzt tatsächlich so ungefähr das Allerletzte, was Will interessierte. Ihm ging es nur noch um Duffy, und, eher am Rande, um sich selbst.
    »Wer das Feuer beherrschte, beherrschte auch die anderen«, fuhr Georg ungerührt fort. »Und daran hat sich bis heute noch nichts geändert. Nur dass die heutigen Feuerhüter mit ganz anderen Waffen spielen als mit brennenden Fackeln. Feuer. Energie. Nenn es, wie du willst. In jedem Fall ist es der Stoff, der unsere Zivilisation vorantreibt. Auch wenn du es nicht hören willst: Es ging seit Anbeginn der Zeiten um die Kraft des Feuers. Um das, was sich mit seiner Hilfe erschaffen lässt. Oder zerstören.«
    Will ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass sich die Fingernägel in seine Handflächen gruben und Blut an seinen Gelenken herab zu Boden tropfte und sich mit dem Blut vermischte, in dem er lag. Es tat weh, aber vielleicht war dieser Schmerz das Einzige, was ihn in diesem Moment noch daran hinderte, die Kontrolle über sich zu verlieren und Georg anzuschreien, dass es ihm nicht um irgendwelche Feuerspielchen ging, sondern nur darum, endlich Duffy zu sehen und sie hier herauszuholen, bevor Georg die Lust für perverse Spielchen noch weiter auf sie ausdehnte, als er es wahrscheinlich sowieso schon getan hatte.
    »Ich weiß, dass du es nicht erträgst, wenn ausgerechnet ich mit dir über die Kraft des Feuers spreche«, fuhr Georg fort. »Du spürst das alte Drängen in dir, nicht wahr? Das, was schon immer in dir war, was viel länger existiert, als du dir auch nur in deinen wildesten Träumen ausmalen kannst«
    Ja, dachte Will. Da ist etwas dran. Das Feuer des Rachedursts brennt in mir, Georg, und du musst aufpassen, dass es dich nicht verbrennt.
    »Feuer ist wild und unberechenbar«, sagte Georg gerade in dem Moment, in dem Will begann, seine Hand zusammen mit der Waffe an sich heranzuziehen, langsam und bedächtig wie ein alter Mann, der eine Lesebrille in die Hand nehmen will, und doch voller Panik, Georg könnte ihn im letzten Moment doch noch daran hindern. »Es kann Dinge von unfassbarer Härte zum Schmelzen bringen, es kann helfen, das Antlitz der Erde zu formen und zu verändern, es kann Leben spenden, aber auch Leben nehmen. Und alles das halten wir in den Händen, wenn wir es nur geschickt anstellen. Doch dazu brauchen wir den richtigen Zugang. Und dazu muss die Kraft der Kälte erst einmal wieder mit der des Feuers ins Gleichgewicht kommen.«
    Georg legte eine kleine Pause ein, wie erschöpft von dem, was er da gerade von sich gegeben hatte. Will erstarrte. Die Dinge, die er von sich gab, klangen wie das Gebrabbel eines Sektierers, der gar nicht anders kann, als an den Unsinn zu glauben, den er von sich gibt. Zu jemandem, der im Halbweltmilieu eine große Nummer war, passte das so gut wie ein Goldkettchen zu einem Priester. Georg musste vollkommen übergeschnappt sein, sich mit solchen Dingen zu beschäftigen. Aber er war zweifellos kein Dummkopf. Und so, wie er jetzt dahockte, deutete alles darauf hin, dass er auf etwas aufmerksam geworden war. Er hatte die Augen leicht zusammengekniffen und schien auf etwas zu lauschen, vielleicht auf die winzigen, schleifenden, blubbernden Geräusche, die entstanden, als Will die Hand mit der Waffe ein Stück weiter an sich herangezogen hatte.
    »So wie es aussieht, bleibt uns nicht mehr viel Zeit«, sagte Georg.
    Und dann tat er etwas, mit dem Will überhaupt nicht gerechnet hatte: Er ging aus der Hocke hoch und wandte sich, schnell und fast überstürzt, dem Ausgang zu, den Rattengesicht erst vor kurzem heruntergepoltert war, und zog eine schwarz glänzende Pistole unter seinem Jackett vor.
    Es war der Moment, in dem sich Will schwor, Duffy auf jeden Fall unbeschadet aus diesem Wahnsinn herauszuholen, auch wenn es ihn selbst das Leben kosten sollte.

BUCH VI
    Ungewiss bleibt, wo alle vereint sind,
    Der Sieggötter Söhne,
    Welcher der Unverzagteste ist:
    Mancher ist kühn, der die Klinge nie
    Barg in des andern Brust.
    Das Lied vom Drachen

Kapitel 37
    Will zögerte keine Sekunde länger. Er wusste nicht, was Georg alarmiert hatte, aber ihm war nur zu bewusst, dass er jetzt nur noch eine Chance hatte: den Elektroschocker so zu verstecken, dass er ihn sofort griffbereit hatte, wenn es hart auf hart kam. Mit einer entschlossenen Bewegung riss er die Waffe hoch, kaum dass Georg hinter der Abzweigung der nach oben führenden Treppe verschwunden war. Sie

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