Feuer: Roman (German Edition)
Stelle, an der Duffy nach wie vor angekettet an dem Felsen hing und langsam durchgegart wurde wie ein Fisch auf einem heißen Stein.
»Das war's denn wohl«, rief Georg zu ihm herauf. »Und jetzt rück den Schlangenring heraus.«
»Das kann ich nicht«, schrie Will zurück. »Ich weiß nicht, wo er ist. Und wenn du es genau wissen willst: Ich habe ihn nie gehabt!«
»Red keinen Blödsinn.« Georg nahm die Pistole hoch, unterstützte die Waffenhand mit der anderen, der linken Hand und visierte Duffy an. »Ich weiß, dass es nicht einfach sein wird. Aber nach allem, was geschehen ist, müsstest du wissen, dass ich nicht mit mir scherzen lasse.«
Das wusste Will allerdings. Er war ein Narr gewesen, auch nur eine Sekunde zu glauben, dass Georg ihn unbeschadet hier hochklettern lassen würde, um Duffy zu retten. Verzweiflung und Panik jagten in Wellen über ihn hinweg. »Ich weiß wirklich nicht, wo er sein könnte«, krächzte er hilflos.
»Aber ich weiß es!« In Georgs Stimme war keine Kälte mehr, sondern Wut, ein so gewaltiger Zorn, dass Will sogar durch den verzerrenden, aufgewallten Hitzedunst sehen konnte, wie sich sein Gesichtsausdruck veränderte, und einen schrecklichen Herzschlag lang hatte er das Gefühl, nicht in das vertraute menschliche Gesicht zu blicken, sondern in die Fratze des Wolfsgesichtigen. »Ich werfe dir das Messer hoch. Und dann wirst du dir den Fuß abhacken.«
»Ich werde was?«
»Du wirst dir den Fuß abhacken!« Georgs Stimme überschlug sich fast vor Wut. »Du kannst auch daran herumsäbeln, wenn du willst. Aber denk daran: Duffy wird hier nicht mehr lange überleben. Die Zeit läuft dir davon, Will.«
Ein Gefühl eisiger Kälte breitete sich in Wills Magen aus, und seine Knie wurden weich. Er konnte gar nicht anders, er musste Georg gehorchen, zumindest was den ersten Teil seines Befehls anging. Die Hand, mit der er sich an dem Felsen abstützte, zitterte, und seine Beine drohten wegzuknicken. Doch dann hatte er es geschafft und saß auf der Stufe, die er eben noch mit so viel Mühe erklommen hatte.
Keine Sekunde länger hätte er stehen können. Aber das machte es nicht besser. Der Stein, auf dem er saß, war fast kochend heiß. Was das für Duffy bedeutete, die ein gutes Stück über ihm angekettet war, daran wagte Will überhaupt nicht zu denken.
»Ich habe die Wahrheit erst herausgefunden, bevor ich dir und Reimann hier hinab gefolgt bin.« Georg bewegte sich auf ihn zu, langsam und schon fast grotesk vorsichtig angesichts des Chaos, das um sie tobte. »Martina und Angela sind kurz nach dir angekommen, wenn auch nicht ganz aus freien Stücken. Ich habe sie von Slavko herbringen lassen, um das Ganze etwas zu beschleunigen.«
Will hatte geglaubt, dass ihn nichts mehr würde erschüttern können. Aber das war eindeutig falsch gewesen. Martinas Name löste in ihm ein Entsetzen aus, das beinahe noch das übertraf, was er bereits empfunden hatte.
»Es war deine Schwester, die mich darauf gebracht hat, wie ich dich endgültig besiegen kann – und wie ich an den Schlangenring komme.«
»Meine Schwester?« Wills Stimme war fast nur noch ein kaum verständliches Krächzen.
»Allerdings.« Georg hatte jetzt die erste Stufe erreicht und sah zu ihm hoch. »Ich hätte ihr schon vorher die Beachtung schenken sollen, die sie verdient. Sie ist eine erstaunliche junge Frau.«
»Meine Schwester?«, wiederholte Will noch einmal.
»Angela, ja.« Georg hielt noch immer die Pistole in der Hand, aber jetzt ließ er sie plötzlich sinken, als sei es nicht mehr nötig, Will auf diese Weise unter Druck zu setzen. »Du bist der Sohn des alten Schmidt, genauso wie sie seine Tochter ist. Ich dachte, das hättest du mittlerweile begriffen.«
Das hätte er wohl begreifen müssen, nach allem, was ihm Georg von seiner Abstammung offenbart hatte, und vor allem, nachdem er sich wieder schemenhaft an seinen Vater und seine Herkunft erinnert hatte. Aber Tatsache war: Er war nicht darauf gekommen.
»Angela ist meine Schwester«, murmelte er.
»Ja. Eine äußerst tatkräftige Schwester. Es war alles andere als leicht, ihren Widerstand zu brechen.« Georg stieß ein düsteres Lachen aus. »Es gelang mir erst, als ich dich mit Reimann alleine ließ. Es war gut, dass ich mehr als nur ein Messer mitgenommen hatte. Als ich Martina meine Klinge an den Hals setzte, spielte sie noch die Überlegene. Aber als ich dann Schritt für Schritt weiterging, brach ihr Widerstand sehr schnell zusammen.«
Georg steckte
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