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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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meine Eingeweide fraß, unfassbar und unaufhaltbar. Ich sah Eimyrja vor mir, ihren höhnischen Blick und ihr langes, fast weißes Haar, das sie plötzlich wieder offen trug und ihr einen fast überirdischen Glanz verlieh, und es schien mir beinahe, als sei sie es, die die eisige Waffe führte, und nicht Fenrir, der Wolfsgesichtige.
    Aber noch ging es mit mir nicht zu Ende. Und meine Rache würde fürchterlich sein. Das entfesselte Schmiedefeuer tobte heran, noch bevor sich die Schleier der endgültigen Nacht über mich senkten.
    Will schrie auf. Er glaubte, die eisige Klinge zu spüren, er fühlte, wie sie sich in seine Eingeweide eingrub, wie sie seine Organe zerfetzte und die warme Lebensenergie unter ihrem Angriff zerstob. »Du bist kein Abkömmling von Wayland, dem Schmied«, hatte ihm Georg hinterhergebrüllt. »Du bist ein Nachfahre der Verräterin Eimyrja.«
    Das konnte nicht sein. Er war Wayland, er spürte seinen Schmerz, sein Entsetzen – aber auch den Willen, sich zu rächen, und wenn es den Untergang aller bedeuten sollte, die ihm zu nahe gekommen waren.
    »Verflucht seiest du, Eimyrja!« Blut lief aus meinen Mundwinkeln, und ich schmeckte es auf meiner Zunge. »Verflucht seiest du und deine Brut, für immer … und alle … Zeiten … « Ich spürte, wie die Kraft aus mir herauslief ich spürte, wie die Kälte meinen Brustkorb eroberte und ihre eisigen Fühler auf meinen übrigen Körper ausstreckte. Aber noch war ich nicht fertig. »Dein Sohn … und all seine Nachkommen … sind dazu verdammt, meinen Schmerz zu fühlen … und … « Ich brach röchelnd ab. Der Schatten des Todes, von Hel auf mich hinabgesandt, ließ meine Umgebung verschwimmen und machte Fenrir zu einem dunklen Todesboten, aber noch war ich nicht fertig. »Und … «
    »Dein Fluch nutzt dir nichts mehr«, unterbrach mich Fenrir dröhnend und triumphierend.
    »Und dich und die deinen verfluche ich … «, murmelte ich mit dem Rest des Lebens in mir, der sich mit sturer Beharrlichkeit gegen Hels lockenden Ruf wehrte, solange nicht vollbracht war, was ich noch vollbringen musste. »Immer und immer wieder sollt ihr den Feuertod sterben.«
    Fenrir legte den Kopf in den Nacken, wohl, um ein donnerndes Gelächter auszustoßen. Er kam nicht dazu. Die Feuersbrunst, aus der Schmiede aufgestiegen, jagte durch den Gang heran; das vernichtende, alles verschlingende Drachenfeuer war entfesselt, und seine Urgewalt würde alles vernichten, was …
    sich hier in dieser Höhle befand und weit darüber hinaus. Während sich Will, röchelnd und vor Schmerzen stöhnend, in die Wand krallte, spürte er die schreckliche Gewissheit, dass er zu spät kommen würde, um Duffy noch zu retten. Aber das änderte nichts an seiner verzweifelten Entschlossenheit. Er stieß sich ab, kam taumelnd hoch und zog den Fuß des verletzten Beines an, stützte sich am nächsten Vorsprung ab. Der Stein war nicht mehr warm, er war jetzt so aufgeladen voll zerstörerischer Hitze, dass Will das Gefühl hatte, mitten in ein Funken schlagendes Feuer zu greifen. Der Schmerz, der durch seine Hand und seinen Arm jagte, war mörderisch und zerriss für einen winzigen Moment seine Konzentration, als er an Duffy dachte, die das, was er gerade empfand, tausendmal schlimmer erleben musste, und um ein Haar hätte er darüber den Halt verloren.
    »Bleib stehen, verdammt noch mal!«, schrie ihm Georg hinterher. Als Will nicht reagierte, sondern sich ganz im Gegenteil nur an dem nächsten Vorsprung anklammerte, um sich weiter hochzuziehen, donnerte Georg: »Du solltest nicht vergessen, dass ich eine Pistole in der Hand halte. Ich kann dich jederzeit erschießen – dich oder auch Duffy.«
    Es dauerte eine Weile, dann sickerte der Inhalt von Georgs Botschaft in sein Gehirn. Ja, es stimmte, Georg konnte Duffy jederzeit erschießen. Wie hatte er nur einen Moment die Waffe vergessen können, mit der ihn Georg bereits vorhin bedroht hatte?
    Will verhielt mitten in der Bewegung. Sein Atem ging jetzt so rasend, dass er befürchten musste, dass er jeden Moment aussetzen würde, und die heiße Luft brannte wie Säure in seinen Lungen. Jede Richtungsänderung schien mehr zu sein, als er leisten konnte. Und doch drehte er sich so weit um, dass er zu Georg hinabsehen konnte.
    Der kalte, dunkel glänzende Stahl der Waffe, den Georg in der Hand hielt, war das Erste, was er in der rußgeschwängerten Luft wahrnahm. Soweit er erkennen konnte, war ihr Lauf nicht auf ihn selbst gerichtet, sondern auf die

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