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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Funkeln, aber Will bemerkte das nur noch ganz am Rande. Alles in ihm spannte sich. »Ich musste den psychischen Druck auf dich und Duffy erhöhen. Waylands Geheimnis war, dass er schon sehr früh die Macht, die ihm ungerechtfertigterweise zugefallen ist, mit seiner Tochter geteilt hat. Er brachte ihr alles bei, was er selbst wusste, heimlich und so, dass es noch nicht einmal seine Schwester mitbekam. Schließlich war ihr Schicksal geteilt und doch vereint, und beide waren in der Lage, das Drachenfeuer zu rufen, wann immer sie wollten.«
    Wills rechte Hand begann zu zittern wie unter großer Anspannung, und gleichzeitig spürte er, wie sich das Kältegefühl in seinem Magen auflöste und einer Feuerwoge Platz machte.
    »Ihre Nachfahren – deine und Angelas Vorfahren, Will – haben nie wieder die vollständige Kontrolle über das Drachenfeuer erlangt, und immer wieder riss es sich von selbst von den Fesseln los und richtete fürchterliche Verheerungen an. Sie konnten das Drachenfeuer nutzen, um ihren Reichtum zu mehren, aber sie mussten sich vor zu großen Emotionen hüten. Denn diese konnten Feuersbrünste unvorstellbaren Ausmaßes auslösen, die sie selbst nicht mehr kontrollieren konnten.«
    Die brennende Hitze strömte von seinem Magen in seine Arme und Beine, langsam und fast schlangengleich, so als ergriffe etwas ganz Anderes, Fremdes von Will Besitz.
    »Dich und Duffy gemeinsam hierher zu bringen war ein großes Risiko, da hatte Reimann schon Recht. Aber es ist auch der einzige Weg, euch von dem Fluch des Drachenfeuers zu erlösen. Wenn all das hier der Vernichtung anheim fällt, und wenn du von dem Schlangenring befreit bist, dann könnt ihr frei und unbehelligt leben.«
    Die Worte waren aus Georgs Mund reiner Hohn. Der Wolfsgesichtige war in seiner Gestalt zurückgekehrt, um sich das zu holen, was er für sein ureigenstes Eigentum hielt.
    »Erinnerst du dich an das Herz, das du in der Hand hieltest und dann wie von Sinnen gegen die Wand geworfen hast, so dass es in seine kleinsten Bestandteile zerplatzte?« Georg hatte die Stimme so weit gesenkt, dass Will den Sinn der Worte mehr erriet, als dass er ihn wirklich hörte. »Es war nicht Freds Herz. Es war das Martinas.«
    Einen Moment schien die Zeit selbst stillzustehen. Das Krachen und Bersten um sie herum setzte aus, genauso wie Wills Herzschlag und sein Atem.
    Dann explodierte in Will die Kraft, die sich in ihm gesammelt hatte wie Wasser in einer Zisterne. Georg starrte ihn ungläubig an. Das Messer entfiel seiner Hand und polterte klappernd zu Boden. Er richtete sich auf und sprang zurück, alles in einer einzigen, fließenden Bewegung, der nichts von Überraschung anzusehen war oder von den Folgen der Hitze, die auch an ihm nicht spurlos vorbeigegangen war. Aber es war zu spät. Ein schmales, fast zwei Meter langes Felsstück stürzte funkensprühend von der Decke und krachte neben Georg auf dem Boden auf, mit so viel Kraft und Wucht, als hätte Surtr selbst Georg mit seinem Flammenschwert in zwei Teile schlagen wollen. Einen winzigen Augenblick sah es so aus, als wäre er noch einmal davongekommen, dann barst der schwertförmige, flammende Stein auf dem Felsen neben Georg in tausend Stücke. Ein Hagel winziger, rasiermesserscharfer Gesteinssplitter überschüttete sein Gesicht und biss wie mit rot glühenden Rattenzähnchen in seine Haut. Georg brüllte vor Schmerz auf und schlug in einer vollkommen sinnlosen Geste die Hände vor das Gesicht.
    Will saß wie gelähmt da und starrte aus ungläubigen, geweiteten Augen auf das unglaubliche Bild. Die flammende Entladung war in ihm und um ihn. Sein ganzer Körper zuckte wie in einem epileptischen Anfall, und doch stieß er sich ab und kam taumelnd hoch. Irgendetwas in ihm trieb ihn an, irgendetwas ließ ihm nicht die geringste Ruhepause, sondern zwang ihn, weiterzustolpern. Seine Beine schienen nicht mehr ihm selbst zu gehören, aber sie fanden wie von selbst Absatz um Absatz.
    »Bleib steeeehen!« Es war ein fürchterlicher Schrei hinter ihm, und Will brauchte sich gar nicht umzudrehen, um zu wissen, dass ihm Georg hinterherhetzte.
    Duffy. Das war das Einzige, was noch zählte, und Will beschleunigte nochmals seine Schritte. Eigentlich hätten seine Lungen keinen Sauerstoff mehr in der kochenden Luft finden können, und seine Füße keinen sicheren Tritt, aber ein flammender Nachhall dessen, was gerade in einer fürchterlichen Entladung aus ihm herausgebrochen war, war nach wie vor in ihm.
    Und dann, als er

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