Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
über Will.
    Georg verriss das Messer, und Will fuhr so heftig herum, dass er fast ausgeglitten und auf Georg hinabgestürzt wäre. Fassungslos starrte er auf die schmale, fast abgemagerte Gestalt, die nur wenige Schritte über ihm auf der Felsentreppe stand. Duffy! Also war sie es gewesen, die Angela mit ihrer geschrienen Warnung hatte aufhalten wollen, um zu verhindern, dass sie geradewegs in Georg hineinstolperte. Ein tödliches Missverständnis! Nichts und niemand konnte Georg jetzt noch aufhalten, und wenn Georg ihn erst einmal niedergestochen hatte, das schoss Will in dem schrecklichen Sekundenbruchteil durch den Kopf, als Georgs linke Hand in seine Richtung angelte, würde ihn auch Angela kaum noch daran hindern können, Duffy niederzumetzeln …
    Das Gesicht der schmalen Gestalt, Duffys Gesicht, verzerrte sich vor Entsetzen und Furcht, als sie erkannte, was Georg im Begriff war zu tun. »Hier, Arschloch«, schrie sie noch einmal, als Georg das Messer zum tödlichen Stich hochriss, und im gleichen Moment bückte sie sich auch schon. Wills Gedanken zerstoben wie Wellen, die gegen ein Riff prallten, als er aus den Augenwinkeln Georgs tödliche Klinge auf sich zuzucken sah. Dann schleuderte Duffy den kindskopfgroßen flammenden Stein, den sie vom Boden aufgenommen und emporgerissen hatte. Der Felsbrocken sauste Funken sprühend wie ein Komet an Will vorbei, auf Georg zu und zerschmetterte ihm den Schädel, und Georg stieß einen dumpfen Schrei aus, ruderte wild mit den Armen und stürzte nach hinten ab.

EPILOG
    Schwäne füttern ist eigentlich nicht so mein Ding«, sagte Duffy. Sie deutete auf das Café, das sich direkt neben dem Eingang des Parks befand. »Aber da gibt es Eis. Wenn du mal einen Zehner für mich hättest?«
    Will seufzte und kramte aus seiner Jackentasche einen Zehneuroschein hervor. Er starrte Duffy nach, wie sie mit lockeren, fast schon beschwingten Schritten auf das Café zulief, um sicherlich dort den größten Eisbecher zu bestellen, den sie auf der Karte finden konnte.
    »Bewundernswerte Jugend«, sagte Angela und strich ihr langes, weißblondes Engelhaar zurück. »Sie wirkt so, als wäre das alles für sie schon längst vergessen.«
    »Das ist es nicht«, sagte Will leise. »Und das wird es auch nie sein.« Er wandte sich zum See um, an dem ein paar kleinere Kinder gerade mit großer Begeisterung die Schwäne fütterten, die sich hier an Land gewagt hatten, und humpelte los. Bei trockenem Wetter schmerzte sein Bein kaum noch, aber wenn er eine Weile gestanden hatte und dann losging, bereitete es ihm immer noch ziemliche Mühe. »Ich bin schon mehr als dankbar, dass man kaum noch etwas von den Brandverletzungen sieht, die sie sich zugezogen hat, bevor wir endlich aus dieser verfluchten Höhle herausgekommen sind.«
    »In dieser Beziehung ist Duffy äußerst zäh«, sagte Angela. »Schließlich hat sie seit ihrer frühesten Jugend mit Feuer gespielt.«
    »Und ich dachte schon, sie sei so etwas wie ein Feuerdämon.« Will starrte hinauf in den Himmel, in die spielerisch ineinander verwirbelten Wolken, die vom Wind träge vor sich hingetrieben wurden, und er spürte eine unendliche Sehnsucht in sich, es ihnen gleichzutun und alles hinter sich zu lassen, was in den letzten Wochen und Monaten passiert war. »Und dann musste ich feststellen, dass sie vollkommen unschuldig ist. So wie jeder von uns, der mit dem Drachenfeuer in Berührung gekommen ist.« Er riss seinen Blick von den Wolken los und sah stattdessen Angela an. »Und dass ich genauso für manchen Feuerausbruch verantwortlich war wie sie selbst – ohne mir dessen auch nur im Geringsten bewusst zu sein.«
    Angela kniff die Augen zusammen, und mit einem Mal erinnerte sie Will wieder an die temperamentvolle junge Frau, die ihn in den ersten Tagen ihrer Bekanntschaft an den Rand der Verzweiflung getrieben hatte – oder auch schon mal ein Stück darüber hinaus. »Das ist ein Thema, das wir jetzt vielleicht besser lassen sollten«, sagte sie, während sie ihre Schritte beschleunigte. »Schließlich ist genug passiert.«
    »Aber es hätte schlimmer kommen können«, beharrte Will. Ein brennender Schmerz in seinem Bein war die Quittung dafür, dass er versuchte, mit Angela Schritt zu halten. Er wurde trotzdem nicht langsamer. »Was auch immer dort unten in der Höhle entfesselt worden ist – wäre es nach Georgs Tod nicht von selbst in sich zusammengebrochen, würden wir jetzt nicht hier stehen.«
    »Und Köln hätte mehr erlebt als nur

Weitere Kostenlose Bücher