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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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natürlich gerne.«
    Will ignorierte ihn weiter – seiner Meinung nach die einzige Methode, mit diesem Dummkopf umzugehen –, drehte sich aber gehorsam herum und trat an die Badezimmertür. Das Wasser lief immer noch. Mit ein bisschen Glück hatte Duffy bisher nicht einmal mitbekommen, dass er nicht mehr allein war. Er klopfte, wartete einen Moment lang vergeblich auf eine Antwort und klopfte dann noch einmal deutlich lauter. Als auch darauf keine Reaktion erfolgte, drückte er die Klinke herunter. Er hatte fest damit gerechnet, dass das Mädchen die Tür hinter sich abschließen würde, aber sie war offen. Will schob die Tür jedoch nur einen Spaltbreit auf und nahm die Hand dann wieder von der Klinke.

Kapitel 8
    »Duffy?« Das Wasser hörte auf zu rauschen, dann hörte er ein fast erschrockenes Platschen. »Was ist?«
    »Ich komme jetzt herein«, sagte Will. »Ist das in Ordnung?« »Untersteh dich! Ich will nicht, dass du reinkommst!«
    »Aber das muss ich«, antwortete Will. »Im Schrank neben dem Spiegel hängt ein Hausmantel. Zieh ihn bitte an. Ich muss mit dir reden. Es ist wichtig.«
    Diesmal bekam er keine Antwort, aber er konnte hören, wie das Mädchen aus der Wanne stieg und das Wasser auf die Fliesen platschte; und einen Augenblick später das Geräusch der Schranktür, die aufgemacht wurde.
    »Wehe, wenn es nicht wichtig ist!« sagte Duffy. »Was ist denn so dringend, dass ich nicht einmal …«
    Sie verstummte mitten im Satz, als sie die Tür aufzog und sah, dass Will nicht allein war. Im allerersten Moment war das, was Will in ihrem Gesicht las, pures Entsetzen, das aber schon einen Sekundenbruchteil danach in eine so lodernde Wut umschlug, dass er instinktiv einen halben Schritt zurückwich. »Also doch«, flüsterte Duffy. »Und ich dachte, ich könnte dir vertrauen, aber du hast …«
    »Du brauchst keine Angst zu haben, Kleines«, unterbrach sie Reimann Er schob Will mit sanfter Gewalt zur Seite, ging auf Duffy zu und blieb sofort wieder stehen, als sie erschrocken einen Schritt zurückprallte und ihn aus Augen anstarrte, die schwarz vor Zorn waren. »Wir sind hier, um dir zu helfen.«
    Duffy ignorierte ihn. Ihr Blick suchte den Wills und hielt ihn mit einer Kraft fest, der er nichts entgegenzusetzen hatte. »Ich hab dir vertraut«, zischte sie. »Ich wusste, dass ich es nicht tun sollte. Aber ich hab dir trotzdem vertraut, und du hast mich verraten!«
    Irgendetwas geschah. Will hatte plötzlich das unheimliche Gefühl, dass es wärmer wurde und ihm das Atmen größere Mühe bereitete. Der Zorn in Duffys Augen erlosch nicht, sondern wurde zu etwas Anderem, Bedrohlichem.
    »Bitte, Kleines«, sagte Reimann. Er machte einen weiteren halben Schritt, blieb wieder stehen und ließ sich leicht in die Hocke sinken, bis sich sein Gesicht auf gleicher Höhe mit dem des Mädchens befand. »Du tust deinem Freund unrecht. Er hat dich nicht verraten. Wirklich nicht.«
    »Und wie kommt ihr dann hierher?«, fragte Duffy, immer noch ohne Wills Blick loszulassen. Das Atmen fiel ihm immer schwerer. Es war wärmer geworden, auf eine unangenehme, unbekannte Art und Weise.
    »Wir sind die Polizei«, antwortete Reimann. »Wir werden dafür bezahlt, solche Dinge herauszufinden, wusstest du das nicht?«
    »Und wir werden auch dafür bezahlt, kleine Mädchen wie dich zu beschützen«, fügte Falkenberg hinzu. »Ganz egal, vor wem.«
    Vielleicht waren es tatsächlich seine Worte, die den Bann brachen, nicht Reimanns unzulänglicher Versuch, sich auf das Niveau eines Kindes herabzulassen. Einen kurzen Moment lang starrte Duffy Will noch weiter auf diese unheimliche Weise an, aber schließlich zog sich die Schwärze aus ihrem Blick zurück. Sie war noch immer wütend und frustriert, aber es war jetzt bloß noch Zorn, was Will in ihren Augen las, nicht mehr jenes andere, unheimliche Gefühl, das ihm vollkommen fremd war und ihn trotzdem mit einer Furcht erfüllte, die fast an Entsetzen grenzte. Und endlich löste sich ihr Blick auch von Wills Gesicht, glitt für weniger als eine Sekunde über das Falkenbergs und wandte sich schließlich Reimann zu. »Ich habe nichts getan«, sagte sie patzig. »Ihr könnt mich nicht verhaften.«
    »Verhaften?« Reimann lachte, leise und unecht. »Aber wer erzählt denn einen solchen Unsinn? Niemand will dich verhaften.« »Warum seid ihr dann hier?«
    »Zuerst einmal, um uns davon zu überzeugen, dass es dir gut geht«, antwortete Reimann. Will, der seine Fassung allmählich wiederfand,

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