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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht nur Reimann, der zwei Schritte von der Tür zurückgetreten war und es seinem jüngeren Kollegen überließ, den Klingelknopf zu malträtieren, sondern auch Falkenberg hatten im ersten Moment sichtlich Mühe, nicht allzu breit zu grinsen. Vielleicht war es aber auch nur Schadenfreude.
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«, entfuhr es Will. Er war nicht einmal wirklich erschrocken, sondern einfach nur vollkommen perplex.
    »Sie sind wirklich die Freundlichkeit in Person, wie?«, fragte Reimann. »Wir dürfen doch hereinkommen?«
    Natürlich wartete er Wills Antwort nicht ab, sondern trat einfach an ihm vorbei in die Wohnung, dicht gefolgt von Falkenberg, der die Tür hinter sich ins Schloss drückte und sich dann demonstrativ dagegen lehnte. Er ging nicht so weit, die Arme vor der Brust zu verschränken, aber dennoch drückte seine Haltung genau diese Absicht aus, ihm notfalls den Weg zu versperren.
    »Nein«, antwortete Will mit einiger Verspätung. »Dürfen Sie nicht.« Das war albern, aber das Einzige, was ihm im Moment einfiel.
    Falkenberg lächelte dünn, und Reimann runzelte demonstrativ die Stirn, betrachtete ihn mit einem langen, schwer zu deutenden Blick und sagte dann freundlich: »Und Sie dürfen uns nicht anlügen.«
    »Anlügen?«
    Reimann seufzte. »Wo ist sie?« Er machte eine Kopfbewegung zur Badezimmertür, hinter der noch immer das Geräusch von fließendem Wasser zu hören war. »Im Bad?«
    Will antwortete nicht, aber weder Reimann noch Falkenberg schienen auch damit gerechnet zu haben. Reimann tat weiterhin sein Bestes, um ihn mit vorwurfsvollen Blicken einzuschüchtern, während Falkenberg sich mit einer kraftvollen Bewegung von der Tür abstieß und an Will vorbei zum Badezimmer gehen wollte.
    Will trat ihm mit einem raschen Schritt in den Weg. »Was ist hier los?«, fragte er. »Was soll der Unsinn? Verschwinden Sie sofort aus meiner Wohnung. Es sei denn, Sie haben einen Haftbefehl oder etwas in der Art.«
    Reimann seufzte. Er klang enttäuscht, als hätte er auf genau diese Reaktion gewartet und sich innerlich nichts sehnlicher gewünscht, als dass sie nicht käme. »So etwas brauchen wir nicht«, sagte er. »Nicht in diesem Fall.«
    »Und Sie brauchen mir auch nicht zu erklären, was hier los ist?«, schnappte Will. Die Feindseligkeit in seiner Stimme überzeugte nicht einmal ihn selbst.
    »Es tut mir Leid, dass wir so spät kommen«, sagte Reimann. Er griff in die Tasche, zog ein Handy heraus und wedelte fast triumphierend damit herum. »Ich muss mich entschuldigen, aber ich bin leider erst vor ein paar Minuten dazu gekommen, meine Mailbox abzuhören.«
    »Mailbox?«, wiederholte Will verständnislos.
    »Ja«, antwortete Reimann »Dieses kleine praktische Ding, auf dem man Nachrichten hinterlassen kann, wissen Sie?«
    Will starrte ihn einige weitere Sekunden lang verständnislos an, aber dann rastete etwas hinter seiner Stirn spürbar ein, und endlich begriff er. Er hatte Reimanns Mobilanschluss gewählt, als Duffy hereingekommen war, und er war so überrascht und schockiert gewesen, dass er den Hörer nicht sofort aufgelegt hatte. Anscheinend hatte dieses verdammte Ding einen Teil seines Gesprächs mit dem Mädchen aufgezeichnet; wenn nicht sogar alles.
    »Also?« Reimann seufzte. »Finden Sie nicht, dass es an der Zeit ist, mit dem Theater aufzuhören?«
    »Ich habe Besuch, na und?«, machte Will trotzig. »Ist das verboten?«
    »Nicht, wenn dieser Besuch älter als achtzehn ist und sich nichts hat zuschulden kommen lassen«, antwortete Reimann kühl. »Sind Sie so dumm oder einfach nur stur? Noch werfen wir Ihnen nichts vor.«
    »Aber das kann sich ändern«, fügte Falkenberg hinzu.
    Will bedachte ihn mit einem weiteren trotzig-herausfordernden Blick, aber innerlich begann er bereits zu resignieren. Reimann hatte vollkommen Recht – er machte sich mit jedem weiteren Versuch, sich herauszureden, nicht nur lächerlicher, sondern verschlimmerte seine Lage vermutlich auch noch.
    »Es ist alles ganz anders, als Sie glauben«, sagte er.
    »Sicher«, meinte Falkenberg.
    »Und wenn ich für jedes Mal, wenn ich diesen Satz höre, auch nur zehn Cent bekommen würde, könnte ich bereits in Rente gehen«, fügte Reimann hinzu. Seltsamerweise klang die Bemerkung aus seinem Mund einfach nur resignierend, nicht spöttisch oder gar vorwurfsvoll. »Machen Sie die Tür auf.«
    »Es sei denn, Sie haben den Schlüssel verloren«, fügte Falkenberg hinzu und grinste. »In diesem Fall helfe ich Ihnen

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