Feuer / Thriller
knapp gewesen.
Er rollte sich behutsam zur Seite und öffnete die Augen, als die glitschige Glaskugel über eine zerbrochene Holzdiele auf das Loch zurollte. Wieder war es ein Reflex, als er seinen Arm über den Abgrund hervorschnellen ließ und die Kugel in seinen Handschuh plumpste.
»Hab sie«, murmelte er, und hinter ihm lachte Jeff schnaufend. »Wollen wir hoffen, dass das Ding es wert war.«
David blickte auf den Inhalt seines Handschuhs, dann in den Abgrund und versuchte, sich nicht vorzustellen, dass er fast dort hinuntergestürzt war. »Und was mache ich jetzt damit?«
»Pack die Kugel wieder dahin, wo du sie herhast. Die Cops rasten aus, wenn du Beweisstücke anfasst.«
»Ich kann sie nicht einfach wieder dorthin zurücklegen. Da ist ein großes Loch!«
»Dann nimm sie mit. Aber die Cops rasten trotzdem aus.« Jeff betätigte sein Funkgerät. »Dritter Stock ist eingebrochen. Hunter und ich sind unverletzt. Wir kommen über die Treppe runter.«
»Verstanden«, kam die knisternde Antwort ihres Captains.
David kam, die Kugel noch immer in der Hand, auf die Knie. Sie krochen auf die Treppe zu, atmeten jedoch erst wieder frei, als sie ganz unten angekommen waren. Draußen riss David sich die Maske ab und atmete erleichtert die frische Luft ein. Seine Knie waren weich, aber er würde sich nichts anmerken lassen.
»Hunter?«
Der Typ von der Abteilung Brandursachenermittlung. David hielt ihn für einen aufrichtigen Kerl. »Barlow.«
»Ich habe gehört, dass der Boden eingestürzt ist. Alles klar bei Ihnen?«
»Ja.« Er hielt dem Mann die behandschuhte Hand mit der Kugel hin. »Das hier lag in der Nähe der Stelle, an der das Mädchen gestorben ist.«
Barlow zog die Brauen hoch. »Sie haben einen Tatort verändert?«
»Da ist kein Tatort mehr«, gab David trocken zurück. »Der Boden ist dort komplett weggebrochen. Die Kugel rollte auf das Loch zu, und ich habe sie gefangen. Reiner Reflex.«
»Ein Wahnsinns-Save«, warf Jeff ein. »Untere vom neunten, alle Bases besetzt, und – paff! Hunter holt sie raus. Und dann hab ich ihn rausgeholt«, fügte er augenzwinkernd hinzu. »Jetzt ist er mir was schuldig!«
David verdrehte die Augen. »Also, Barlow, wollen Sie die Kugel nun, oder nicht?«
Barlow schüttelte den Kopf. »Kommen Sie mit. Sie können sie selbst der Mordkommission geben. Die Ermittlerin wird nicht gerade entzückt sein, dass etwas am Tatort verändert wurde.«
Zum zweiten Mal in dieser Nacht hatte David das Gefühl, sich im freien Fall zu befinden.
Die Ermittlerin.
Er kannte nur einen weiblichen Detective bei der Mordkommission. Er setzte sich in Bewegung.
Danke.
Montag, 20. September, 1.25 Uhr
Eric hob den Kopf und sah auf, als Mary ins Zimmer kam. Sie trocknete sich mit einem Handtuch das Haar und sah stirnrunzelnd zum Sofa hinüber, auf dem Joel reglos und mit geschlossenen Augen lag.
»Ist er etwa noch immer bewusstlos? Verdammt, Albert. Du hast zu fest zugeschlagen.«
Albert grunzte von seinem Sessel aus. »Er ist zu sich gekommen, während du das ganze heiße Wasser verbraucht hast.«
Sie warf ihm einen bösen Blick zu. »Verpiss dich. Meine Mitbewohner würden dumme Fragen stellen, wenn ich nach Hause käme und wie ein Waldbrand stinken würde.« Behutsam setzte sie sich neben Joel aufs Sofa. »Komm, Liebling«, sagte sie ruhig. »Du musst das abschütteln.«
Joels Schlucken war deutlich zu hören. »Wir haben sie umgebracht.«
Mary hob eine Schulter. »Ja, das haben wir. Und damit müssen wir leben. Aber wir werden es niemandem sagen. Wir müssen tun, als sei alles okay, sonst wandern wir alle in den Knast.«
Joel nickte niedergeschmettert. »Ich kann noch immer ihr Gesicht sehen. Wie es sich gegen die Scheibe drückt.«
Eric erging es genauso. Wann immer er die Augen schloss, sah er nichts als ihren zum Schrei aufgerissenen Mund. Sie hatten sie nicht bemerkt, als sie den Kleber ausgekippt hatten. Sie musste sich irgendwo versteckt haben. »Sie hat sich illegal in dem Gebäude aufgehalten.«
Joels Lachen war beinahe hysterisch. »Hast du eben wirklich das Wort ›illegal‹ benutzt? Was willst du damit sagen – dass es gar nicht unsere Schuld ist? Glaubst du diesen Schwachsinn wirklich?«
»Ja, genau das will ich damit sagen«, erwiderte Eric ruhig. Sie mussten den Tatsachen ins Auge sehen, und eine Tatsache war, dass er auf keinen Fall in den Knast gehen würde. »Wir müssen zusammenhalten, Joel.«
»Aber wir haben sie umgebracht«, wisperte Joel mit
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