Feuer / Thriller
sein«, murmelte sie. »Er hat nicht viel Zeit gehabt, Sonne zu tanken.«
»Wieso ist das wichtig?«, fragte Abbott.
»Weiß ich noch nicht. Es passt nur irgendwie nicht zu dem, was die Witwe uns erzählt hat.«
»Dann sollten wir uns Mrs. T. genauer ansehen«, meinte Kane. »Haben die Kanister etwas erbracht?«
»Ein paar Fingerabdrücke. Wir haben sie in die Datenbanken eingegeben, aber jeder kann sie darauf hinterlassen haben. Die Kanister waren alt und rostig. Wenn man ein Auto des Brandstifters hätte, könnte man wahrscheinlich Rostrückstände finden.«
»Wo wir gerade von Autos reden«, sagte Barlow, »wir haben Barneys Wagen gefunden. Er war eine halbe Meile entfernt geparkt, der Schlüssel steckte im Zündschloss. Natürlich haben wir auf dem Schlüssel keine Fingerabdrücke gefunden.«
»Also hat der Mörder seinen Autoschlüssel genommen und ist dann mit dem Wagen gefahren?«, fragte Kane.
»Außerdem hat er den BlackBerry genommen«, sagte Micki. »Der Geschäftsführer meinte, Tomlinson hätte das Ding immer bei sich gehabt. Um das Grundstück herum haben wir Fußabdrücke gefunden, aber dort laufen viele Leute herum, so dass sie zu jedem gehören können.«
»Was ist mit dem Sohlenabdruck, den wir am See gefunden haben?«, fragte Olivia.
»Laut Labor sind das Converse High-Tops für Männer, Größe zehn«, sagte Micki.
»Also hat Traceys Partner Schuhe angehabt, als er vor dem Feuer floh, sie aber nicht«, dachte Olivia laut nach. »Wieso? Sie hatten gerade miteinander geschlafen. Wieso hatte er Schuhe an?«
»Vielleicht hat er sich gerade angezogen, als das Feuer ausbrach«, schlug Barlow vor.
»Das könnte wiederum bedeuten, dass er nicht bei ihr bleiben wollte«, sagte Olivia. »Er musste woandershin, sie hat sich dort versteckt. Was die Theorie stützen würde, dass er hier irgendwo wohnt. Wir müssen ihn finden und herausfinden, wie er überhaupt in das Gebäude gekommen ist.« Sie sah auf die Uhr. »Wir treffen uns in einer halben Stunde mit der Dolmetscherin für Gebärdensprache. Wir wollten mit ihr in die Gehörlosenschule gehen. Der Direktor hat uns seine Unterstützung zugesagt.«
»Und die Eltern des Mädchens?«, fragte Abbott.
»Die Mutter wollte anrufen, wenn sie und der Stiefvater am Flughafen sind«, erklärte Olivia.
»Den Vater haben wir gestern Abend kennengelernt«, sagte Kane. »Er hat seine Tochter identifiziert und uns erzählt, dass sie im Sommer in einem Ferienlager, Camp Longfellow, gewesen ist. Wir könnten uns vorstellen, dass sie den Jungen dort kennengelernt hat.«
»Dann verschaffen Sie sich eine Teilnehmerliste«, sagte Abbott. »Und sehen Sie nach, ob Jugendliche aus den Twin Cities dort waren.«
»Das kann ich machen, während ihr in dieser Schule seid«, sagte Noah.
»So einfach ist es vielleicht nicht«, warnte Kane. »Ich habe mir gestern Abend die Website angesehen und konnte keinen Kontaktnamen finden. Es gibt zwar E-Mail-Adressen und eine gebührenfreie Nummer, aber es heißt, man solle eine Nachricht und Nummer hinterlassen, man werde so bald wie möglich zurückgerufen. Ich könnte mir vorstellen, dass das Lager nicht das ganze Jahr über besetzt ist.«
»Na, toll«, murrte Noah. »Dann muss ich mir wohl etwas mehr Mühe geben.«
»Ich möchte mir das Wohnhaus und das Lager ansehen«, sagte Crawford.
Barlow warf Abbott einen Blick zu, und dieser nickte. »Sie können mit mir fahren«, sagte Barlow.
Crawfords Mund hatte sich zu einer strengen Linie verzogen, als Barlow sich bei Abbott rückversichert hatte. »Danke«, sagte er nun kühl.
»Sie sind heute ziemlich still, Jess«, wandte Abbott sich an die Psychologin, ohne sich um Crawford zu kümmern. »Was denken Sie?«
»Dass es hier krasse Brüche in der Schlüssigkeit gibt«, antwortete Dr. Donahue. »Die Brände wurden gelegt, um Material zu zerstören, nicht Menschen zu verbrennen, aber in beiden Fällen wurde jemand erschossen: Weems ins Herz, Tomlinson in den Kopf. Sie haben recht, Kane, der Mord von gestern Nacht sieht ganz nach einer Exekution aus. Bei Weems … nicht. Es kommt mir vor, als sei der Mörder von Weems ertappt worden und hat einfach geschossen, allerdings hat er sehr genau gezielt. Wie bei einer Schießübung. Tomlinsons Ermordung dagegen wirkt wie ein Racheakt. In beiden Fällen scheint mir das Feuer eine ganz andere Geschichte zu erzählen. Möglicherweise sind die Täter eine Gruppe, die sich aus sehr unterschiedlichen Personen zusammensetzt.«
»Oder die
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