Feuer / Thriller
ich dachte.«
Dienstag, 21. September, 8.55 Uhr
Kane saß am Tisch, als Olivia sich ihm gegenüber auf ihren Stuhl fallen ließ. Ihre Wangen wurden heiß, sobald ihr Blick auf ihren Filzhut fiel, der wie immer kess auf der Büste der Statue saß. Sie hatte den ganzen Weg hierher an seine Worte gedacht und sich – Gott möge ihr helfen – vorgestellt, wie sie, nur mit ihrem Hut bekleidet, an sein Bett gefesselt war. Sie beugte sich vor und zupfte an dem Hut, bis er das Gesicht der Göttin verdeckte. »Meine Güte«, murmelte sie.
Kane zog genüsslich die Brauen hoch. »Irgendetwas, was du der Klasse mitteilen willst?«
»Nein.« Ganz bestimmt nicht. »Was machst du da?«
Er zuckte ein wenig enttäuscht mit den Schultern. »Du klatschst gar nicht mehr. Wo bleibt da die Aufregung?«
»Mit meiner Aufregung könntest du gar nicht mehr umgehen, alter Mann«, sagte sie trocken, und er lachte leise. Nun sah sie das Sandwich-Einwickelpapier auf dem Tisch. »Jennie rastet aus. Du weißt sehr gut, dass du möglichst weder Ei noch Pastrami zu dir nehmen sollst.«
»Jennie erfährt es ja nicht.« Er zerknüllte das Papier und warf es in den Mülleimer. »Da. Problem gelöst.« Er reichte ihr einen dicken Ordner über den Tisch. »Ich habe mir die CDs angesehen, die Tomlinsons Frau uns gegeben hat. Das hier sind die zahlenden Kunden.«
»Alle? Wie kann er dann kurz vor der Pleite gewesen sein?«
Kane hob einen anderen Ordner hoch, der doppelt so dick wie der erste war. »Das sind die Kunden, die ihm Geld schuldeten.«
Olivia begann die Seiten zu überfliegen. »Rankin & Sons?«
»Im zweiten Ordner.«
»Also gibt es eine Verbindung. Baugesellschaft schuldet Sanitärfachhandel Geld.«
»Aber nicht viel. Der Betrag ist weit geringer als die offenen Rechnungen vieler anderer. Ganz sicher nicht hoch genug, dass jemand Tomlinson deswegen umbringen würde.«
»Vielleicht ging es bei der Schuld nicht einfach nur um Geld.« Olivia sah auf die Uhr. »Neun. Komm, gehen wir.« Kane schlenderte entspannt über den Flur, während sie wie immer zügig voranschritt.
»Hast du wenigstens an mein Fernglas gedacht?«
Sie verzog das Gesicht. »Verflixt. Wieder vergessen!«
»Kein Klatsch, kein Fernglas. Blöder Tag.« Dann blieb er abrupt vor Abbotts Bürotür stehen. Olivia reckte den Hals, um an ihm vorbeizublicken.
Ein Mann in schwarzem Anzug und polierten Schuhen saß am Konferenztisch. Seine Miene war ernst und leicht säuerlich. »Wer ist das?«, fragte sie, obwohl sie es schon ahnte.
»Kommen Sie rein«, sagte Abbott. »Darf ich Ihnen Special Agent Crawford vorstellen? Crawford, dies sind die beiden Detectives, die den Fall leiten – Kane und Sutherland.«
Sie gaben dem Bundesagenten die Hand, und Olivia warf Abbott einen Blick aus dem Augenwinkel zu. »Das Morgenmeeting?«
»Findet hier statt«, sagte Abbott. »Crawford ist dabei. In beratender Funktion.«
Crawford presste die Kiefer aufeinander, sagte aber nichts, sondern ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken.
»Bruce«, sagte Olivia vorsichtig. »Wir müssen mit Ihnen reden. Draußen?«
Abbott erhob sich müde. »Natürlich.« Olivia empfand Mitleid, als ihr Chef die Tür seines Büros schloss und sich draußen gegen die Wand lehnte. »Sparen Sie sich jeglichen Kommentar, okay?«, sagte er. »Mir reicht das, was ich mir heute schon anhören musste.«
»Von wem?«, fragte Olivia.
»Vom Chef meines Chefs, der keine Lust hat, sich bei einsamen Cowboy-Spielchen erwischen zu lassen, falls es sich hier um Terrorismus von nationaler Tragweite handelt. Können Sie mir sagen, dass dem nicht so ist?«
Er klang so hoffnungsvoll, dass Olivia am liebsten den Mund gehalten hätte. »Ich fürchte, das lässt sich noch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen.«
»Toll.« Abbott seufzte. »Crawford hat bereits einen Antrag auf Zuständigkeit eingereicht.«
»Geht’s noch?«, fragte Olivia.
»Tja. Aber wir werden wohl Platz im Sandkasten machen müssen. Beweisen Sie mir, dass die Glaskugel nur ein Ablenkungsmanöver ist, dann geht Special Agent Crawford wieder nach Hause.« Abbott beugte sich vor. »Bitte sorgen Sie dafür, dass er verschwindet«, flüsterte er. »Ich kenne ihn erst seit einer halben Stunde, aber er ist ein verdammter Quälgeist.«
Olivia tätschelte seinen Arm. »Wir geben uns Mühe, versprochen. Sollen wir in seinem Beisein alles erzählen?«
Abbott zuckte mit den Schultern. »Im Augenblick wenigstens.«
Und so kehrten sie in sein Büro
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