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Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Vormittag waren es zwölf gewesen, doch als sie nun nachzählte, kam sie auf fünfzehn.
    »Der Schlüssel aus Feuer und Sand steckt in dem Schloss, in das er gehört«, murmelte sie vor sich hin. »Madonna, bitte, lass mich fündig werden!«
    Wie zu erwarten war, hatten Marin und seine Leute die Gondeln nicht ungeschützt der Nachtluft ausgesetzt. Jede war mit einem schweren Tuch bedeckt, das Milla nun mühsam zurückschlagen musste, um in die erste hineinsteigen zu können.
    Ihre Hand fuhr über die Sitze, dann darunter.
    Sollte sie den ganzen Boden absuchen?
    Sie entschied sich dagegen, obwohl sie die Füße besonders vorsichtig setzte. Niemand würde hier eine gläserne Gondel verstecken.
    Doch wo konnte sie sonst sein?
    Milla kletterte zum Bug.
    Ihre Hand tastete über die kleine Figurine, ein Fisch mit weit geöffnetem Maul, wie sie schließlich erspüren konnte. Als sie tiefer hineinfuhr, schrie Milla erschrocken auf.
    Da war etwas Spitzes, an dem sie sich geschnitten hatte.
    Glas?
    Im gleichen Moment flammte im Dunkel eine Fackel auf.
    »Keine falsche Bewegung!«, hörte sie jemanden aufgebracht schreien. »Sonst bekommst du mein Messer zu spüren!«
    Eine Gestalt sprang in die Gondel, lief zum Bug und riss Milla unsanft zurück.
    »Du?«, fragte Luca verblüfft, als er entdeckte, wen er da gefangen hatte, während Millas Blut von ihrem Finger tropfte. »Was in aller Welt hast du heimlich hier zu suchen?«

Siebtes Kapitel
    »Das geht dich gar nichts an!«, fauchte Milla zurück, doch innerlich war ihr ganz jämmerlich zumute. Weshalb musste es Luca sein, der sie hier im Dunkel stellte? Was hätte sie jetzt nicht dafür gegeben, um sich unsichtbar machen zu können!
    Er stieg zu ihr in die Gondel.
    »Immerhin befindest du dich auf unserem Grund! Haben sie dich geschickt, um die Prachtgondeln des Dogen anzuzünden – und uns dafür hinzuhängen? Die Wahrheit, Milla!«
    »Das sagst ausgerechnet du? Niemand hat mich geschickt. Ich bin aus freien Stücken hier. Außerdem hast du eine Fackel! Meine Hände sind leer.« Sie streckte sie ihm entgegen. »Oder bist du jetzt auch noch blind geworden?«
    Er überlegte fieberhaft, das erkannte Milla an Lucas Nasenflügeln, die sich leicht bewegten, und an der steilen Falte, die zwischen seinen dunklen Brauen stand.
    »Was machst du dann hier?« Seine Stimme klang nicht mehr ganz so schroff.
    Milla zuckte die Achseln und schwieg.
    »Du willst es mir nicht sagen?«
    »Nein. Und wenn du mich noch hundertmal fragst! Warum gehst du nicht nach Hause zu deiner schönen Braut? Alisar wartet sicher schon ungeduldig.« Er war aus ihr herausgebrochen, noch bevor sie richtig überlegt hatte.
    »Hör zu, Milla …« Er hatte ihr Handgelenk gepackt und zog sie zu sich heran.
    »Lass mich sofort los!«, verlangte sie. »Deinen Lügen hab ich lang genug gelauscht.«
    Lucas Griff wurde fester.
    »Das mit der Hochzeit wurde schon vor Jahren vereinbart«, sagte er, während sich Milla vergebens wand und drehte. »Als Alisar und ich noch klein waren. Nikos und Marin kamen zu der Überzeugung, wir beide könnten gut zusammenpassen.«
    »Ach, deine Liebste lässt du dir von anderen auswählen? Und ich dachte die ganze Zeit, du seiest ein Mann. Aber in Wirklichkeit bist du wohl eher ein gehorsames Kind!«
    »Urteile nicht über Angelegenheiten, von denen du nichts verstehst! Es gibt da gewisse Traditionen bei uns Wasserleuten …«
    Milla hatte genug. Blitzschnell beugte sie sich über seine Hand und schlug die Zähne in sein Fleisch. Mit einem wütenden Schmerzensschrei gab Luca sie frei.
    »Du hast mich gebissen!«
    »Ja, und das werde ich wieder tun, wenn du mich wie im Schraubstock hältst und mit solch öden Geschichten langweilst. Es ist mir vollkommen egal, wen du heiratest, Luca Donato! Aber hör gefälligst auf, mir etwas vorzusäuseln, nur damit ich nach deiner Pfeife tanze. Das habe ich nicht verdient!«
    »So weh hab ich dir getan?«, fragte er leise. »Das wollte ich nicht, Milla!«
    Noch weher, hätte sie am liebsten geschrien, doch kein Wort kam über ihre Lippen.
    Warum war ihr Mund wie versiegelt?
    Das leise Glucksen des Wassers. Die kühle Brise auf ihrer erhitzten Haut. Lucas unverwechselbarer Geruch, der in ihre Nase drang, eine Mischung aus Salz, Holz und wilden Gräsern. Dazu der blaue Schimmer, der um ihn schwebte.
    Warum konnte sie ihn nicht einfach hassen? Dann wäre alles so viel einfacher!
    »Ich sehe auch dein Licht«, hörte sie Luca zu ihrer Verblüffung murmeln.

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