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Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Gondel!« Luca schien wie in Trance. »Leandro gibt dir mit diesen Zeilen zu verstehen, wo sie zu finden ist. Deshalb bist du heute Nacht in der Werft eingestiegen. Aber warum suchst du sie ausgerechnet bei uns?«
    Abermals blieb sie ihm die Antwort schuldig.
    Milla spürte, wie ihre innere Hitze wuchs. Würde sie nun jeden Moment aufsteigen, jene unberechenbare Flamme, die sie nicht zu bändigen wusste?
    »Der Schlüssel aus Feuer und Glas steckt in dem Schloss, in das er gehört« , wiederholte Luca. »Nur Wasser und Feuer gemeinsam ergeben ein Ganzes.« Er schaute auf das dunkle Wasser, dann wieder zur ihr. »Allmählich verstehe ich! Heute Morgen bist du bei uns auf die Gondeln des Dogen gestoßen. Das muss dich auf die Idee gebracht haben, dass irgendwo hier das Versteck sein könnte. Die gläserne Gondel als Schlüssel, der in einer hölzernen Gondel, dem Schloss, steckt – gar nicht so übel!« Das blaue Licht begann zu flackern, so aufgeregt war er. »Leider jedoch hat deine Idee ein paar entscheidende Schwachstellen.«
    »Und die wären?«, entfuhr es ihr.
    »Diese Prunkgondeln liegen das ganze Jahr über im Arsenal. Lediglich vor der Zeremonie an Himmelfahrt werden sie für kurze Zeit in die Obhut meines Großonkels gebracht, damit er sie überholen kann. Der alte Doge Loredan weiß sehr genau, wem er seine Prunkstücke anvertrauen kann, das darfst du mir glauben.« Sein Tonfall veränderte sich, wurde nüchtern, fast geschäftsmäßig »Wie viele Jahre ist dein Vater schon fort?«
    »Fast fünf«, murmelte Milla.
    »Das bedeutet vier Mal die Vermählung des Dogen mit dem Meer, zusätzlich zu jener, die unmittelbar bevorsteht! Jahr für Jahr werden diese Gondeln aufs Neue gesäubert, frisch aufgetakelt und für die festliche Zeremonie geschmückt. Glaubst du, man hätte dabei nicht jede gründlich durchsucht?«
    Milla spürte plötzlich Scherben im Mund.
    Sie hatte alles falsch gemacht. Ysa gegenüber zu lange geschwiegen, anstatt sich ihrer Hilfe zu versichern. Sich in eine Situation begeben, die ihr entglitten war. Ausgerechnet Luca wusste nun um ihr Geheimnis – und würde es sicherlich den anderen Wasserleuten verraten. Was, wenn er den Brief ihres Vaters besser und schneller enträtseln konnte und die Gondel vor ihr fand?
    Die kalten Augen des Admirals kamen ihr in den Sinn, und dieses Mal gelang es Milla nicht, das einschüchternde Bild wieder loszuwerden. Sie würde ihr Liebstes verlieren, hatte er gedroht, falls die Gondel nicht bis zum Fest von San Marco in seinen Händen wäre. Sollte ihm zu Ohren kommen, dass sie Leandros Brief unbedacht in die Hände der Wasserleute gespielt hatte, war ihr Leben keine Kupfermünze mehr wert.
    Was blieb als Ausweg?
    Die Bugfiguren!, wollte sie in verzweifeltem Aufbegehren hervorstoßen, doch sie blieb stumm.
    Wenn man nur gründlich genug nachdachte, konnte die Gondel dort ebenso wenig versteckt sein. All jene Delfine, Seepferdchen und Meeresschnecken, die die Prunkgondeln zierten, wurden ebenfalls Jahr für Jahr abmontiert, gereinigt und danach in strahlender Politur erneut aufgeschraubt. Wäre die gläserne Gondel jemals dort gewesen, hätte man sie längst entdeckt.
    Etwas Schweres schien sich auf Milla herabzusenken, dunkler als die Nacht. Ihre Flucht war ebenso umsonst gewesen wie das heimliche Eindringen in Marins Werft. Noch immer hatte sie keine Ahnung, wo sie suchen sollte – und die Stunden liefen ihr unbarmherzig davon.
    »Mein Brief«, verlangte sie mit zittriger Stimme.
    Eigentlich sinnlos, denn der Inhalt war Luca ja inzwischen hinlänglich bekannt – aber sie musste ihn einfach zurückhaben!
    Er reichte ihr das Pergament. Milla faltete es zusammen und ließ es nach kurzem Zögern erneut im Mieder verschwinden.
    »Was wirst du jetzt tun?«, fragte er.
    Anstatt ihm zu antworten, kletterte sie aus der Gondel. Selbst als Milla wieder festen Boden unter den Füßen hatte, schien das Schwanken in ihrem Körper weiter anzudauern.
    Oder rührte es daher, dass Luca sie anstarrte, als hinge sein Leben von ihr ab?
    »Das, was ich schon längst hätte tun sollen«, sagte sie mühsam beherrscht. »Es ist allerhöchste Zeit!«
    Warum kam sie nicht schneller vorwärts?
    Millas Ungeduld war so unbändig, dass die Füße ihr wie festgeklebt erschienen. Dabei hatte sie längst den Kanal erreicht, der sie vom heimatlichen sestiere San Polo trennte – doch die Gondel zum Übersetzen war nirgendwo zu sehen.
    Ob der Fährbetrieb bereits eingestellt war?
    Da sie nie

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