Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Titel: Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
Vom Netzwerk:
Noch bevor er sitzt, hält er bereits das Telefon in der Hand. »Hat Smith sich gemeldet?«
    »Nein, Sir.«
    Mit starrer Miene betrachtet er die Oberfläche seines Tischs. Die Arbeitsfläche ist klar und übersichtlich geordnet: Neben Flachbildschirm, Tastatur und Maus befindet sich hier nur eine gläserne Schale, in der wohl üblicherweise Stifte gelagert werden. Sie ist jedoch immer leer. Unordnung, gar Chaos duldet er nämlich auch nicht. Ein Memo im DIN–A4 Format wäre ihm daher mit Sicherheit nicht entgangen.
    »Dann kontaktieren Sie ihn. Ich will ihn in ...« Andrews Zögern währt eine Sekunde, »... sechzig Minuten sprechen.«
    Während er telefoniert, schaltet er seinen Computer ein. Sobald das Gespräch beendet ist, begibt er sich an die Arbeit und ist kurz darauf in Statistiken, Quartalsberichten und Analysen vertieft.

    Nach einer Weile sieht er zufällig auf die Uhr, und im nächsten Augenblick hält er das Telefon wieder am Ohr. »Miss Kent!«
    Seine Assistentin seufzt. »Sie kommt sofort, Sir!«
    Dieser Morgen offenbart sich ihm mit jeder Menge Überraschungen. Zum einen hat er bereits mehr gesagt, als unter Umständen in einer ganzen Woche und zum anderen musste er doch gerade tatsächlich von Gail ein Arschloch–Sir! , entgegen nehmen. Das verspricht, interessant zu werden. Er lehnt sich zurück, bringt die Fingerspitzen beider Hände in der Mitte zusammen und beobachtet die Tür.
    Es vergeht eine Minute ...
    Keine Miss riesige Augen, in denen man sich verlieren kann, Kent erscheint.
    Noch einmal sechzig Sekunden folgen.
    Bislang tauchte Miss ich weiß, dass Sie in Wahrheit ein Idiot sind , Kent, nicht auf.
    Offenbar widersetzt sie sich wahrhaftig seinen Anweisungen! Nun, das ist garantiert eine unerwartete Entwicklung. Andrew macht soeben Anstalten, in den Apparat zu knurren, als es endlich klopft. »Ja ...« Das klingt bemerkenswert gedämpft.
    Nach einer weiteren Ewigkeit steht sie im Raum.
    Blasses Gesicht, endloses, wallendes, dunkles Haar – mühsam im Nacken gebändigt – gesenkter Blick. Schwarzes Top mit breitem Ausschnitt, die schmalen Schlüsselbeine liegen offen, darüber ein hübsches blaues figurbetontes Jackett, ein eng geschnittener, knielanger Rock und ...
    Nichts.
    Fassungslos starrt er ihre nackten Füße an und erholt sich nach beachtlichen fünf Sekunden vom größten Schock. »Gail!« Zum ersten Mal seit ... nun, eigentlich jeher, erhebt sich innerhalb dieser Wände seine Stimme.
    »Ja, Sir?« Wieder das Arschloch–Sir!
    Er ist nicht sicher, was ihn an dieser unvorstellbaren Situation mehr aus der Bahn wirft: Die bloßen – äußerst langen und wohlgeformten – Beine des Mädchens, Gails Ton oder die Augenbrauen seiner Sekretärin, die jetzt fast den Haaransatz berühren.
    »Was ist das?« Anklagend zeigt er auf die bedeutend jüngere weibliche Person im Raum, deren Gesicht mittlerweile sogar ziemlich bleich wirkt.
    Mit verschränkten Armen und weit nach hinten gelehnt, mustert Gail die Frau neben sich. »Hmmm ... Adrette junge Dame, sehr ansprechendes Äußeres, ausnehmend intelligent?«
    »Danke! Was noch?«
    Fragend neigt seine bald pensionierte Assistentin den Kopf. »Sir?«
    Anstatt zu antworten, lehnt Andrew sich abrupt zurück und betrachtet für einen langen Moment die beiden Verschwörerinnen. Okay ...
    »Miss Kent, setzten Sie sich!« Damit deutet er zum Stuhl vor seinem Tisch, und sie gehorcht, ohne den Blick zu heben.
    »Welche Schuhgröße tragen Sie?«
    »4,5«, nuschelt sie.
    »Wie bitte?«
    Unvermittelt starrt sie ihn an. »Ich. Trage. Die. Schuhgröße. 4,5, Sir!«
    »Gail, besorgen Sie ein Paar Schuhe für die adrette junge Dame«, weist Andrew an, wobei er das fragliche Subjekt nicht aus den Augen lässt. Kaum ist seine Sekretärin verschwunden, knurrt er, diesmal sogar erstaunlich leise und bedrohlich. »Erklärung!«
    Das Mädchen wird noch etwas blasser – und das stellt tatsächlich ein Phänomen dar – schaut zu Boden und sagt ... nichts.
    Nichts!
    »Miss Kent, eine Erklärung!«
    Schweigen.
    Langsam schließt Andrew die Lider.
    Atmen, Norton, du beschissener Idiot!
    Er holt tief Luft – hält sie für fünf Sekunden – und stößt sie behutsam wieder aus. Und nebenbei wundert er sich ein wenig, nie zuvor war er nämlich gezwungen, außerhalb seines Schlafzimmers auf jene Technik zurückzugreifen. Dieses Wesen hat die Wirkung eines seit vierundzwanzig Jahren wiederkehrenden Albtraums auf ihn!
    Als er sicher sein kann, nicht auf der Stelle

Weitere Kostenlose Bücher