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Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Titel: Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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schlägt der Länge nach hin. Deutlich vernimmt Andrew das satte Krachen, als ihre Stirn frontal und mit Wucht gegen die Kante der nur angelehnten Tür prallt.
    »Verdammt!« Einen Herzschlag später ist er bei ihr, wobei er die plötzlich in sich aufkeimende Übelkeit strikt ignoriert. Sie liegt reglos am Boden, und für einen Sekundenbruchteil glaubt er tatsächlich, sie sei ohnmächtig. Doch als er den schmalen Körper behutsam auf den Rücken dreht und in ihr leichenblasses Gesicht sieht, wirft sie stöhnend die Finger vor die Augen. »Oh, Mist!«
    »Könnte man so sagen ...« Vorsichtig nimmt er ihre Arme herunter und beäugt argwöhnisch die Schwellung, die sich in rasantem Tempo entwickelt. »Das dürfte blau werden.«
    Jetzt erst geht ihm auf, dass sie zwischenzeitlich erstarrt ist. Das Blut hat vollständig ihren Kopf verlassen, die Lippen besitzen keine Tönung mehr und anscheinend hat sie die Atmung eingestellt.
    »Josephine?« Sie schluckt, atmet aber immer noch nicht; entsetzt fixiert sie ihn. »Josephine?« Besorgt beugt er sich über sie. »Fehlt Ihnen etwas?«
    »Loslassen. Bitte!« Beträchtliche Panik schwingt in diesen Worten mit.
    Andrew braucht einen Augenblick, bevor er versteht und sie aus seinem Griff entlässt. Kaum ist das getan, holt sie bebend Luft und ein wenig Farbe flutet ihren Teint. Die Hände jedoch sind abwehrend erhoben, und sie fixiert ihren Chef, als sei der ein höchst gefährliches Raubtier. Unvermittelt und mit Sicherheit ungewollt weicht er rückwärts. Sobald ihr genügend Bewegungsfreiheit eingeräumt ist, wirft sie sich herum, springt auf und will völlig planlos aus dem Raum fliehen. Der Unfall scheint vergessen, was sich als ziemlicher Fehler erweist, denn nach nur zwei Schritten geben ihre Beine nach.
    Diesmal gelingt es ihm, rechtzeitig einzugreifen, um einen erneuten Anschlag auf die tatsächlich edle Tür zu verhindern. Und dann hält er sie endlich in seinen Armen, schließt füreinen winzigen Moment die Lider und genießt das überwältigende Gefühl, ihr so nah zu sein, wobei er fasziniert den blumigen, so frischen Duft einatmet. Dann erst betrachtet er sie und sieht, dass sie abermals von Leichenblässe gezeichnet ist. Er erkennt das Entsetzen und den Schrecken und weiß zum ersten Mal seit ... zwanzig Jahren nicht, wie er sich verhalten soll. Ein Teil von ihm will sie küssen, an nichts mehr denken, sie fester an sich ziehen und nie wieder loslassen. Er begehrt dieses Mädchen, wie er niemals zuvor etwas begehrt hat, und würde sofort jede Aussicht auf eine einzige friedliche Nacht mit sechs Stunden erholsamen Schlaf gegen einen Kuss tauschen.
    Norton, hier Houston! Alles in Ordnung oder haben wir ein Problem?
    Nein, nichts ist in Ordnung! Nie war das weniger der Fall! Faktisch ist Mr. Andrew Norton außer Kontrolle, und das in seinem Kopf vorherrschende Chaos bereitet ihm bodenlose Angst. Doch da gibt es noch den anderen Teil in ihm, der will sie behutsam zur Couch tragen, sie zärtlich streicheln und fragen, warum sie solche Furcht vor ihm verspürt. Nichts liegt ihm ferner, als ihr wehzutun. Er möchte erfahren, weshalb sie so entsetzt und panisch wirkt, will diesen grausamen Ausdruck aus ihrem Blick verschwinden lassen. Andrew ahnt, dass ein Mann die Verantwortung dafür trägt, dass sie derzeit in seinen Armen liegt und sich verzweifelt bemüht, Luft in ihre Lungen zu bekommen, was ihr jedoch nicht gelingt, weil der Schock ihre Atemwege blockiert.
    Als er das erfasst hat, weiß er auch endlich, was zu tun ist. Panikanfälle, die einem der simpelsten Überlebensreflexe berauben, sind ihm nicht gänzlich unbekannt.
    »Josephine!« Sein fester, autoritärer Ton bleibt nicht ohne Wirkung. Instinktiv sieht sie ihn an. »Hörst du mich?«
    Ihr Nicken erzählt von grenzenloser Verzweiflung.
    »Atme ein. Jetzt!«
    Sie versucht es, und es gelingt ihr tatsächlich, etwas Sauerstoff in sich aufzunehmen. Aufmunternd nickt er. »Halte die Luft an, und zähle bis fünf. Jetzt!«
    Als sie gehorcht, lächelt Andrew. »Sehr gut. Und ausatmen. Jetzt!«
    Das läuft weniger gut. Heftig schüttelt sie den Kopf, ihr Mund ist fest zusammengepresst.
    »Oh verdammt!« Kurz entschlossen trägt er den schmalen Körper zur Couch. Ihre Lippen sind inzwischen blau und der entsetzte Blick lässt ihn nicht mehr los.
    In diese ausweglose Situation platzt das nächste Klopfen. Bevor Andrew reagieren kann, steht dieser Idiot Smith wieder im Raum. »Mr. Norton, ich ...« Er hält inne, als er

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