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Feueraugen I. Das Dorf

Feueraugen I. Das Dorf

Titel: Feueraugen I. Das Dorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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zumindest sein rechter Arm kann jetzt ins Freie gestreckt werden.
    "Wie spät ist es denn?" erkundigt sich Zeramov, der ein Gesicht macht, auf dem man lesen könnte: 'Nur noch ein bisschen, ja?'
    "Bald acht Uhr!" erwidert Baldwin. "Ich hab solche Rückenschmerzen, mein Lieber. Massieren Sie mich ein klein wenig?"
    Zeramov vergräbt sein Gesicht augenblicklich wieder in seinem aufgeknöpften Mantel.
    Baldwin hat sicherlich nicht gut geschlafen, aber die Unternehmungslust treibt ihn zu Aktivitäten an.
    "Genug gedöst, Alexej! Ich fühle mich wie gerädert und außerdem hab' ich einen Bärenhunger. Auf-auf ... wir sollten zurück ins Dorf und erst mal was essen!"
    "Hmmm ... ja ... essen wär' nicht schlecht! Mir bitte Kaffee und zwei Brote mit Schinken oder Salami."
    Dies genügt um Baldwins Stimmungsbarometer umzustürzen. Gerade bei allerbester Laune ist er verständlicherweise nicht, doch Zeramovs Wünsche bewirken gleich mal den ersten Wutausbruch.
    "Zum Teufel, Zeramov! Aufwachen ... wir haben noch was vor. Los raus aus den Federn. Vertreten Sie sich die Beine, damit Sie endlich wach werden!" schreit er und kurz darauf liegt der Drehbuchautor auch schon draußen auf dem feuchten Boden. Baldwin hat die Wagentüre aufgestoßen und seinen Mitarbeiter unsanft an die frische Luft gesetzt. Vom Lärm aus dem Schlaf gerissen, beginnt sich jetzt auch Cassius zu dehnen und zu strecken. Kaum sitzt er aufrecht, entnimmt er dem Handschuhfach eine Packung Kaugummi und beginnt Streifen um Streifen aus dem Papier zu wickeln. Wenig später zerplatzt die erste, riesige Kaugummiblase mit saftigem Knall.
    "Es ist zum Wahnsinnig-Werden mit euch." Baldwins Nervosität hat bereits wieder nachmittägliches Stadium erreicht. Zappelnd sitzt er da und faucht seine Mitarbeiter an. "Cassius, wo ist Rodolphe? Hat der Kerl etwa die ganze Nacht draußen im Schlafsack zugebracht?" Niemand erwartet von Cassius, hierzu Stellung zu nehmen. Der Kameramann grinst breit und rührt sich im Übrigen nicht.
    "Ja, Rodolphe ist wirklich nicht zu sehen." stellt auch Zeramov fest, der zurück in den Wagen gestiegen ist. "Cassius! Hupe doch mal, damit Rodolphe weiß, wie's hier steht."
    "OK!"
    Cassius hupt einige Male - es dauert nur Sekunden, da erscheinen Ricci, Dr. Glücklich und      Michel vor ihrem Wagen und sehen verwundert zu Baldwin herein.
    "Was ist? Warum hupt er denn wie verrückt?" fährt Ricci den Regisseur an.
    "Wir haben lediglich Rodolphe davon in Kenntnis gesetzt, dass wir erwacht sind. Euch hat niemand gerufen. Trollt euch!" kontert der. Sein Tonfall verbietet jeden Widerspruch und tatsächlich gehorchen die drei Männer.
    "Tutto bene, Signore Baldwin. Wir hören gerade Nachrichten und wollen auch nicht gestört werden."
    Wenig später sitzen Baldwin und Zeramov in den offenen Türen des Mercedes und halten Ausschau nach Rodolphe.
    "Was macht er denn?" brummelt der Regisseur. "Hat er uns nicht gehört? Schläft er am Ende noch?"
    "Ich seh' mal nach. Da vorne steht ja sein Motorrad. Er wird sich daneben ins Gras gelegt haben." Zeramov trottet davon. Es dauert nicht lange, da ist er zum Wagen zurückgekehrt. Achselzuckend bleibt er vor Baldwin stehen.
    "Nichts. Zwar ist da eine Stelle im Gras ganz niedergedrückt, aber Rodolphe scheint irgendwo herumzugehen. Ich hab' ihn nicht gesehen. Seinen Schlafsack hat er zusammengerollt und neben die Maschine gelegt. Der Helm fehlt. Hat wohl einen Spaziergang unternommen."
    "Cassius … hupe noch was!" Baldwin steht kurz vor der nächsten Explosion an diesem Morgen.
     
    *         *         *
     
    Eben ist Dr. Chaim Glücklich durch Los für eine schwere und zugleich ehrenvolle Aufgabe bestimmt worden. Im Ford hat man sich dazu entschlossen, einen der Ihren zu Baldwin hinüber zu schicken. Dieser soll für die 'betrogene Mannschaft' sprechen, den Chef der Unfairness anklagen und ihn auffordern, sich eine Erklärung zu überlegen.
    Signore Musselino fasst gerade noch einmal einzelne Anklagepunkte zusammen und versucht dabei den Ablauf des Geschehens vorauszubestimmen. "… und dann sagen Sie ihm, dass wir seine Entschuldigung erwarten. Er soll zu uns herüber kommen und sich entschuldigen. Sie müssen ihm natürlich Angst machen. Er muss erahnen, dass wir nicht mehr mitmachen wollen."
    "Er braucht nicht zu wissen, dass wir darauf brennen, mehr über dieses Schloss und den Orden zu erfahren. Er soll nur darauf hingewiesen werden, dass wir durch Rodolphe einen Wink bekommen haben. Ein

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