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Feuerbande

Feuerbande

Titel: Feuerbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Otten
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und starrte auf meine Hände hinab, die in meinem Schoß lagen und zitterten. Ich wurde verrückt, jetzt war es sicher. Niemand war hier. Niemand außer mir und der Katze.
    Das Tier saß mir gegenüber auf dem Tisch und schaute mich an, als wäre es wirklich besorgt um mich. Und dazu hatte es auch allen Grund. Ich merkte, wie mir die Tränen hochschossen und wischte mir hastig über die Augen. Also, das war jetzt wirklich zu blöd...
    „Nicht weinen“, erklang eine menschliche Stimme, tief und dunkel und unendlich beruhigend. Sie rührte an etwas, ganz fern, ganz weit... viel zu weit, um es fassen zu können.
    Ich nahm die Hand von den Augen fort. Vor mir auf dem Tisch saß wieder der Mann, den ich vorhin in der Küchentür... die Katze war fort. Ich wurde verrückt...
    „Es tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe“, fuhr der Fremde mit seiner sanften Stimme fort, die mir gleichzeitig doch auch so vertraut war... wo hatte ich sie nur schon gehört? Aber etwas tief in mir wusste, dass ich ihn nicht zu fürchten hatte. Dass er Zuflucht und Sicherheit mit sich brachte. Und mehr...
    Ich verstand überhaupt nichts mehr, während meine wohlbekannte Welt rings um mich her tiefe Risse erhielt.
    „Wer bist du?“, flüsterte ich tonlos.
    „Asc“, sagte er. „Mein Name ist Asc. Du kanntest mich vor langer Zeit, Iwa, und ich bin mir sicher, du kennst mich noch.“
    Ich blickte ihn an und nahm ihn zum ersten Mal richtig wahr. Er war nicht besonders groß, wirkte aber sehr geschmeidig, selbst in diesem Moment, wo er noch immer auf der Tischkante saß. Seine Schultern waren breit und kräftig, sein Gesicht freundlich und vertraut, so vertraut – warum konnte ich mich nicht erinnern? Die Züge unter seinen kurzen rotbraunen Haaren waren alterslos, und doch wusste ich, dass er kein junger Mann mehr war, wenn auch nichts an ihm darauf hin deutete.
    „Eva“, berichtigte ich. „Mein Name ist Eva.“
    Er lächelte, und ich fühlte Wärme in mir emporsteigen. Ich kannte dieses Lächeln. Wenn ich nur wüsste...
    „Diesen Namen hast du bekommen, weil er so ähnlich klingt wie dein richtiger. Damit du deine Wurzeln nicht vergisst, Iwa. Auch, wenn du alles andere vergessen hast.“
    „Was habe ich vergessen?“, fragte ich verzweifelt. „Ich verstehe gar nichts mehr. Du warst dieser Kater, nicht wahr? Was passiert denn hier nur mit mir?“
    Er lächelte noch immer und nahm meine Hand. „Ja, und es war sehr angenehm, von euch beiden gestreichelt zu werden.“ Sein Lächeln verschwand. „Viele von uns können ihre Gestalt verändern. Ich bevorzuge die Form einer Katze. Bocca wählt gern die eines Raben.“
    „Bocca?“
    Jetzt rutschte er vom Tisch herunter und setzte sich neben mich auf die Couch. Ich spürte seine Gegenwart und die Wärme, die von seinem Körper ausging, und wie sie an etwas tief Verborgenes in mir selber rührte.
    „Ja, den hast du auch vergessen. Iwa, ich muss dir so vieles erzählen, und wir haben nur wenig Zeit. Du bist in großer Gefahr, deshalb bin ich hier. Ich möchte dich von hier fortbringen.“
    Ich hatte also Recht gehabt, meine Ahnungen hatten mich nicht getrogen.
    „Erzähl mir, was ich wissen muss“, bat ich. „Auch, wenn ich nicht weiß, ob ich es verstehen werde. Mein Kopf ist im Moment ein Durcheinander aus schwarzen Türen und verschlossenen Fenstern. Ich laufe davor und bekomme nirgendwo Licht hinein.“
    „Iwa“, sagte er, und erst jetzt wurde mir bewusst, dass er noch immer meine Hand festhielt. „In deiner Wohnung hier sehe ich viele Pflanzen, und in deinem Büro ist das auch so gewesen. Es ist nicht wie bei anderen Menschen, die sie nur zur Dekoration benutzen, nicht wahr? Du brauchst sie, um dich besser zu fühlen.“
    Die Wärme aus seinem Händedruck fing an, in meinen Arm hinaufzusteigen und sich von dort aus ihren Weg weiter durch meinen Körper zu bahnen.
    „Ja“, nickte ich. „Das ist schon immer so gewesen.“
    Er streichelte meine Finger, und auch das war eine seltsam vertraute kleine Geste. „Das ist, weil sie dich an deine Zeit vor dieser hier erinnern. Sie verbinden dich mit deinem Leben im Wald. – Nein, sag jetzt nichts. Ich will dir rasch die Geschichte erzählen, damit du mir dorthin folgen kannst, wohin ich dich bringen will.“
    Ich rückte näher an ihn heran und bemerkte erstaunt, dass ich meinen Kopf an seine Schulter legte. Sprechen konnte ich nicht. Ich wusste nicht einmal mehr, was ich denken sollte.
    „Es gibt Welten, die eng verknüpft sind

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