Feuerbluete 01 - Feuerbluete
angeboten seine rechte Hand zu werden, wie du damals, kannst du dir das vorstellen?«
Lächelnd beobachtete Rena die Begrüßung. Doch bei aller Freude bemerkte sie, dass Tavian vermied Alenas fehlendes Gildenamulett und das Smaragdschwert, das sie nun ganz offen trug, anzusprechen. Eigentlich hätte Alena als Augestoßene nicht mal nach Gilmor zurückkehren dürfen, streng genommen hatte sie seit dem Kampf um den Palast der Trauer ein halbes Dutzend Gildengesetze gebrochen. Rena beschloss so bald wie möglich mit Tavian darüber zu reden.
Die Gelegenheit kam schon bald darauf, als Alena mit ihrem Gepäck in ihr Zimmer verschwand.
»Und, wie bist du mit ihr klargekommen?«, fragte Tavian.
»Gut«, sagte Rena und sah ihm direkt in die Augen. »Ohne sie wären wir jetzt nicht hier. Wirf ihr nicht vor, dass sie sich mit der Gilde angelegt hat. Es musste sein. Außerdem hat sie genug gelitten deswegen.«
Tavian nickte langsam. »Wahrscheinlich hast du Recht. Aber ich denke an ihre Zukunft. Wie schwer das Leben jetzt für sie sein wird ohne die Gilde. Es ist ein schreckliches Schicksal. Ich wünschte, ihr wäre das erspart geblieben.«
»Das wünschte ich auch«, sagte Rena leise. »Umso wichtiger ist, dass sie jetzt alles erfährt. Ich finde, das hat sie verdient. Du hättest es ihr schon viel früher sagen sollen.«
Tavian wusste sofort, wovon sie sprach. »Es ist ein Geheimnis, das nicht uns gehört.«
»Ja«, mischte sich Tjeri ein. »Aber was für einen Sinn macht es, wenn wir es ins Grab mitnehmen? Alena wird das Schwert weiter tragen, die Steine bleiben in der Welt der Menschen. Sie muss wissen, was es damit auf sich hat.«
»Außerdem muss sie endlich erfahren, wie ihre Mutter gestorben ist«, drängte Rena.
»Ja, das finde ich auch«, sagte eine Stimme. Alena lehnte im Türrahmen und beobachtete sie mit undurchdringlichem Gesichtsausdruck. Rena fühlte sich ertappt.
Tavian seufzte. »Na gut. Setz dich.«
Das Kochfeuer erhellte den Raum mit seinem warmen orangefarbenen Licht, Rena räusperte sich, begann zu erzählen. Von vier Menschen und einem jungen Storchenmenschen, die helfen wollten den Frieden in Daresh wieder herzustellen. Wie sie erfahren hatten, dass die Halbmenschen von einem Herrscher regiert wurden, der irgendetwas mit der ganzen Sache zu tun hatte. Wie sie im Seenland nach diesem Herrscher - dem Me’ru - gesucht hatten um endlich die Wahrheit zu erfahren. »Wir fanden ihn an einem magischen Ort, dem Smaragdgarten«, sagte Rena schließlich. Ihre Kehle war trocken vom Erzählen und die Erinnerung tat weh. »Dort lebt der Me’ru inmitten von Edelsteinen, die in diesem Garten wachsen; er ernährt sich von ihnen und sie machen ihn unsterblich. Es ist ein Ort, der dem Erdgeist gehört, aber auch dem Feuergeist, dem Geist der Seen und dem Nordwind. Er ist die Seele von Daresh. Aber das darf nie jemand erfahren, weil dieser Ort sonst zerstört werden würde. Kein Mensch darf wissen, dass es ein Wesen wie den Me’ru gibt.«
Sie sah, Alena begriff allmählich, was das alles mit ihr zu tun hatte. Rena war ihr dankbar dafür, dass sie sie nicht unterbrach. Es war schwer genug, überhaupt darüber zu sprechen. »Verräter sind uns gefolgt und wir mussten den Smaragdgarten und den Me’ru mit unserem Leben verteidigen«, fuhr sie fort. »Wir hatten schon gesiegt, als einer der Verräter Alix mit einem vergifteten Dolch getroffen hat. Immerhin hat er deine Mutter nicht lange überlebt.«
Alena starrte sie an. »Ihr wart alle dabei.«
»Ja. Wir drei - dein Vater, ich und Tjeri. Ich war damals erst achtzehn Winter alt.«
»Ihr durftet Steine aus dem Smaragdgarten mitnehmen, oder? Die an meinem Schwert sind auch von dort?«
»Alix hat sie vor ihrem Tod für dich ausgesucht«, sagte Tavian und seine goldgefleckten Augen waren dunkel vor Schmerz.
»Jetzt ist mir alles klar«, sagte Alena langsam. »Es ist ein Schwert, das lebt. Es kann kämpfen, will aber auch den Frieden, weil es nicht nur den Feuergeist, sondern auch ein Stück des Erdgeists in sich trägt. Habe ich das richtig kapiert?«
»Ich wusste nicht, dass die Kristalle das Schwert so stark beeinflussen würden«, verteidigte sich Tavian. »Wenn du es wirklich willst, mache ich dir ein anderes.«
»Zu spät - wir haben schon Freundschaft geschlossen«, sagte Alena und legte die Hand auf den Griff mit den grünen Steinen. »Was ist, macht es mich auch unsterblich?«
»Dazu müsstest du die Smaragde schon essen«, sagte Rena und musste
Weitere Kostenlose Bücher