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Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Titel: Feuerbluete 01 - Feuerbluete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Jetzt verhaften sie uns, ab ins Verlies, und in zwanzig Wintern sehen wir das Tageslicht wieder, wenn wir Glück haben!
    Zwei Wachen liefen auf sie zu - und halfen ihr Alena zu stützen. Die anderen zogen ihre Schwerter. Ungläubig beobachtete Rena, wie die Wachen Canos verbliebene Leute überwältigten und mitsamt Vinja, Lex und den anderen Gefangenen nach draußen verfrachteten. Wenige Atemzüge später standen sie alle in sicherer Entfernung von der Hügelkuppe in einem verschneiten Distelfeld. Hinter ihnen schlugen die Flammen aus dem Dach des Palasts. Die Säulen des Eingangs brachen in der Hitze zusammen.
    »Was ist hier eigentlich los?«, krächzte Rena und sog dankbar die kalte, klare Luft ein. Sie blickte den beiden Männern entgegen, die mit langen Schritten auf sie zukamen, und erkannte den Stadtkommandanten Yorkan. Neben ihm ging Navarro ke Tassos von der Feuer-Gilde, sein Umhang aus Dhatla-Leder wehte hinter ihm her. Ihre Gesichter waren besorgt. »Rena! Alles in Ordnung?«, rief Navarro. »Leider habe ich Keldos Tagebuch, das du uns geschickt hast, erst heute früh bekommen. Einer der Stadtbeamten hat es eine Ewigkeit herumliegen lassen, bis er mir davon berichtet hat...«
    »Und als wir gesehen haben, dass der Palast brennt, war auch klar, wo wir euch - und diesen Heiler vom Berge - suchen mussten«, knurrte Yorkan. »Ich hoffe, Ihr könnt mir verzeihen, dass ich Euch nicht geglaubt habe, was für ein Mensch er ist...«
    Rena nickte. Aber auf einmal war das alles unwichtig. Sie wandte sich um, blickte zurück zum Palast. Alena stand neben ihr und starrte auf die Zerstörung. »Das ist meine Schuld. Ich habe Moriann getötet!«
    »Hör auf damit!«, sagte Rena. »Ohne Cano wäre es nie so weit gekommen. Und vielleicht ist es besser so. Moriann wollte sterben. Jetzt ist sie frei.«
    Alena nickte. Aber sie wandte den Blick erst vom Palast der Trauer, als Kerrik ihr den Arm um die Schultern legte und sie gemeinsam zurückgingen nach Ekaterin.

Freunde
    Sie wurden in die Residenz des Stadtkommandanten gebracht. Ein Haufen Leute gratulierte ihnen, drängte sich um sie herum und wollte hören, was sie erlebt hatten. Dann wurden sie in ein Zimmer gebracht, wo Heiler sich um sie kümmerten und sie frische Sachen zum Anziehen bekamen. Alena wusste kaum, wie ihr geschah. Wie in Trance ließ sie sich verbinden und antwortete auf Fragen. Sie trauerte um den Palast, um Moriann - selbst um Cano. Es war so viel geschehen an diesem Tag und sie hatte nicht einmal die Hälfte davon in Ruhe durchdenken können.
    Schließlich eskortierte man sie in Räume, die dem Stadtkommandanten selbst gehörten und noch prachtvoller waren als Keldos Höhle. Doch Alena sehnte sich trotzdem nach kurzer Zeit in das Versteck zurück - einen Ort, an dem sie sich geborgen gefühlt hatte. An dem sie und Rena und Kerrik zu Hause gewesen waren, Freunde unter sich.
    Kerrik war kaum ansprechbar. Er wirkte erschöpft, aber auch angespannt. Immer wieder ertappte Alena ihn dabei, wie er sich umblickte. Suchte er nach Jorak? Alena wusste auch nicht, wohin er verschwunden war. Er war mit ihnen aus dem Palast gerannt, aber dann hatte er sich anscheinend unbemerkt davongemacht. Vielleicht wollte er nichts mit den Stadtwachen zu tun haben. Sie fragte sich, ob sie ihn noch einmal wiedersehen würden. Vielleicht hält Kerrik aber auch nach Lilas Ausschau, wurde es Alena klar. Ob sie noch hier ist?
    Kurz darauf tauchte Lilas unter den Menschen auf, die sie in Empfang genommen hatten. Sie war sehr blass und trug ein elegantes, hochgeschlossenes graublaues Kleid. Im Gegensatz zu allen anderen versuchte sie nicht, mit ihnen zu sprechen, hielt sich ein Stück entfernt. Dann war sie auf einmal verschwunden.
    Sofort, als sie Lilas sah, waren Alenas Schuldgefühle zurück, genauso dumpf nagend wie zu Anfang. Ich muss ihr endlich sagen, dass das alles nicht Kerriks Fehler war, dachte sie. Sie hatte Angst vor diesem Gespräch. Aber was ist, wenn ich es nicht mache?, dachte sie. Dann schleppe ich dieses Scheißgefühl noch ewig mit mir herum! Außerdem war da ja noch ihr Erstes Gesetz. Ich werde nie jemandem schaden - außer es ist notwendig, um noch größeren Schaden abzuwenden oder mein Leben zu retten. Ja, dachte Alena. Es muss sein. Ich will keinem von beiden schaden, Lilas nicht und Kerrik erst recht nicht.
    Alena arbeitete sich zu einem der Stadträte vor, einem beleibten Mann mit grauen Locken. »Entschuldigt -

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