Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Titel: Feuerbluete 01 - Feuerbluete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
Vom Netzwerk:
schon ein Dutzend Jugendliche und warteten. Aha, anscheinend bin ich hier nicht die Einzige mit berühmten Eltern, dachte Alena.
    Niemand sprach. Ab und zu flüsterten zwei von ihnen miteinander, lachten nervös. Die haben’s gut, dachte Alena. Es musste toll sein, gleichzeitig mit seinen Freunden Prüfung zu machen. Sie war froh, dass von den Jugendlichen aus Gilmor niemand hier war. Die hätten sich ja doch nur über sie lustig gemacht.
    Ein Mädchen wurde aufgerufen, stand auf und folgte dem Meister mit schnellen Schritten in den Saal. Alena versuchte einen Blick ins Innere zu erhaschen, doch die schweren metallbeschlagenen Türen fielen zu, ehe sie etwas erkennen konnte. Nur gedämpfte Geräusche klangen heraus.
    »Nummer dreiundzwanzig!«
    Ein Junge sprang auf. »Komme schon!«
    Als Nächste war ein Mädchen mit dunklen Haaren und muskulösen Oberarmen dran. Wahrscheinlich Grobschmiedin, dachte Alena und fragte sich, warum niemand aus dem Saal herauskam. Wahrscheinlich hatte er einen separaten Ausgang.
    Jetzt war nur noch ein anderer vor ihr. Sie schloss kurz die Augen um sich zu sammeln, bündelte ihre Gedanken. Atmete einen Moment lang ganz bewusst, so wie Tavian es ihr beigebracht hatte.
    »Nummer sechsundzwanzig!«
    Alena erhob sich und folgte dem Meister in den Versammlungsaal. Ihre Schritte echoten auf dem Stein des Bodens. Im Inneren des Saales war es düster, der fensterlose Raum wurde nur von Fackeln erhellt. In der Mitte standen Kohlen in einem flachen Bassin, Hammer und Amboss bereit.
    Alena blickte hoch und hielt den Atem an. Man konnte bis weit, weit nach oben schauen. An den Innenwänden des Turms hingen wie silberne Nadeln Tausende von Schwertern. Tavian hatte ihr davon erzählt: Wenn jemand von der Feuer-Gilde starb, dann wurde sein Meisterschwert nie wieder benutzt, sondern fand seinen Platz hier im Turm des Rates. Auch die Waffe ihrer Mutter hing hier irgendwo.
    »Alena ke Tassos.«
    Alena wurde aus ihren Gedanken gerissen. Ein hoch gewachsener, dunkelhaariger Mann mit Adlernase und einem melancholischen Gesicht war aus den Schatten herausgetreten - ihr Prüfer. Alena erschrak. Aber es war ein freudiges Erschrecken. Das war doch Aron ke Tassos, eines der Mitglieder des Rates der vier Gilden?! Sie kannte ihn flüchtig, er war ein Freund ihrer Mutter gewesen. Das konnte praktisch sein.
    »Deine Meisterarbeit hat uns gefallen«, sagte Aron. Er lächelte nicht. Doch das tat er, soweit sie gehört hatte, nie. »Das Messer ist gut verarbeitet, die Form ist gelungen. Auch die schriftlichen Fragen hast du sehr gut beantwortet.«
    Am liebsten hätte Alena über das ganze Gesicht gestrahlt. Aber das war kindisch. Und der wirklich wichtige Teil kam ja jetzt erst. Es war ein unangenehmer Gedanke, dass Aron sie wahrscheinlich mit ihrer Mutter vergleichen würde.
    »Ruf uns Feuer«, sagte ihr Prüfer und deutete auf die Feuerschale. Alena murmelte die Formel, die eine Flamme aus der Luft rief. Es klappte wunderbar.
    »Das ist nicht das richtige Schmiedefeuer - ruf ein Weißes.«
    Verständnislos starrte Alena auf die Flamme. »Aber das ist doch ein Weißes Feuer!«
    »Tu einfach, was ich sage!«
    Alena murmelte die uralten Worte noch einmal, etwas abgewandelt, und eine sonnenhelle Flamme fraß sich in die Kohlen hinein. Heiße Luft wehte Alena an.
    »Na gut«, sagte Aron. Alena spürte, wie sie wütend wurde. Was sollte das? Das war eine erstklassige Flamme! Schließlich hatte sie schon als Kind mit Feuer gearbeitet!
    »Jetzt schmiede mir eine Lanzenspitze. Du hast zehn mal zehn Atemzüge Zeit.«
    Alena zwang sich, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Sie erhitzte den Stahl, bis er orangegelb glühte. Mit präzisen Hammerschlägen formte sie ihn auf dem Amboss, spürte wie sich ihre Muskeln kraftvoll streckten und zusammenzogen. Wieder und wieder legte sie das sich abkühlende Metall ins Feuer zurück, damit es weich und formbar wurde. Mit dem Fuß bediente sie den Blasebalg. Schnell vergaß sie, dass ihr jemand zusah. Man musste sehr aufpassen, damit sich das Metall nicht Funken sprühend überhitzte und unbrauchbar wurde.
    Der Prüfer beobachtete ihre Technik kritisch, aber anscheinend zufrieden. Wenige Momente später war die einfache Lanzenspitze fertig. Alena erhitzte die Klinge noch einmal durch und löschte das glühende Metall in dem bereitstehenden Wasserbottich ab. Dann reichte sie es ihrem Prüfer mit einer Zange. Er nickte anerkennend.
    In diesem Moment spürte Alena hinter sich eine Bewegung.

Weitere Kostenlose Bücher