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Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Titel: Feuerbluete 01 - Feuerbluete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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Monate lang Erfahrungen.«
    »Ja«, sagte Alena erschöpft. Sie hatte noch keine Kraft, Zukunftspläne zu schmieden. »Und was wirst du machen?«
    »Heimreisen zu Tjeri. Schade, dass du ihn bisher nicht kennengelernt hast.« Interessiert bemerkte Alena, dass Renas Augen auf einmal glänzten. Ihre Tante schien diesen Kerl ziemlich zu lieben. Alena konnte sich nicht vorstellen, was man an jemandem von der Wasser-Gilde finden sollte. Die waren doch angeblich alle ein bisschen seltsam.
    Am Nachmittag kamen sie wie schon beim Hinweg durch das Dorf Selojas. Es war noch voller geworden. Dicht an dicht schoben sich die Menschen durch die Straßen aus festgetretenem schwarzem Sand, es roch nach Staub und Schweiß und Pelzkleidung, die zu lange nicht gelüftet worden war.
    »Dieser Heiler vom Berge scheint ja wirklich ein Phänomen zu sein!« Rena war in einer Gruppe von muskulösen Schmieden eingezwängt, wo sie sich nicht gerade wohl zu fühlen schien. »Ich fürchte, es ist leichter, ihn sich anzuschauen, als hier durchzukommen.«
    Alena machte das gar nichts aus. Dann musste sie wenigstens nicht die ganze Zeit daran denken, wie die beiden Prüfer sie angesehen hatten. »Vielleicht lässt er Tote auferstehen oder so was. He, könntet Ihr mal aufhören mir auf den Fuß zu trampeln?« Sie versuchte von einer fetten Frau wegzukommen, die schon zwei ihrer Zehen zu Brei verarbeitet hatte. So fühlte es sich wenigstens an.
    In diesem Moment wandelte sich das aufgeregte Summen der Menge, steigerte sich zum Crescendo. Dann wurde es ganz plötzlich still. So still, dass Alena das Geräusch ihres eigenen Atems hören konnte. Eine hoch gewachsene Gestalt in einer flammenfarbenen Kutte betrat die Plattform in der Mitte des Platzes. Man konnte das Gesicht des Mannes nicht erkennen, es war unter einer Kapuze verborgen. Er ging mit langsamen Schritten, doch seine Bewegungen strahlten Kraft und Autorität aus. Alena fühlte, wie die Aufregung der anderen Menschen sie anzustecken begann. Eins war klar: Das hier war nicht mit den üblichen marktschreierischen Kundgebungen zu vergleichen.
    Als die Menschen die Erwartung kaum mehr ertragen konnten, warf die Gestalt die Kapuze zurück. Ein Raunen ging durch die Menge.
    Alena war beeindruckt. Der Heiler vom Berge hatte ein Gesicht, das wie geschaffen dafür war, ein Land zu regieren oder eine Frau zu erobern. Seine Augen schienen sie anzusehen, nur sie. Welche Farbe sein eisgraues, kurz geschorenes Haar wohl einmal gehabt hatte?
    »Ich habe das Unglück der Welt gesehen und es hat mich traurig gemacht«, sagte der Mann und in seinem Gesicht waren Leidenschaft und Güte zugleich. »Ich will es hinwegfegen und euch heilen und wieder zu einem Ganzen fügen. Wollt ihr das?«
    »Jaaaa!« Ein lang gezogener, vielstimmiger Ruf, der aus der Menge aufstieg. Ein Ruf voller Sehnsucht.
    Alena stimmt nicht mit ein. Und doch war sie wider Willen beeindruckt von der Ausstrahlung dieses Heilers. Er hatte eine Art von ... Größe. Komisch, manchmal weiß man schon nach ein paar Atemzügen, dass jemand eine starke Persönlichkeit ist, dachte Alena. Und seine Worte griffen an ihr Herz, brachten eine Saite tief in ihr zum Klingen. Gerade weil sie so ganz anders waren als die üblichen Lehren der Feuer-Gilde, in denen meistens von Stärke und Ehre die Rede war.
    »Nehmt euren Kummer und eure Sorgen und gebt sie mir, damit ich sie zu Freude wandle.«
    Jetzt hatte der Heiler die Hände gehoben. Die Menschenmenge ahmte seine Geste nach, streckte sich ihm entgegen. »Ihr sollt nie mehr leiden, ihr habt genug erduldet! Die Liebe ist es, die euch retten wird, ihr müsst sie nur geben - denn je mehr ihr gebt, desto höher wird sie in euch wachsen. Wollt ihr mit mir wachsen?«
    »Jaaa!«
    »Wer von euch hat das schwerste Schicksal?«, sagte der Heiler vom Berge. »Wer von euch ist alt, siech oder von Schmerzen geplagt? Ich bin gekommen um euch zu helfen.«
    Plötzlich hielt er einen Gegenstand in der Hand, einen weißen Stein. Ein leichter Nebel stieg von ihm auf. Die Menge schien nur darauf gewartet zu haben. Einzelne Menschen drängten sich durch, nach vorne, zu dem Heiler hin. Einer nach dem anderen kniete vor ihm, streckte die Hände nach dem Stein aus. Bewegt sah Alena, wie sie über das ganze Gesicht strahlten, als sie wieder zurückkehrten. Auf einmal wünschte sie sich mit aller Kraft, auch dort oben zu sein, ihren Schmerz und Kummer mit einer Berührung einfach abzustreifen, in diese gütigen Augen zu

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