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Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Titel: Feuerbluete 01 - Feuerbluete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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Sie schaute sich um und sah gerade noch, wie ein Schwert auf sie niedersauste. Ein echtes, kein hölzernes Übungsschwert! Reflexartig wich Alena aus, ließ die Zange fallen und zog ihr Lehrlingsschwert. Mit einem hohen Klingen traf Metall auf Metall. Ihre Schwertkampfprüfung hatte begonnen!
    Der zweite Prüfer war ein Meister dritten Grades. Alena behauptete sich ohne Mühe gegen ihn, parierte seine Schläge und attackierte. Läuft gut heute, dachte Alena zufrieden. Sie spürte, dass ihr Gegner erstaunt war. Er steigerte seine Geschwindigkeit. Alena hielt mit. Erst durch ein paar geschickte Manöver schaffte er es, Alena einige Schritte zurückzudrängen - und plötzlich schoss ein Schmerz durch Alenas Hüfte, als hätte eine Giftschlange sie gebissen. Sie hatte die glühende Umrandung der Feuerschale berührt!
    Ihr Gegner nutzte es sofort, dass sie einen Moment abgelenkt war. Sein Schwert schoss auf ihr Herz zu und abwehren konnte sie seinen Schlag nicht mehr. Im letzten Moment warf Alena sich nach hinten. Dabei stieß sie den Bottich um, stolperte. Sie musste mit den Armen rudern um ihr Gleichgewicht zu halten.
    Der zweite Prüfer ließ sein Schwert sinken.
    Alena wusste, dass das eben nicht gerade gut ausgesehen hatte. Dass sie dem Vergleich mit ihrer Mutter nicht standgehalten hatte. Es schmerzte mehr als die Verbrennung, die sie abbekommen hatte. »Das war nicht fair!«, schrie sie und ihre Stimme hallte durch den Turm, echote in dem riesigen Saal. »Wenn das Schmiedefeuer nicht gewesen wäre, hätte ich nicht verloren!«
    Die beiden Männer blickten sie ungläubig an. »Du wagst es, uns die Schuld für dein Versagen zu geben?«, fragte der zweite Prüfer ehrlich erstaunt.
    »Ein guter Kämpfer weiß jederzeit, welche Tücken das Terrain hat, auf dem er sich bewegt«, sagte Aron kalt. »Und wenn du das Feuer sofort gelöscht hättest, nachdem du fertig warst, hättest du dich nicht daran verletzten können.«
    Alena wurde klar, dass sie einen schlimmen Fehler gemacht hatte. Sie senkte den Kopf. »Es tut mir Leid.«
    Die beiden Prüfer flüsterten kurz miteinander. Alena sah sie nicken. Dann wandte sich Aron ihr wieder zu. Seine Miene war ernst und streng. »Geh jetzt, Alena. Geh zurück in dein Dorf. Du bist noch nicht reif eine Meisterin zu sein.«

Der Heiler vom Berge
    Rena stöberte Alena schließlich in einer Nische unter der Treppe auf. Dort kauerte sie wie ein verwundetes Tier. Sie wirkte völlig erstarrt.
    »Ich habe gehört, was passiert ist«, sagte Rena und setzte sich neben sie. Alena versteifte sich, wartete sicher auf Vorwürfe. Aber Rena hatte nicht vor, ihr eine Standpauke zu halten, das war das Letzte, was Alena jetzt brauchte. Gut, sie hatte für Alena gebürgt. Sie hatte vor den anderen Meistern ihr Gesicht verloren, weil ihr Schützling nicht bestanden hatte. Doch ihr Ärger war längst verflogen. Es gab wirklich Schlimmeres. Sie konnte ganz gut damit leben, dass sie bei den Feuerleuten vorübergehend ein wenig an Prestige eingebüßt hatte. Schließlich pflegte sie zu allen vier Gilden gute Beziehungen.
    »Denk dran, davon geht die Welt nicht unter«, sagte Rena. »Du kannst die Prüfung im nächsten Herbst wiederholen.«
    Alena blickte auf und Rena sah Verzweiflung in ihren Augen. »Ich glaube, ich ertrage es nicht, wenn ich mein Meisterschwert noch einen Winter lang nicht benutzen darf.«
    »Du musst es ertragen. Wenn du dir das Schwert trotzdem nimmst, stößt dich die Feuer-Gilde aus!«
    »Vielleicht wäre das ganz gut«, sagte Alena trotzig. »Ich ecke sowieso ständig an. Vielleicht sollte ich wirklich gildenlos werden. Gildenlose müssen keinen bescheuerten Regeln folgen.«
    »So etwas solltest du nicht leichtfertig sagen«, sagte Rena, zum ersten Mal wirklich beunruhigt. Hoffentlich meinte Alena das nicht ernst - und hoffentlich gab sie der Versuchung, sich ihr Schwert zu nehmen, nicht nach! Einen Moment lang überlegte sie, ob sie das Meisterschwert nicht besser wegbringen sollte, um Alena vor einer Dummheit zu bewahren. Doch ihr wurde schnell klar, dass das ein ebenso schwerer Bruch der Traditionen wäre. Sie musste Alena mit Worten überzeugen. »Es ist ein sehr hartes Leben ohne die Gilde. Du würdest den Kontakt zu Freunden und Nachbarn verlieren, kannst deinen Beruf nicht mehr ausüben, kein Gastrecht in Anspruch nehmen, bekämst keinerlei Unterstützung. Du wärst völlig allein, würdest nicht mehr dazugehören.«
    »Und wenn schon!«
    »Lass uns später darüber reden.

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