Feuerbluete 01 - Feuerbluete
Eiswüste geschickt wurde. Es ist ein furchtbarer Ort, dort gibt es nur Eis und Felsen, es ist das ganze Jahr über Winter und jeden zweiten Tag fegen Schneestürme über das Land. Cano ist ein Mann, der niemals vergisst. Sobald er sich einigermaßen sicher fühlt, wird er sich an seinen alten Feinden rächen. Er wird keine Ruhe geben, bis wir tot sind.«
Das wirkte. Jetzt sah auch Alena erschrocken drein. »Was schlägst du vor?«, fragte sie. Ihr Ton war noch immer ein wenig förmlich. Es tat Rena Leid, dass die Vertrautheit zwischen ihnen schon wieder weg war. Nach wie vor waren sie sich fremd. Und das Schlimme war - sie brauchte Alena jetzt, sie brauchte jede Unterstützung, die sie kriegen konnte. Allein hatten sie und Tavian gegen Cano keine Chance.
»Ich schlage vor, dass wir den Kampf aufnehmen«, sagte sie.
Alena zögerte. »Na gut«, sagte sie schließlich. »Ich bin dabei.« Rena musterte sie lange und nachdenklich. Stolz und rebellisch erwiderte das Mädchen mit den rostroten Haaren ihren Blick. Sie wird jetzt verdammt schnell erwachsen werden müssen, dachte Rena. Wird sie das schaffen?
»Gut«, sagte Rena und machte sich daran, an den Rat der vier Gilden in der Felsenburg und an die Hohen Meister der Feuer-Gilde zu schreiben. Auch Tjeri schickte sie eine Botschaft, damit er wusste, was los war, und nicht vergeblich auf ihre Rückkehr wartete.
Kaum hatte Rena die Wühler losgeschickt, schnupperte sie misstrauisch. Wieso roch es hier auf einmal so ranzig? Konnte es sein, dass ...
Eine pelzige Gestalt schoss heran, warf sich von hinten auf Alena und hätte sie fast umgeworfen. »He!«, schrie Alena und schaffte es, das Geschöpf am Nackenfell zu packen und von sich wegzuhalten. Mit klopfendem Herzen erkannte Rena, dass es ein Iltismensch war, eins der halb menschlichen Wesen von Daresh. Er hatte den geschmeidigen Raubtierkörper seiner Art und ein spitzes menschliches Gesicht mit beeindruckenden Reißzähnen. Sein braun- und beigefarbenes Fell war struppig, er schien nicht gerade eitel zu sein.
»Cchraskar, du sollst mich nicht immer anfallen, verdammter Rostfraß!«, schimpfte Alena, aber sie strahlte über das ganze Gesicht. Rena wurde klar, dass das ihr bester Freund sein musste - sie hatte ihn bisher nicht kennengelernt.
»Aberrr es macccht Spasss!«, fauchte Cchraskar und schnappte spielerisch nach Alenas Hand.
»Jetzt reicht’s aber«, sagte Alena und schüttelte ihn. Die beiden rollten über den Boden und balgten sich, bis Alena einfiel, dass sie Zuschauer hatten. Verlegen stand sie auf und klopfte sich den Staub ab.
Rena konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Cchraskar, warum bist du hier?«
Der junge Iltismensch blickte sie an, seine dunklen Augen leuchteten. Er antwortete nicht in Daresi, sondern in seiner Sprache. Das war kein Problem - seit Rena die Quelle berührt hatte, verstand sie die Sprachen aller Halbmenschen. »Gehört habe ich, gehört, dass Feuerblüte Kummer hat. Also komme ich«, sagte er.
Feuerblüte - das war also der Name, den die Halbmenschen für Alena hatten. Rena fragte sich, wie die Halbmenschen immer so schnell erfuhren, was auf Daresh geschah. Bevor sie antworten konnte, fuhr Cchraskar in Daresi fort: »Aber icch habe auch eine Botschaft, die habe ich. Aus eurem Dorf.«
Rena wurde ganz kalt. Sie hoffte von ganzem Herzen, dass es nur eine harmlose Ermahnung von Tavian wegen der verhauenen Prüfung war. Aber die hätte er auch per Wühler schicken können.
»Gib sie uns bitte«, sagte sie ruhig. »Von wem ist sie?«
»Ralissssa.« Der Iltismensch zuckte mit den Ohren. »Sonst versucht sie immer mir Wasser übers Fell zu kippen, Glück hat sie, Glück, dass ich ihr trotzdem zugehört habe.«
Alena runzelte die Stirn. »Ralissa ist eine Nachbarin«, flüsterte sie Rena zu. »Was will die denn?«
»Ssie sagt, dass es Tavian schlecht geht«, lispelte Cchraskar. »Eine eigenartige Krankheit. Vielleicht ein Fluch. Bitte kommt schnell, sagt sie!«
Verbündete
Sie wanderten die ganze Nacht durch, ohne Rast. Im Morgengrauen erreichten sie Gilmor. Alena nahm den vertrauten Klang der Schmiedehämmer nicht wahr, merkte kaum, dass Kilian und Jelica am Wegesrand standen und ihr neugierig nachblickten. Mit langen Schritten eilte sie zur Schmiede ihres Vaters. Aus ihrer Pyramide stieg kein Rauch auf, sie wirkte kalt und verlassen. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte Alena echte Angst.
Ralissa empfing sie an der Tür. Sie wirkte niedergedrückt und verängstigt.
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