Feuerbluete 01 - Feuerbluete
Ich müsste näher an sie herankommen.«
»Geht nicht. Vergiss es.« Rena wandte sich wieder an den Palast. »Wir danken dir, Moriann. Können wir irgendetwas für dich tun, dir helfen?«
Diesmal hatten es die Schlangen richtig eilig. Kommt vorbei zum Reden, buchstabierten sie aus. Ihr seid willkommen.
»Machen wir«, sagte Rena und verbeugte sich leicht. Kerrik und Alena taten es ihr nach.
Sie gingen durch den Thronsaal und die Gemächer der Regentin zurück, stiegen hinab in den Saal mit dem Wasserfall - Tränen sind es, die ihn speisen, begriff Rena - und schritten durch die Eingangshalle nach draußen. Als sie den Palast verlassen hatten, atmete Rena freier. Tief sog sie den kalten Wind ein, der von Norden über Ekaterin fegte. Es war dunkel geworden; einen halben Sonnenumlauf lang waren sie im Palast der Trauer gewesen. Kaum zu glauben, wie schnell das alles gegangen war - erst heute Morgen hatte ihnen Jorak die Botschaft entschlüsselt.
»So etwas erlebt man nur einmal im Leben«, sagte sie. »Ob uns das einer glauben wird?«
»Komisch«, sagte Kerrik nachdenklich. »Es war fast wie in Lixantha. Wenn man den Dschungel kennenlernt und versteht, dann braucht man keine Angst vor ihm zu haben, dann hilft er einem sogar.«
Alena war schon losgegangen, in Richtung Stadt. Ungeduldig drehte sie sich um. »Worauf wartet ihr, beim Säurebad? Wir haben’s eilig!«
Beim Gedanken daran, Tjeri nun helfen zu können, war Rena ganz leicht und hell zumute. Tjeri, bald hatte sie Tjeri wieder! Auf einmal strahlte sie über das ganze Gesicht. »Ja, verdammt, wir haben es eilig!«, sagte Rena. Mit schnellen Schritten ging sie an den anderen vorbei und setzte sich an die Spitze ihres kleinen Trupps.
Im Schutz der Dunkelheit stahlen sie sich zurück in die Stadt. Alena war nicht wohl zumute, als sie durch die äußeren Bezirke wanderten. Wieder hallte Canos Warnung in ihrem Kopf. Und auf eins kannst du dich verlassen: Ich werde dich zerstören so wie alle, die sich mir in den Weg stellen. Inzwischen war Ekaterin nicht weniger gefährlich für sie als der Palast der Trauer. Wie sie es schon so oft getan hatte, tastete sie nach ihrem Gildenamulett, um den Feuergeist um Schutz zu bitten - vergebens diesmal. Nie wieder, dachte Alena und biss die Zähne zusammen.
Rena ging noch immer voran. Aber sie nahm nicht den direkten Kurs auf den Grünen Bezirk. »Wo willst du hin? Ich denke, wir gehen Tjeri holen?«, fragte Alena verwundert. Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, dass sie bald Lilas gegenüberstehen würden. Und sie konnte Kerrik ansehen, dass auch er sich seine Gedanken machte; er war auf einmal sehr still geworden.
»Meinst du, wir können einfach so bei Lilas hineinspazieren? Cano ist nicht blöd, er wird das Haus überwachen lassen.« In Renas Augen war ein vergnügter Funke. »Aber ich wette, er hat übersehen, dass er es mit Menschen einer anderen Gilde zu tun hat. So was zu bedenken war noch nie seine Stärke ...«
Kurze Zeit später erinnerte sich Alena, dass der Grüne Bezirk untertunnelt war. Und sie erfuhr, wie es sich anfühlt, durch einen engen stickigen Gang zu kriechen. Es gefiel ihr nicht besonders. Sie bekam Sand in die Nase, und ihre Tunika war so dreckig, dass man kaum noch erkennen konnte, welche Farbe sie mal gehabt hatte. Cchraskar dagegen war voll in seinem Element.
Ächzend zog Alena sich hinter ihren Freunden im unteren Stockwerk des Gartenhauses wieder ins Freie und klopfte sich den Staub ab. »Und so was macht ihr freiwillig?!«
»Aber ja«, sagte Kerrik grinsend. »Sag bloß, es hat dir keinen Spaß gemacht!«
In einem der Innengärten fanden sie Lilas. Sie trug ein einfaches helles Leinenkleid und war barfuß; ihr Gesicht wirkte ernst und verschlossen.
Alena blieb verlegen im Hintergrund und hätte sich am liebsten unsichtbar gemacht. Wahrscheinlich ging es Kerrik ebenso, denn er sagte kein Wort.
Nach einem kühlen Blick auf Alena und Kerrik wandte Lilas sich Rena zu. »Er ist nicht mehr hier«, sagte sie.
»Was?!« Rena schrie es fast. »Was ist passiert?«
»Cano hat ihn wegbringen lassen«, sagte Lilas. »Seine Leute haben meinem Meister weisgemacht, dass der Heiler vom Berge Tjeri wieder erwecken könnte. Ich konnte nichts dagegen tun. Du hättest sehen sollen, was für einen Aufstand ich gemacht habe. Aber sie waren bewaffnet und zum Schluss haben sie uns gedroht.«
Alena ballte die Fäuste. Warum hatten sie nicht daran gedacht, Tjeri vorher ins Versteck zu bringen, in Keldos
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