Feuerbluete 01 - Feuerbluete
Höhle?
»Du hast getan, was du konntest«, sagte Rena dumpf. »Haben sie gesagt, wo sie ihn hinschaffen?«
»Nein. Sie haben sich nicht mal die Mühe gemacht, zu lügen.«
Alena und die anderen krochen in den Tunnel zurück, suchten sich einen unterirdischen Rastplatz und blieben dort verwirrt und erschüttert sitzen. »Was jetzt?«, fragte Alena.
»Ich hätte daran denken müssen«, sagte Rena grimmig. »Auch das kommt mir sehr bekannt vor. Nur dass ich das letzte Mal der Köder war.«
»Köder? Du meinst, er will uns aus dem Versteck locken?« Kerrik runzelte die Stirn. »Gar keine schlechte Taktik.«
»Aber selbst wenn - wir müssen Tjeri finden«, sagte Alena. »Wahrscheinlich hat er ihn in sein Hauptquartier gebracht. Ich war da, als ich Cano das zweite Mal getroffen habe.«
Rena horchte auf. »Wo liegt es? Wie sieht es aus?«
»Ich weiß nicht. Irgendwo im Gelben Bezirk«, musste Alena zugeben und erzählte davon, wie man ihr die Augen verbunden und sie geführt hatte. »Aber ich habe meine Atemzüge gezählt und ich würde die Gerüche und Geräusche wiedererkennen. Vielleicht kann ich es wiederfinden. Nur, äh, wie verhindern wir, dass die Falle zuschnappt?«
»Wir müssen uns trennen«, sagte Rena. Der entschlossene Blick war in ihre Augen zurückgekehrt. »Kerrik und Cchraskar müssen versuchen Canos Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Währenddessen holen wir Tjeri raus. Am besten geht ihr noch mal zu Lilas’ Haus und lotst eure Verfolger dann in den Roten Bezirk.«
Alena hätte keinen Klumpen verrostetes Roheisen darauf gesetzt, dass das funktionieren würde. Inzwischen kannte sie Cano gut genug um zu wissen, dass er nicht leicht zu besiegen und erst recht nicht zu übertölpeln war. »Vielleicht fällt Jorak etwas Besseres ein«, sagte Kerrik plötzlich. »Ist es in Ordnung, wenn ich ihm Bescheid sage, damit er uns hilft?«
Rena nickte. »Ja, mach nur, das ist eine gute Idee.«
Alena stöhnte, aber niemand beachtete sie. Niemanden interessiert es, was ich von ihm halte, dachte Alena eingeschnappt. Sie werden schon sehen, was sie davon haben - der Kerl hat’s doch todsicher nur auf die Belohnung abgesehen!
Auf dem Markt kauften Rena und sie sich zwei schwarze Kutten um als reisende Schmiedinnen durchzugehen. Es würde nicht auffallen, wenn sie sich die Kapuzen über den Kopf zogen - schließlich war es wirklich kalt und Feuerleute froren leicht. Dann begaben sie sich zum Herztor, wo Canos Leute sie damals abgeholt hatten. Um diese Uhrzeit waren nicht viele Leute hier.
»Gut, du machst jetzt die Augen zu und ich führe dich«, sagte Rena. »Kannst du mir schon einen Tipp geben, worauf ich achten sollte?«
Alena schloss die Augen und rief die Erinnerungen in sich wach. »Ein Übungsplatz für Anfänger muss in der Nähe sein, ich habe das Geräusch von Holzschwertern gehört. Außerdem eine Schmiede, in der nachts noch gearbeitet wird. Es roch nach Hornspänen und Kräutern … ich wette, in der Nähe arbeitet auch ein Heiler und jemand, der Messergriffe macht.«
Endlos lange, wie es Alena schien, irrten sie im Gelben Bezirk umher. Es fiel ihr nicht leicht, sich zu konzentrieren. Innerlich war sie verkrampft, viel zu oft musste sie an Cano und seine Drohung denken. Ihn jetzt absichtlich suchen zu gehen, sich in sein Hauptquartier zu wagen schien aberwitzig. Aber sollte sie etwa vor Rena zugeben, dass sie Angst hatte? Auf gar keinen Fall!
Aus Zufall stolperten sie schließlich über die richtige Fährte. Ein paar Menschenlängen entfernt rief jemand etwas zu seinem Nachbarn hinüber. »He, Lex, hast du noch Telvarium im Lager?«
Alena zuckte zusammen. Lex, war das nicht einer von Canos Leuten? Der Muskelberg mit dem teuren Schwert? Vielleicht gehörte ihm die Schmiede, die Cano als Hauptquartier benutzte! Sie riss die Augen auf und sah gerade noch, in welcher Schmiede der Mann verschwand. Zwar hörte sie keine Holzschwerter - wahrscheinlich waren die Übungszeiten schon vorbei - und es roch nicht nach Hornspänen, aber ein leichter Kräuterduft hing tatsächlich in der Luft. Was schlicht daran lag, dass jemand neben der Pyramide einen Strauch Jaiolo-Gewürz angepflanzt hatte.
»Weitergehen, lass dir nichts anmerken!«, zischte Alena ihrer Freundin zu. Sie drehten eine Runde und hielten dabei nach Wachen Ausschau. Zwei Posten, stellte Alena fest, und es sieht so aus, als hätten sie uns nicht bemerkt.
Aus Lex’ Schmiede drang gedämpftes Hämmern, der harte Klang von Metall auf
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