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Feuergipfel

Titel: Feuergipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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erschöpft zurück, um den Kopf zu heben.
    Erst später, sehr viel später, fiel ihm auf, daß keine Rede mehr von Pflicht oder Gewissen oder Heirat gewesen war.
    Geschweige denn von Liebe.

23
    Bis Hunter und Elyssa schließlich ihren dämmrigen Schlupfwinkel verließen, war es später Nachmittag geworden. Schweigend machten sie sich auf den Heimweg.
    Keiner von beiden sprach, denn keiner wollte darüber streiten, wie ihre Zukunft aussehen sollte. Vorläufig genügte es, ganz einfach dicht nebeneinander zu reiten, nahe genug, um den anderen zu berühren und mit einem blitzenden Lächeln belohnt zu werden.
    Als Hunter und Elyssa noch eine knappe Meile vom Ranchhaus entfernt waren, ritt Morgan ihnen in scharfem Galopp entgegen.
    »Haben Sie sie gesehen?« verlangte er zu wissen.
    »Wen?« fragte Hunter. »Penny?«
    »Das indianische Mädchen.«
    »Nein«, erwiderten Hunter und Elyssa wie aus einem Munde.
    »Nun, sie ist verschwunden.«
    »Warum denn?« wollte Hunter wissen.
    »Das weiß keiner«, erklärte Morgan. »Als Penny feststellte, daß das Mädchen fort war, hat sie die Dinnerglocke geläutet.«
    »Wann war das?« fragte Elyssa.
    »Heute morgen.«
    Während Morgan sprach, schweifte sein Blick von Elyssa zu Hunter. Morgans klugen Augen entging nicht die verdächtige Röte ihrer Wangen. Man hätte die frische Farbe für Rouge halten können, aber Elyssa trug niemals Make-up. Oder man zog die Sonne und den kalten Wind in Betracht, die ihre Wangen so rosig färbten; doch Morgan mutmaßte, daß es eine sehr viel naheliegendere Erklärung gab.
    Hunters Bartstoppeln gaben den Aufschluß. Schließlich konnte man an dem Gesicht eines Mädchens, dessen Haut so zart und empfindlich wie Elyssas war, jedes Reiben einer rauhen Männerwange deutlich erkennen.
    »Sie kann nicht weit kommen, wenn sie zu Fuß unterwegs ist«, meinte Elyssa.
    »Aber sie ist nicht zu Fuß davongezogen«, erwiderte Morgan, »sondern hat die große kastanienbraune Stute genommen, die wir letzte Woche eingefangen haben. Die mit dem frischen Slash-River-Brandzeichen auf der Flanke.«
    Elyssa unterdrückte einen Fluch. »Diese Stute war einer von den Lieblingen meiner Mutter. Englisches Vollblut und Araber.
    Ich hatte große Hoffnungen auf sie gesetzt, weil ich sie zum Züchten benutzen wollte.«
    »Niemand hat den Ute jemals Mangel an Pferdekenntnis vorwerfen können«, meinte Hunter spöttisch.
    Elyssa dachte an das mißhandelte, übel zugerichtete Indianermädchen, das so viel Schlimmes bei den Culpeppers hatte erleiden müssen. Im Grunde sollte sie es dem Mädchen nicht verübeln, daß es sich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit ein Ladder-S-Pferd genommen hatte zur Rückkehr zu seinem Volk.
    »Ein Pferd mehr oder weniger wird uns nicht gleich in den Ruin treiben«, sagte sie nach einem Augenblick. »Ich schlage vor, wir lassen das Mädchen ziehen und machen uns lieber Gedanken um die Ranch.«
    Hunter und Morgan tauschten einen Blick. Hunter nickte kaum merklich.
    »Sehr wohl, Ma’am«, sagte Morgan. »Ich hab’ schon etwas im Auge.«
    Damit wendete er sein Pony und trabte in Richtung Sumpf davon.
    »Gibt es da einen Plan?« wollte Elyssa wissen.
    Hunters Kopf fuhr mit einem Ruck auf.
    »Was meinst du?« fragte er.
    »Genau das, was ich gesagt habe.«
    Einen Moment lang überlegte Hunter, ob er Elyssa die Wahrheit verschweigen sollte. Dann sah er die wachsame Intelligenz in ihrem Blick und überlegte kurz.
    »Es ist nichts, worüber du dir Sorgen machen müßtest«, erklärte er.
    »Dummes Zeug!«
    Obwohl Elyssa abwartend schwieg, sagte Hunter nichts weiter.
    Der Ausdruck in ihren Augen veränderte sich. Traurige Resignation verdrängte die Erinnerungen an die erregende Intimität, die sie noch wenige Stunden zuvor geteilt hatten.
    »Du vertraust mir überhaupt nicht, stimmt’s?« fragte sie in neutralem Tonfall. »Nicht im geringsten ...«
    Hunters Hand schoß vor und schloß sich fest um Leopards Zügel, bevor Elyssa den Hengst von ihm weglenken konnte.
    »Ich wollte dich nicht beunruhigen«, begann er.
    »Natürlich.«
    Der mokante Unterton in Elyssas Stimme stellte Hunters ohnehin schon strapazierte Geduld auf eine harte Probe.
    »Verdammt noch mal, Frechdachs! Was hättest du davon, wenn du dir auch noch darüber Sorgen machen müßtest, wie die Ladder S die Culpeppers überfällt?«
    »Gar nichts, von deinem Standpunkt aus betrachtet.«
    »Wer redet denn von mir! Ich mache mir Gedanken um dich\ Du hast weiß Gott schon genug am Hals

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