Feuergipfel
Dunkelheit nach verdächtigen Schatten oder irgendwelchen Anzeichen von Bewegung absuchten.
Sie sahen nur den Wind die Zweige an den Bäumen schütteln, die bis auf wenige blasse Blätter kahl waren. Schwere Wolken zogen über ihnen am Himmel dahin und verdeckten oder enthüllten abwechselnd die Sterne. Der Mond spendete gerade ausreichend Licht, um jede Bewegung erkennen zu lassen.
Ein Jägermond.
Reed und Blackie verließen die Ladder S wenige Minuten später. Ihr Ziel war dasselbe wie das der beiden ersten Männer, aber sie nahmen einen anderen Weg. Sie würden über einen seitlichen Teil des Ladder-S-Gebietes reiten, in der Hoffnung, Banditen zu finden.
Oder von ihnen gefunden zu werden.
Lebendige Köder für eine Falle, die ohne Vorwarnung über ihnen zuschnappen konnte.
Die restlichen Cowboys glitten ebenfalls jeweils zu zweit und im Abstand von einigen Minuten in die Dunkelheit hinaus. Jedes Paar ritt über eine andere Route zu demselben Bestimmungsort.
Hunter und Morgan langten an dem vereinbarten Treffpunkt an und warteten, während sie angestrengt auf die leisen Geräusche der Nacht horchten.
Es gab nichts Verdächtiges.
Niemand schlug Alarm, nirgendwo hallten Schüsse wider.
Einer nach dem anderen trafen die Männer aus der Finsternis an ihrem Versammlungsplatz ein. Bald meldeten sich alle bis auf das letzte Zweiergespann zur Stelle.
Hunter ließ sich aus Bugle Boys Sattel gleiten und warf einen Blick auf seine Uhr.
Verdammt noch mal, Case, wo bleibst du denn ? dachte er ungeduldig. Je länger wir hier warten, desto mehr wächst die Gefahr, entdeckt zu werden.
Noch zwei Minuten. Dann wird der letzte der Cowboys hier sein.
Länger kann ich wirklich nicht warten!
Sekunden verrannen im Mondlicht wie fliehende Gespenster. Im stillen betete Hunter inbrünstig, daß Case nicht in genau diesem Moment schwer verletzt oder sogar tot in irgendeiner namenlosen Schlucht lag. Und während er betete, dachte er beklommen an den Tag zurück, als er Case gefragt hatte, wie sicher seine Position bei den Banditen sei.
Vertrauen sie dir?
So sehr, wie sie jedem vertrauen, der kein Culpepper ist.
Die letzten zwei kamen leise herangeritten. Ihre breitkrempigen Hüte zeichneten sich als dunkle Silhouetten gegen das Mondlicht ab.
Morgan ritt an Hunters Seite, sah die Uhr in seiner Hand und wartete schweigend.
Die letzte Sekunde verstrich.
Der Uhrdeckel schnappte mit einem Laut der Endgültigkeit zu.
»Keine Spur von Case, Sir«, wisperte Morgan.
»Wir werden ohne ihn angreifen müssen.«
»Ja, Sir.« Dann fügte Morgan unglücklich hinzu: »Das sieht ihm überhaupt nicht ähnlich.«
»Nein«, pflichtete Hunter ihm bei. »Überhaupt nicht.«
»Ich werde für ihn beten.«
»Tu das für uns alle!«
Hunter trieb Bugle Boy vorwärts. Morgan holte neben ihm auf. Die anderen Männer schlossen sich ihnen in Zweiergruppen an.
Sie waren noch keine Viertelmeile weit geritten, als sie plötzlich den Hufschlag eines harten Galopps durch die nächtliche Stille trommeln hörten.
Das Pferd bewegte sich in ihre Richtung.
Hunter wies die Männer mit einer knappen Geste an, hinter Büschen in Deckung zu gehen. Dann drückte er Bugle Boy die Fersen in die Flanken und trieb ihn einen steilen Abhang hinunter, während er auf das zuraste, was da aus der Nacht auf ihn zukam. Der große Hengst stürmte in riesigen Sätzen vorwärts und hockte sich dann auf die Sprunggelenke, um den Rest des Weges hinunterzurutschen.
»Verdammt«, murmelte Sonny vor sich hin. »Der Mann kann wirklich reiten, das muß man ihm lassen.«
»Er schießt noch besser«, erwiderte Morgan gedämpft.
Die Männer beobachteten aus ihrer Deckung, wie Bugle Boy am Fuß des Abhangs ankam und in gestrecktem Galopp über das mondbeschienene Land flog.
Nach mehreren hundert Metern preschte plötzlich ein Pferd aus einer Schlucht heraus und galoppierte auf Hunter zu. Der Reiter beugte sich tief über den Hals des Tieres, kaum mehr als ein etwas dunklerer Schatten gegen die wehende Mähne. Ein Gewehrlauf schimmerte matt im Mondschein. Auf dem Rücken des Pferdes zeichnete sich keinerlei Sattel ab.
»Der Kerl reitet ohne Sattel«, knurrte Fox.
»Indianer«, murmelte Mickey, hob sein Gewehr und zielte auf die schattenhafte Gestalt.
Morgan schlug den Lauf zur Seite.
»He, was, zum Teufel, fällt dir ein!« fluchte Mickey »Ich hatte den Typen gerade haarscharf im Visier!«
»Sei froh, daß du nicht den Abzug gedrückt hast«, erwiderte Morgan barsch. »Das
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