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Feuergipfel

Titel: Feuergipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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spöttisch.
    »Grips«, gab sie zurück.
    Hunter blickte sie nur schweigend an, während er auf eine etwas ausführlichere Erklärung wartete.
    »Ich habe keine Schüsse gehört«, sagte Elyssa. »Folglich ist es Ihnen gelungen, sich an dem Culpepper vorbeizuschleichen, der am Eingang zum Tal oder am Paß selbst Wache gehalten hat ... wer auch immer von den Gaunern dort auf der Lauer lag, um Reiter aus dem Sattel zu schießen.«
    Hunter zuckte die Achseln in einer Geste, die ihre Worte weder bestätigte noch abstritt.
    »Wie sind Sie unbemerkt an den Hunden vorbeigekommen?« wollte sie wissen.
    Während sie sprach, blickte sie sich suchend nach den schwarz-weiß gefleckten Collies um, deren Gebell gewöhnlich die erste Warnung vor irgendwelchen Fremden in der Nähe des Ranchhauses darstellte.
    »Ich bin in Windrichtung der Hunde hergeritten.«
    »Da haben Sie aber Glück gehabt.«
    »Ach, meinen Sie? Der Wind weht doch schon seit Tagen aus dem Canyon hinter dem Haus.«
    Schweigend mußte Elyssa sich eingestehen, daß Hunter recht hatte. Der Herbstwind war ungewöhnlich beständig gewesen. Seit der vergangenen Woche wehte er kontinuierlich bergabwärts durch die vielen Schluchten und Canyons der Ruby Mountains, in einem kühlen Luftzug, der den Duft von Kiefern und felsigen Höhen mit sich brachte.
    Erst in dem Moment erkannte sie, daß Hunter sie ebenso aufmerksam musterte wie sie ihn.
    »Was bringt Sie auf die Idee, daß ich nicht auch ein Mitglied der Culpepper-Bande bin?« erkundigte er sich ruhig.
    »Dafür sind Sie zu sauber.«
    Hunters Augenwinkel verzogen sich kaum merklich aufwärts, wobei sich die feinen Fältchen um seine Augen leicht kräuselten.
    Elyssa hatte das Gefühl, daß es einem Lächeln so nahe kam, wie es bei diesem Mann irgend möglich war, und so erwiderte sie es belustigt.
    Und obwohl es ihr nicht bewußt war, veränderte sie dieses Lächeln auf überraschende Weise. Es verlieh ihrem Gesicht eine Lebhaftigkeit, die bezauberte und zugleich verblüffte.
    Früher einmal war Elyssa lediglich ein hübsches blondes Ding mit großen Augen und einer angenehmen Stimme gewesen. In der Zwischenzeit hatte sie sich jedoch zu einer richtigen Verführerin entwickelt mit Haar von der silbrigen Farbe des Mondlichts, blaugrünen, von dichten schwarzen Wimpern umkränzten Augen, die voll sinnlicher Verheißungen erstrahlten, und einem Körper, der einen Mann auf der Stelle dazu animieren konnte, sich durch all die Knöpfe und Schichten von Musselin hindurchzuarbeiten, um an das weiche, heiße Fleisch darunter zu gelangen.
    Abrupt wandte Hunter den Blick ab.
    »Missy, warum erzählen Sie mir nicht ein bißchen mehr über den Job? Dann werde ich entscheiden, ob ich ihn haben will.«
    Seine Stimme klang abgehackt, beinahe brüsk. Im Sprechen ließ er ungeduldig die Zügel durch seine Finger gleiten. Es war die Geste eines Mannes, der sich ohne unnötiges Zaudern um seine Geschäfte kümmern wollte.
    Missy. Als ob ich ein Kind wäre, dachte Elyssa entrüstet.
    Die herablassende Bezeichnung und die Geste kränkten sie. Es erinnerte sie an ihre Cousins und Cousinen in England. Sie waren immer ziemlich hochmütig und abweisend zu dem amerikanischen Mädchen gewesen, das einer unpassenden Verbindung entstammte und zufällig eine Blutsverwandte war.
    Allerdings nicht von der richtigen Sorte Blut. Zumindest von einem Elternteil her nicht.
    In den Augen ihrer Cousins war ihr Vater, der aus dem Westen stammte, kaum etwas Besseres als ein Wilder gewesen.
    Das freundliche Lächeln war schlagartig aus ihrem Gesicht verschwunden. »Ich bin keine kleine Miss«, erklärte Elyssa in scharfem Ton.
    Hunter zuckte lediglich die Achseln.
    »Von hier aus sehen Sie aber ziemlich klein aus«, erwiderte er.
    »Sie werden bei uns im Ranchhaus schlafen«, sagte sie kurzangebunden.
    Er nickte mit absoluter Gleichgültigkeit.
    Elyssa fragte sich, wie Hunter wohl reagiert hätte, wenn sie ihm erklärt hätte, er würde in ihrem Bett schlafen. Dann blickte sie in seine kalten, wachsamen Augen und entschied, daß höchstwahrscheinlich nichts, was sie sagte, etwas an seiner indifferenten Haltung ändern würde.
    Kleine Miss.
    Der Gedanke ärgerte Elyssa inzwischen immer mehr. Er verstärkte den beinahe unwiderstehlichen Drang, Hunter aus der Reserve zu locken und ihn zu etwas anderem als männlicher Unnahbarkeit zu provozieren.
    Während ihrer Jahre in England hatte sie sich einen recht patzigen Ton angewöhnt. Es war ihre Rache für die

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