Feuerkind
Regierung nicht darum?«
»Sei nicht naiv, mein Junge.« Die Pfeife brannte inzwischen zu seiner Zufriedenheit, und er stieß dichte, stinkende Rauchwolken aus, mit denen er das schäbige Wohnzimmer des Apartments verpestete. Mit rollender und entsprechend volltönender Stimme sagte er: »Was für Wanless gut ist, ist gut für Harrisons psychologische Fakultät, die nächstes Jahr ihr eigenes Gebäude haben wird – ohne sich mit den Typen von der Soziologie quetschen zu müssen. Und was für die Psychologie gut ist, ist auch gut für das Harrison State College. Und für Ohio. Und das ganze übrige Blabla.«
»Glaubst du, daß es ungefährlich ist?«
»Wenn es nicht ungefährlich wäre, würden sie es nicht an freiwilligen Probanden aus der Studentenschaft testen«, sagte Quincey. »Wenn sie auch nur den geringsten Zweifel hätten, würden sie es zuerst an Ratten und dann an Sträflingen ausprobieren. Du kannst sicher sein: was man dir injiziert, hat man schon dreihundert Leuten vor dir injiziert, deren Reaktionen dann sorgfältig überwacht wurden.«
»Mir gefällt die Sache mit der CIA nicht…«
»Du meinst ›die Firma‹«
»Wo ist denn da der Unterschied?« fragte Andy mürrisch. Er betrachtete Quinceys Poster mit Richard Nixon, der vor einem verbeulten Gebrauchtwagen stand. Nixon grinste, und aus jeder seiner behaarten Fäuste spreizten sich zwei Finger zum V-Zeichen. Andy konnte kaum glauben, daß dieser Mann noch vor kurzem gewählter Präsident gewesen war.
»Nun, ich dachte nur, daß du die zweihundert Dollar vielleicht brauchen könntest, weiter nichts.«
»Warum zahlen die denn so viel?« fragte Andy mißtrauisch.
Quinceys Hände fuhren hoch. »Andy, die hohen Zuschüsse von der Regierung! Kapierst du das denn nicht? Vor zwei Jahren hat die Firma ungefähr dreihunderttausend Dollar für eine Studie bezahlt, in der die Möglichkeit der Massenproduktion von Fahrrädern untersucht wurde, die selbsttätig explodierten – und das stand in der Sunday Times. Vermutlich waren die Dinger für Vietnam bestimmt, obwohl das wahrscheinlich niemand genau weiß. Wie der alte Spinner McGee immer sagte: ›Damals hielt man es für eine gute Idee‹.« Mit schnellen, ruckartigen Bewegungen klopfte Quincey seine Pfeife aus. »Für solche Leute ist jeder Universitäts-Campus in Amerika wie ein großes Warenhaus. Hier kaufen sie eine Kleinigkeit, dort sehen sie sich nur die Auslagen an. Wenn du also nicht willst…«
»Vielleicht will ich doch. Machst du denn selbst mit?«
Quincey hatte gelächelt. Sein Vater besaß in Ohio und Indiana eine Kette von äußerst gutgehenden Herrenmodegeschäften. »Ich brauche die zweihundert nicht so dringend«, sagte er. »Außerdem hasse ich Injektionsnadeln.«
»Hmm.«
»Hör zu, ich will dir die Sache nicht aufdrängen, verdammt noch mal; ich hatte nur den Eindruck, daß du knapp bei Kasse bist. Das Risiko, daß du in die eigentliche Kontrollgruppe gerätst, ist ohnehin nur fifty-fifty. Zweihundert Dollar für eine Wasserinjektion. Übrigens nicht einmal Leitungswasser. Destilliertes Wasser.«
»Kannst du das für mich arrangieren?«
»Ich gehe öfter mit einer von Wanless’ Assistentinnen aus«, sagte Quincey. »Es werden sich vielleicht fünfzig Leute melden, darunter viele Anfänger, die beim ›Verrückten Doktor‹ Punkte sammeln wollen …«
»Kannst du nicht aufhören, ihn so zu nennen?«
»Dann eben Wanless«, sagte Quincey und lachte. »Er wird persönlich dafür sorgen, daß die Radfahrer aussortiert werden. Und mein Mädchen wird dafür sorgen, daß dein Antrag im Eingangskorb landet. Danach, mein Lieber, kommt es nur noch auf dich selbst an.«
Also hatte er, als auf einer Bekanntmachung am Schwarzen Brett der psychologischen Fakultät Freiwillige gesucht wurden, seinen Antrag bereits ausgefüllt. Eine Woche nachdem er ihn eingereicht hatte, rief ihn eine junge Assistentin (wahrscheinlich Quinceys Freundin) an, um einige Auskünfte einzuholen. Er sagte ihr, daß seine Eltern nicht mehr lebten; daß er die
Blutgruppe 0 habe; daß er noch nie an einem Test der psychologischen Fakultät teilgenommen habe; daß er in Harrison ordnungsgemäß als Student eingeschrieben sei, daß er 1969 angefangen und die erforderliche Stundenzahl belegt habe. Aber ja, er sei schon über einundzwanzig und berechtigt, jede Art Verträge abzuschließen.
Eine Woche später erhielt er mit der Universitätspost ein Schreiben, in dem seine Teilnahme am Test bestätigt und er gebeten
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