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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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schon mit dem Treten und Zucken aufgehört.
Noch eine Tat, die in die dunklen Winkel meiner Seele verbannt wird. Noch eine Sache, die an mir nagen wird, wenn ich allein bin.
Sie muss sterben, ganz egal, wie richtig oder falsch das sein mag. Sie muss sterben.
Ihr nächster Atemzug war ein ersticktes Rasseln. Der folgende ein leises Keuchen.
Beinahe geschafft. Beinahe vorbei.
    »Aufhören!«, bellte Glokta.
Wie bitte?
    Severard hob ruckartig den Kopf. »Wie bitte?«
    Vitari hatte offenbar nichts mitbekommen, die Kette saß so fest wie zuvor.
    »Aufhören, habe ich gesagt!«
    »Warum?«, zischte sie.
Ja, warum?
»Ich gebe hier Befehle«, bellte Glokta, »und keine verdammten Begründungen!«
    Vitari ließ die Kette los, verzog abfällig das Gesicht und nahm den Fuß von Eiders Hinterkopf. Die Magisterin bewegte sich nicht. Ihr Atem ging flach, ein kaum wahrnehmbarer Hauch.
Aber sie atmet. Der Erzlektor wird eine Begründung verlangen, und zwar eine gute. Was für eine werde ich wohl bieten?
»Bringt sie wieder in ihre Zelle«, sagte er, stützte sich auf seinen Stock und stemmte sich müde aus seinem Stuhl. »Sie könnte uns noch nützlich sein.«
     
    Glokta stand am Fenster, blickte mit gerunzelter Stirn hinaus in die Nacht und sah, wie der Zorn Gottes auf Dagoska herabregnete. Die drei großen Katapulte, die weit außerhalb der Reichweite der Bogenschützen vor der Stadtmauer aufgestellt waren, waren seit dem Nachmittag unablässig in Betrieb. Es dauerte etwa eine Stunde, bis eines neu beladen und zum Abschuss bereit war; er hatte die Vorgänge durch sein Fernrohr beobachtet.
    Erst wurde die Wurfmaschine ausgerichtet und die Reichweite berechnet. Eine Gruppe bärtiger Sachkundiger in weißen Gewändern stritt miteinander, blickte ebenfalls durch Fernrohre, hielt pendelnde Schnüre mit Senkblei hoch, hantierte mit Kompassen, Dokumenten und Rechenmaschinen und korrigierte die Stellung der Bolzen, die das Kriegsgerät an Ort und Stelle hielten.
    Sobald sie mit allen Einstellungen zufrieden waren, wurde der Wurfarm zurückgebogen. Zwanzig Pferde, mit Peitschenschlägen angetrieben und mit Schaum vor dem Maul, waren nötig, um das riesige Gegengewicht zu bewegen, einen Block aus schwarzem Eisen, der die Form eines fratzenhaft verzerrten gurkhisischen Kopfes besaß.
    Als Nächstes hoben Arbeiter, die finster dreinblickend Anweisungen brüllten und mit den Armen fuchtelten, das gewichtige Geschoss mit Hilfe von Seilwinden in die wartende Schlinge: ein Fass, das kaum weniger als einen Schritt in der Breite maß. Dann traten die Männer zur Seite und zogen sich hastig zurück. Ein einzelner Sklave wurde langsam vorgeschickt; mit einer langen Stange, an deren Ende ein brennender Lumpen steckte, berührte er das Fass. Flammen züngelten empor, und ein Hebel wurde umgelegt; das mächtige Gewicht zog nach unten, der große Wurfarm, so lang wie ein Kiefernstamm, schnellte durch die Luft, und die brennende Munition wurde hoch in die Wolken geschleudert. Seit Stunden waren sie jetzt emporgestiegen und heruntergeschossen, während im Westen allmählich die Sonne unterging, der Himmel sich verfinsterte und die Bergkette auf dem Festland zu einem schwarzen Umriss in der Ferne wurde.
    Glokta beobachtete, wie eines der Fässer hell aufflammend vor dem schwarzen Himmel durch die Luft schoss und auf seinem Weg eine gleißende Linie zeichnete, die eine Weile wie in sein Auge gebrannt zu sehen war. Es schien eine Ewigkeit in der Luft zu schweben, beinahe auf der Höhe der Zitadelle, und dann stürzte es hinunter wie ein Meteor vom Himmel, einen orangefarbenen Feuerschweif hinter sich her ziehend. Mitten in der Unterstadt schlug es auf. Wabernde Flammen schossen hervor, breiteten sich aus und griffen hungrig nach den winzigen Umrissen der elenden Hütten. Erst einige Augenblicke später erreichte der Donnerschlag der Explosion Glokta an seinem Fenster und ließ ihn zusammenzucken.
Sprengpulver. Wer hätte gedacht, als ich es auf dem Werktisch des Adeptus der Chemie verpuffen sah, dass es eine derartig beeindruckende Waffe sein könnte?
    Halb sah er, halb stellte er es sich vor, wie winzige Gestalten hierhin oder dorthin huschten und versuchten, die Verletzten aus den brennenden Trümmern zu bergen, an Besitztümern zu retten, was noch zu retten war, oder wie Reihen von rußgeschwärzten Einheimischen grimmig die Wassereimer von Hand zu Hand gehen ließen und sich vergebens bemühten, die Ausbreitung des Infernos zu verhindern.
Die, die am

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