Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
sich mit Tränen. »Und was wird nun geschehen? Sagen Sie es mir. Es wird zu einem Massaker kommen! Zu einem Gemetzel! Selbst wenn Sie die Stadt halten können, zu welchem Preis? Und Sie können sie nicht halten. Der Imperator hat einen Eid geschworen und wird sich nicht aufhalten lassen. Das Leben eines jeden Mannes, jeder Frau und jedes Kindes in Dagoska ist verwirkt! Wofür? Damit Erzlektor Sult und seinesgleichen auf eine Landkarte zeigen und sagen können, dieser Fleck dort gehört uns? Wie viele Tote braucht er, damit er zufrieden ist? Was waren meine Gründe? Was sind die Ihren? Wieso tun Sie das? Wieso?«
    Gloktas linkes Auge zuckte, und er drückte die Hand dagegen. Mit dem anderen starrte er die Frau an, die ihm gegenübersaß. Eine Träne rann über ihre bleiche Wange und tropfte auf den Tisch.
Wieso tue ich das?
    Er zuckte die Achseln. »Welche anderen Möglichkeiten gäbe es?«
    Severard holte mit einem Griff das Papier mit dem Geständnis hervor und schob es über den Tisch. »Unterschreib!«, bellte er.
    »Unterschreib«, zischte Vitari, »du Schlampe!«
    Carlot dan Eiders Hand zitterte, als sie nach der Feder griff. Der Kiel klapperte innen gegen den Hals des Tintenfasses, versprühte schwarze Tropfen auf die Tischplatte und kratzte über das Papier. Es war kein Triumph.
Das ist es nie, aber es gibt noch eine weitere Angelegenheit, die wir besprechen müssen.
    »Wo finde ich den gurkhisischen Spion?« Gloktas Stimme war scharf wie ein Hackmesser.
    »Ich weiß es nicht. Ich wusste es von Anfang an nicht. Wer auch immer es ist, er wird nun auf Sie anlegen, genau wie vorher auf Davoust. Vielleicht schon heute Nacht …«
    »Wieso hat er so lange gewartet?«
    »Ich habe den Gurkhisen gesagt, dass Sie keine Gefahr darstellen und dass Sult ohnehin sofort jemand anderen schicken würde … Ich sagte ihnen, ich hätte Sie im Griff.«
Und so wäre es auch gewesen, hätten sich die Herren Valint und Balk nicht so großzügig gezeigt.
    Glokta beugte sich vor. »Wer ist der gurkhisische Spion?«
    Eiders Unterlippe zitterte so stark, dass beinahe auch ihre Zähne laut klapperten. »Ich weiß es nicht«, flüsterte sie.
    Vitari schlug mit der Hand auf die Tischplatte. »Wer? Wer? Wer ist es, du Schlampe? Wer?«
    »Ich weiß es nicht!«
    »Lügnerin!« Die Kette der Praktikalin rasselte über Eiders Kopf und schlang sich mit einem Ruck um ihre Kehle. Die einstige Königin der Kaufleute wurde über die Lehne ihres Stuhls gerissen, dass ihre Beine in die Luft ragten, während sie mit den Händen an der Kette zerrte und schließlich bäuchlings auf dem Boden lag.
    »Lügnerin!« Die Falten über Vitaris Nasenwurzel hatten sich vor Wut gekräuselt, die roten Brauen waren vor Anstrengung zusammengezogen, die Augen zu zornigen Schlitzen verengt. Ihr Stiefel drückte gegen Eiders Hinterkopf, sie lehnte sich zurück, und die Kette grub sich tief in ihre zusammengepressten Fäuste. Severard stand ein leichtes Lächeln in den Augen, als er die brutale Szenerie betrachtete, und sein tonloses Pfeifen war trotz der erstickenden, gurgelnden, zischenden Atemzüge Eiders ein wenig zu hören.
    Glokta leckte sich das leere Zahnfleisch, während er zusah, wie sie sich auf dem Boden der Zelle hin und her wand.
Sie muss sterben. Es gibt keine andere Möglichkeit. Seine Eminenz verlangt harte Strafen. Seine Eminenz verlangt, dass Exempel statuiert werden. Seine Eminenz verlangt Vollstreckung ohne Gnade.
Gloktas Augenlid flatterte, und in seinem Gesicht zuckte ein Muskel. Der Raum war stickig und so heiß wie eine Schmiede. Seine Haut war von feuchtem Schweiß bedeckt, und er war höllisch durstig. Er bekam kaum noch Luft; fast fühlte es sich so an, als sei er es, der erwürgt wurde.
    Und das Verrückte ist ja, dass sie recht hat. Mein Sieg ist für jeden in Dagoska eine Niederlage, auf die eine oder andere Weise. Die ersten Früchte meiner Arbeit hauchen bereits im Niemandsland vor den Stadttoren ihr Leben aus. Jetzt wird es kein Ende des Blutvergießens mehr geben. Gurkhisen, Dagoskaner, Unionisten, die Leichenberge werden wachsen, bis wir alle von ihnen begraben werden, und das ist mein Werk. Es wäre weitaus besser gewesen, wenn Eiders Plan in die Tat umgesetzt worden wäre. Und wenn ich in den Gefängnissen des Imperators umgekommen wäre. Besser für die Gewürzhändlergilde, besser für die Menschen in Dagoska, besser für die Gurkhisen, für Korsten dan Vurms, für Carlot dan Eider. Sogar besser für mich.
    Eider hatte beinahe

Weitere Kostenlose Bücher