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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Dann kam Serge, Sophies letzter Mann.
    Und Sophies Krankheit – sie mußte immer wieder in Sanatorien wegen Depressionen.«
    Er schwieg für eine Weile und Quinn spürte das Gewicht von all dem, was Bondurant bei der Geschichte ausließ.
    Was hatte die Scheidung ins Rollen gebracht? Weswegen war Sophies mentale Krankheit eskaliert? War die Abscheu in Bondurants Stimme, wenn er von seinem Nachfolger sprach, Verbitterung über einen Rivalen oder etwas mehr?
    »Was hat sie an der Universität studiert?« fragte er. Er war nicht so ungeschickt, die Antworten, die er haben wollte, direkt anzusteuern. Peter Bondurant würde seine Geheimnisse nicht so leicht preisgeben, wenn überhaupt.
    »Psychologie«, sagte er mit einem Hauch staubtrockener Ironie, während er das Foto mit dem schwarzen Kleid und dem gebleichten Bubenhaarschnitt, den Ohrringen, der gepiercten Nase und den unglücklichen Augen betrachtete.
    »Haben Sie sie oft gesehen?«
    »Jeden Freitag. Sie kam zum Dinner.«
    »Wieviele Leute wußten das?«
    »Ich weiß nicht. Meine Haushälterin, mein persönlicher Assistent, ein paar enge Freunde. Einige von Jillians Freunden, nehm ich an.«
    »Haben Sie noch zusätzliches Personal hier im Haus oder nur die Haushälterin?«
    »Helen ist ganztags beschäftigt. Einmal in der Woche kommt ein Mädchen, um ihr beim Putzen zu helfen. Ein Team von drei Gärtnern kommt wöchentlich. Das ist alles.
    Meine Privatsphäre ist mir wichtiger als Personal. Meine Bedürfnisse sind nicht extravagant.«
    »Freitag ist für gewöhnlich eine heiße Nacht zum Ausgehen für die College Kids. Gehörte Jillian nicht zur Discoszene?«
    »Nein, der war sie entwachsen.«
    »Hatte sie viele enge Freunde?«
    »Keine, über die sie mit mir geredet hat. Sie war ein sehr verschlossener Mensch. Die einzige, die sie mit einiger Regelmäßigkeit erwähnte, war eine Kellnerin in einem Café. Michele irgendwie – Kind, Find. Ich hab sie nie kennengelernt.«
    »Hatte sie einen Freund?«
    »Nein«, sagte er und wandte sich ab. Glastüren hinter seinem Schreibtisch führten zu einem mit Steinplatten ausgelegten Hof voller leerer Bänke und leerer Blumentöpfe. Er starrte durch das Glas, als schaute er durch ein Portal in eine andere Zeit. »Jungs haben sie nicht interessiert. Sie wollte keine Beziehungen auf Zeit. Sie hatte soviel durchgemacht…«
    Sein schmaler Mund zitterte leicht und tiefer Schmerz erfaßte seine Augen. Das stärkste Anzeichen für Gefühle, das er bis jetzt gezeigt hatte. »Sie hatte soviel Leben vor sich«, murmelte er. »Ich wünschte, es wäre nicht passiert.«
    Quinn stellte sich ruhig neben ihn. Seine Stimme war leise und sanft, voller trauriger Erfahrung und Verständnis. »Das ist am schwersten zu bewältigen, wenn ein junger Mensch stirbt – besonders, wenn er ermordet wurde. Die unerfüllten Träume, das nicht verwirklichte Potential. Die Menschen, die ihnen nahe stehen – Familie, Freunde -,. dachten, sie hätten noch soviel Zeit, Fehler wiedergutzumachen. Unendlich viel Zeit, dieser Person zu sagen, daß sie sie liebten. Plötzlich gibt es diese Zeit nicht mehr.«
    Er sah, wie sich die Muskeln in Bondurants Gesicht gegen den Schmerz anspannten. Er konnte das Leid in seinen Augen sehen, diesen Anflug von Verzweiflung über die Erkenntnis, daß eine emotionale Flutwelle heranbrandete und er nicht genug Kraft haben könnte, sie aufzuhalten.
    »Zumindest hatten Sie diesen letzten Abend zusammen«, murmelte Quinn. »Das sollte Ihnen ein kleiner Trost sein.«
    Oder es könnte die bittere letzte Erinnerung an jede ungelöste Frage zwischen Vater und Tochter sein. Die offene Wunde verpaßter Gelegenheit. Quinn konnte das Bedauern fast schmecken.
    »Wie war sie an diesem Abend?« fragte er leise. »Hatten Sie das Gefühl, sie war up oder down?«
    »Sie war«, Bondurant schluckte mühsam und suchte nach dem passenden Wort – »sie selbst. Jillie schwankte ständig zwischen up und down. Unstet.«
    Die Tochter einer Frau, die mit psychiatrischen Problemen von einem Sanatorium ins nächste wanderte.
    »Sie hat keine Andeutung gemacht, daß sie Probleme hat, daß ihr irgend etwas Sorgen bereitet?«
    »Nein.«
    »Haben Sie über irgend etwas Spezielles gesprochen, oder wegen etwas gestritten –«
    Bondurants Explosion kam plötzlich, heftig, überraschend. »Mein Gott, wenn ich angenommen hätte, da wäre etwas faul, da würde etwas passieren, glauben Sie etwa, ich hätte sie nicht daran gehindert zu gehen? Glauben Sie nicht, ich

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