Feuermale
hätte sie hierbehalten?«
»Ich bin mir sicher, das hätten Sie«, sagte Quinn leise, seine Stimme voll Mitleid und Beschwichtigung, Gefühle, die er lange schon nur verhalten weitergab, weil sie ihn zuviel kosteten und keiner da war, der ihm half, den Brunnen neu zu füllen. Er versuchte, sich auf sein unterschwelliges Motiv zu konzentrieren: Informationen zu erhalten. Manipulieren, überreden, die Deckung unterwandern, die Wahrheit Splitter für Splitter herausziehen.
Die Info kriegen, um den Killer zu kriegen. Immer daran denken, daß der Erste, dem er Loyalität schuldete, das Opfer war.
»Worüber haben Sie an diesem Abend geredet?« fragte er behutsam, während sich Bondurant sichtlich bemühte, seine Fassung wiederzufinden.
»Die üblichen Dinge«, sagte er ungeduldig und sah wieder aus dem Fenster. »Ihre Schulfächer. Meine Arbeit.
Nichts.«
»Ihre Therapie?«
»Nein, sie –«
Er erstarrte, ein wütender Blick richtete sich auf Quinn.
»Wir müssen solche Dinge wissen, Mr. Bondurant«,
sagte Quinn, ohne sich zu entschuldigen. »Bei jedem Opfer müssen wir die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß irgendein Teil ihres Lebens eine Verbindung zu ihrem Tod haben könnte. Es könnte ein Hauch von Faden sein, der eine Sache mit einer anderen verbindet. Es könnte etwas sein, das Sie überhaupt nicht für wichtig halten. Aber manchmal macht das den Unterschied und manchmal ist das alles, was wir haben.
Verstehen Sie, was ich Ihnen sagen will? Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um die Details geheimzuhalten, aber wenn Sie wollen, daß dieser Killer gefaßt wird, müssen Sie mit uns kooperieren.«
Die Erklärung milderte Bondurants Zorn in keiner Weise. Er wandte sich abrupt zu seinem Schreibtisch zurück und zog eine Karte aus dem Rolodex. »Dr. Lucas Brandt. Obwohl Ihnen das kaum etwas nützen wird. Ich bin mir sicher, ich muß Sie nicht darauf hinweisen, daß alles, was Jillian Lucas als Patientin erzählt hat, vertraulich ist.«
»Und wie ist das mit allem, was sie Ihnen als ihrem Vater erzählt hat?«
Wieder kochte sein Jähzorn hoch, brodelte über seine Beherrschung. »Wenn ich irgend etwas, irgend etwas wüßte, das Sie zum Mörder meiner Tochter führen könnte, glauben Sie etwa, ich würde es Ihnen nicht erzählen?«
Quinn schwieg, den Blick unverwandt auf Peter Bondurants Gesicht gerichtet, auf die Ader, die wie ein Blitzstrahl seine Stirn durchzog. Er nahm die Rolodex Karte aus Bondurants Hand.
»Das hoffe ich, Mr. Bondurant«, sagte er schließlich.
»Das Leben einer anderen jungen Frau könnte davon abhängen.«
»Was haben Sie gekriegt?« fragte Kovác, als sie sich vom Haus entfernten. Er zündete sich ein Zigarette an und machte sich daran, soviel wie möglich davon in sich hineinzusaugen, bevor sie am Wagen anlangten.
Quinn sah die Einfahrt hinunter, vorbei an dem Tor, wo zwei Kameramänner standen, die Augen an die Sucher gepreßt. Er konnte keine Audioausrüstung für große Entfernungen sehen, aber die Objektive der Kameras waren fett und lang. Für seine Anonymität lief der Countdown.
»Tja«, sagte er. »Ein schlechtes Gefühl.«
»Herrgott, das hatte ich bei der Geschichte von Anfang an. Wissen Sie, was ein Mann wie Bondurant mit einer Karriere anstellen kann?«
»Meine Frage lautet: ›Warum sollte er das wollen?‹«
»Weil er reich ist und leidet. Er ist wie der Typ mit der Pistole gestern im Regierungszentrum. Er will, daß jemand anders auch leidet. Er will, daß jemand bezahlt.
Wenn er jemand anderem das Leben schwer machen kann, wird er vielleicht seinen eigenen Schmerz nicht so spüren.
Wissen Sie«, sagte er impulsiv, wie es so seine Art war, »Menschen sind irre. Also, was hat er gesagt? Warum will er nicht mit der Polizei hier sprechen?«
»Er traut euch nicht.«
Kovác richtete sich erbost auf und warf die Zigarette in die Einfahrt. »Na schön, scheiß auf ihn.«
»Er hat die totale Paranoia, daß Details an die Medien durchsickern könnten.«
»Was für Details? Was hat er denn zu verstecken?«
Quinn zog die Schultern hoch. »Das ist Ihr Job, Sherlock. Aber ich hab eine Stelle gefunden, an der Sie ansetzen können.«
Sie stiegen in den Caprice. Quinn zog den Kassettenrecorder aus seiner Jackentasche und legte ihn auf den Sitz zwischen sie, mit der Rolodex Karte obendrauf.
Kovác nahm die Karte und sah sie mit gerunzelter Stirn an. »Ein Seelenklempner. Was hab ich Ihnen gesagt?
Leute sind irre. Besonders reiche Leute – die sind
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