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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Antwort kam automatisch – und genauso automatisch blieb sie unausgesprochen. Er wurde nicht damit fertig. War noch nie damit fertig geworden. Er schaufelte einfach alles in den großen dunklen Graben in seinem Inneren und hoffte inständig, er möge nicht überfließen.
    »Mich auf die Gewinnerseite konzentrieren«, sagte er.
    Der Wind pfiff über den See, peitschte Schaumkronen hoch auf Wasser, das wie Quecksilber aussah, und jagte tote Blätter über den toten Rasen. Er flirtete mit den Schößen von Quinns und Kovács Trenchcoats. Der Himmel sah aus wie schmutzige Wattierung, die sich allmählich über die Stadt senkte.
    »Ich trinke«, beichtete Kovác freundlich. »Ich rauche und trinke.«
    Ein Grinsen zupfte an Quinns Mundwinkeln. »Und jage Weiber?«
    »Nöh. Das hab ich aufgegeben. Ist eine schlechte Angewohnheit.«
    Edwyn Noble öffnete die Tür: Butler Lurch von der Addams-Family mit Juraabschluß. Seine Miene erstarrte, als er Kovác sah.
    »Special Agent Quinn«, begann er, als sie an ihm vorbei in eine mahagonigetäfelte Eingangshalle traten. Ein massiver schmiedeeiserner Lüster hing von der zweistökkigen Decke. »Ich kann mich nicht erinnern, daß Sie Sergeant Kovác erwähnten, als Sie anriefen.«
    Quinn sah ihn voller Unschuld an. »Hab ich das nicht?
    Nun, Sam hat mir angeboten, mich zu fahren, und ich kenn mich in der Stadt nicht aus, also…«
    »Ich wollte sowieso auch selber mit Mr. Bondurant reden«, sagte Kovác beiläufig und studierte die Kunstwerke an den Wänden der Halle. Die Hände stopfte er in die Taschen, als hätte er Angst, etwas zu brechen.
    Die Ohren des Anwalts färbten sich an den Rändern rot.
    »Sergeant, Peter hat gerade sein einziges Kind verloren. Er hätte gern ein bißchen Zeit, um sich zu sammeln, bevor er sich irgendwelchen Verhören unterzieht.«
    »Verhören?«
    Sams Brauen wölbten sich erstaunt, als er den Blick von der Plastik eines Rennpferdes hob. Er tauschte einen Blick mit Quinn. »Wie einen Verdächtigen? Denkt Mr. Bondurant, wir betrachten ihn als Verdächtigen? Mir ist ein Rätsel, wie er auf so etwas kommt. Verstehen Sie das, Mr. Noble?«
    Hektische rote Streifen zogen über Nobles Backenknochen. »Verhör, Aussage, wie immer Sie es nennen
    mögen.«
    »Ich möchte es ein Gespräch nennen, aber, he, was immer Sie wollen.«
    »Was ich will«, ertönte eine leise Stimme aus einem Türbogen, »ist, meine Tochter wiederhaben.«
    Der Mann, der aus der schwach erleuchteten inneren Halle auftauchte, war fünfzehn Zentimeter unter eins achtzig, schmächtig und wirkte trotz seiner Freizeithose und des Pullovers sehr ordentlich und präzise. Sein dunkles Haar war so kurzgeschoren, daß es fast wie eine hauchfeine Schicht Metallspäne aussah. Er musterte Quinn mit ernsten Augen durch die kleinen ovalen Gläser seiner Drahtbrille.
    »Das möchten wir alle, Mr. Bondurant«, sagte Quinn.
    »Es könnte noch eine Chance geben, das wahrzumachen, aber wir werden alle Hilfe brauchen, die wir kriegen können.«
    Die geraden Brauen zogen sich verwirrt zusammen.
    »Glauben Sie, Jillian könnte noch am Leben sein?«
    »Es ist uns noch nicht gelungen, etwas anderes definitiv zu bestimmen«, sagte Kovác. »Solange wir das Opfer nicht eindeutig identifizieren können, besteht die Chance, daß es nicht Ihre Tochter ist. Wir haben ein paar nichtbestätigte Sichtungen –«
    Bondurant schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht«, sagte er leise. »Jillie ist tot.«
    »Woher wissen Sie das?« fragte Quinn. Bondurants
    Miene war düster, gequält, niedergeschlagen. Sein Blick rutschte irgendwo zu Quinns Linker weg.
    »Weil sie mein Kind war«, sagte er schließlich. »Besser kann ich es nicht erklären. Da ist ein Gefühl – wie ein Stein in meinen Eingeweiden, als wäre ein Teil von mir mit ihr gestorben. Sie ist tot.«
    »Haben Sie Kinder, Agent Quinn?« fragte er.
    »Nein. Aber ich habe zuviele Eltern kennengelernt, die ein Kind verloren haben. Das ist ein furchtbarer Ort zum Verweilen. Wenn ich Sie wäre, hätte ich es nicht so eilig, dorthin zu kommen.«
    Bondurant senkte den Blick auf Quinns Schuhe und seufzte kaum hörbar. »Kommen Sie in mein Arbeitszimmer, Agent Quinn«, sagte er, dann wandte er sich zu Kovác, sein Mund verkniff sich kaum merklich. »Edwyn, warum wartest du nicht mit Sergeant Kovác im Wohnzimmer auf uns?«
    Kovác machte ein unzufriedenes Geräusch.
    Besorgnis zerfurchte die Miene des Anwalts. »Vielleicht sollte ich dabeisein, Peter. Ich

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