Feuerperlen: Erotischer Roman (German Edition)
Gestern hatte sie in Keiths Zimmer ein Stofftier entdeckt, das auf seinem Bett lag; das Krümelmonster aus der Sesamstraße. Eine gewisse Ähnlichkeit mit Keith war vorhanden.
Die Floristin Alice begrüßte Hazel mit einem warmen Lächeln. In den letzten Monaten waren sie ins Gespräch gekommen und hatten sich angefreundet. Sie liebte den romantischen Laden mit den Blumen, dem ganzen Krimskrams und dem typischen Geruch nach Erde und Blüten.
„Hab dich länger nicht gesehen, Hazel. Du siehst gut aus.“ Alice betrachtete sie schmunzelnd. „Du bist verliebt.“
Merkte ihr das jeder an? Sie wollte es sich doch selbst nicht eingestehen.
„Wer dein Herz erobert hat, muss ein toller Kerl sein.“ Alice zwinkerte ihr zu. „Und in der Lage sein, dir bei Bedarf den Popo zu versohlen.“
Hazel starrte sie entsetzt an, ehe sie realisierte, dass es ein Scherz war. Die zierliche Dunkelhaarige mit der ungebändigten Haarmähne zeigte auf die Sommerblumen.
„Ein Strauß von denen?“
Hazel nickte, die Kehle plötzlich wie zugeschnürt. Grace hatte ständig Vasen mit Blumen gefüllt, besonders Sommerblumen, die sie oft pflückte. Kleeblumen, Butterblumen und Gänseblümchen, sie verschmähte auch nicht die einfacheren Sorten, bewunderte die Schönheit der wilden Blüten.
Hazel grinste bei der Erinnerung an den Bauern, der sie von seinem Grundstück gejagt hatte, weil Grace Äpfel gestohlen hatte. Sie war immer zu Dummheiten aufgelegt gewesen.
Alice wickelte das Bukett in Papier. „Der geht auf mich.“
Hazel wollte erst ablehnen, doch das wäre unhöflich gewesen.
Unvermittelt trat Alice hinter der Theke hervor und umarmte sie. „Ich weiß, wir kennen uns nicht so gut, aber falls du was auf dem Herzen hast, höre ich dir gern zu. Und wenn dieser Kerl, in den du verliebt bist, dich nicht gut behandelt, habe ich auch keine Hemmungen, eine Blumenvase über seinem Kopf auszuschütten.“
Die Vorstellung, dass die temperamentvolle Alice über der Schulter von Keith hing, ihm die Fäuste auf den Rücken trommelte und in den Po biss, entlockte ihr ein Schmunzeln.
„Lass dich bald mal sehen. Wir sollten einen Tee zusammen trinken. Oder besser eine Flasche Wein.“
Alice reichte ihr eine Visitenkarte und kritzelte ihre Privatnummer auf die Rückseite.
Hazel trat in den Schnee hinaus und fuhr zum Friedhof. Der Gedanke, dass sie Alice ins Sadasia einlud und die kleine Maus unwissend, in was für einem Bau sie gelandet war, zwischen Master Keith und Master Sean saß, während sie ihnen freche und unverblümte Fragen stellte, verjagte den Schmerz, wenigstens für den Augenblick.
Da könnten die beiden noch so masterig aussehen, Alice würde sich davon nicht beeindrucken lassen, im Gegenteil, es würde sie anfachen. Eigentlich würde es Keith recht geschehen.
Vielleicht sollte sie Alice einladen. Sean hatte sie gefragt, ob sie ihren Aufenthalt nicht um weitere vier Wochen verlängern wollte. Er hatte es lächelnd gesagt, mit der Anmerkung, sie wäre viel zu ungezogen, um sie auf einen anderen armen Dominanten loszulassen.
Der Friedhof wirkte mit der schneebedeckten Oberfläche friedlicher als sonst. Die Statuen der Engel sahen sanft auf sie herab.
Zu ihrem Erstaunen lag ein Strauß roter Rosen auf der Grabstelle. Seltsam.
Hazel wischte die Inschrift auf dem Stein frei.
Im Herzen verbunden.
Grace Dorson
13. März 1978 – 18. August 2011
„Ich vermisse dich, Kleines.“
Auf dem Gelände war es menschenleer. Traurig bemerkte Hazel, wie viele neue Gräber dazugekommen waren, seit sie das letzte Mal hier gewesen war.
Sie lief durch die tanzenden Flocken und konnte es kaum erwarten, sich in Seans Arme zu werfen oder sich über seine Knie zu legen. Er spendete ihr Wärme in dieser kalten Welt. Wie sollte sie ohne ihn existieren?
Die Stimme, die sie daran erinnerte, dass er auch etwas mit dem Zerstören von Frauen zu tun haben könnte, erstickte sie im Keim.
Das durfte einfach nicht sein.
Und wieso gibt er sich dann solche Mühe, dich von den Kellerräumen fernzuhalten?
Darauf wusste sie keine Antwort.
Es waren nicht die einzigen Sorgen, die auf sie drückten. Sie hatte ihren Job bei der Versicherung von einem Tag auf den anderen aufgegeben, als der Tod von Grace über sie hereingebrochen war. Sehr lange hatte die langweilige Arbeit sie vorher erdrückt, doch sie besaß nie den Mut, einen Neuanfang zu wagen.
Jetzt bereute sie das unüberlegte Handeln. Das Gefühl hielt für einen Sekundenbruchteil an. Hazel
Weitere Kostenlose Bücher