Feuerprobe der Liebe - 1 Teil der Miniserie The great London fire - Historical Bd 217
des Schachbretts versunken. Brigitta stieß ihn an die Schulter.
Überrascht blickte er auf, und sie sagte: „Vater hat dich gerufen.“
„Verzeihen Sie, Sir“, entschuldigte sich Gustaf. „Ich war in das Spiel vertieft.“
„Ich verstehe“, erwiderte James, und ein leichtes Lächeln erhellte seine Züge. „Doch jetzt ist es an der Zeit, dass du dich in die Arbeit vertiefst.“
Jakob bemerkte, wie die Augen seines Bruders zu glänzen begannen. „Darf ich mit dir und Jakob zusammen ins Kontor?“
„Ja.“ James legte den Brief zur Seite und betrachtete nachdenklich seine beiden Söhne. „Euer Cousin Andrew ist tot“, sagte er zu Gustaf. „Das bedeutet, dass ich eines Tages nach England zurückkehren muss und Jakob mitnehmen werde. Ich hatte gehofft, dass ihr zwei eines Tages als gleichberechtigte Partner mein Geschäft hier in Schweden übernehmen würdet. Allerdings haben sich die Umstände geändert.“ Er hielt inne und presste die Lippen zusammen, als er die Bedeutung dieser Veränderungen überdachte.
Jakob lauschte interessiert und einigermaßen gespannt bei der Aussicht auf das Abenteuer, das vor ihnen lag. Seiner Mutter gefiel die Vorstellung, in einem fremden Land zu leben, nicht sonderlich; solange sie jedoch ihre Familie um sich haben konnte, würde sie darin Trost finden, und es würde ihr leichter fallen. Jakob selbst war begierig darauf, sich der Herausforderung zu stellen.
„Eines Tages wird Jakob den Titel und die Besitztümer in England erben“, fuhr James fort. „Wenn er sein Erbe pflichtgemäß antritt, dann wird England sein ständiger Wohnsitz. Hier in Schweden wird er keine geschäftlichen Aufgaben übernehmen können.“
Enttäuschung dämpfte plötzlich Jakobs Begeisterung für sein neues Leben. Er arbeitete gern mit seinem Vater zusammen und versuchte zu zeigen, dass er ein ebenso erfolgreicher und gerissener Kaufmann war wie James. Nur ungern würde er diesen Teil seines Lebens hinter sich lassen.
„Morgen beginnst du, mit mir zu arbeiten“, sagte James zu Gustaf. „Damit du alles lernen kannst, was du wissen musst, dürfen wir keine Zeit verlieren. Was dich betrifft, Jakob“, er sah seinen älteren Sohn an, und in seinem Blick lag eine seltsame Mischung aus Stolz und Resignation, „so musst du nun andere Wege einschlagen. Du wärest ein ausgezeichneter Kaufmann geworden – nur wie es scheint, hat das Schicksal für dich etwas anderes bestimmt.“
1. KAPITEL
London, The Strand
Sonnabend, den 1. September 1666
Lady Desirée Godwin stand in der Mitte des Dachgartens und begutachtete das Ergebnis ihrer nachmittäglichen Arbeit. Dieses kleine Paradies war ihr Reich und ganz allein von ihr erschaffen worden. Die Dienstboten achteten darauf, dass die Zisterne für sie gefüllt war, und bald würden die Träger ihre Orangenbäume ins Gewächshaus bringen, um sie vor dem ersten Frost zu schützen. Doch die übrige Arbeit verrichtete sie ohne fremde Hilfe.
Jetzt am frühen Abend war die Luft erfüllt von der schwülen Hitze des Spätsommers. Desirée nahm ihren breitrandigen Strohhut ab und wischte sich mit einer schmutzigen Hand über die feuchte Stirn. Zufrieden, dass in ihrem Refugium alles in Ordnung war, hob sie endlich den Kopf und blickte über die Brüstung hinweg.
Die untergehende Sonne tauchte den Himmel im Westen in leuchtendes Gold und Scharlachrot. In Richtung Osten erstreckten sich Londons Dächer und Kirchtürme und wirkten im honigfarbenen Licht des Abends täuschend friedlich.
Desirée versuchte sich vorzustellen, wie die Leute dort durch Straßen und Gassen eilten. Auf Erfahrung konnte sie sich dabei kaum berufen, niemals war sie Teil dieser wimmelnden Massen gewesen, und nur selten verließ sie die Sicherheit von Godwin House. Zum letzten Mal war das vor fünf Jahren geschehen, als sie dem Krönungszug des Königs von einem Dachfenster in Cheapside aus zugesehen hatte.
Aus dem Augenwinkel bemerkte sie einen Sperling, der heranflog, um in einer flachen Schüssel zu baden, die nur für die Vögel bereitstand. Sie drehte den Kopf, um ihn besser sehen zu können, und lächelte über den niedlichen Anblick, der sich ihr bot. Über den Blütenköpfen summte träge eine Biene. Der Sperling tauchte seinen Kopf ins Wasser und verspritzte Myriaden von schimmernden Tropfen über seinen Rücken und die leicht gespreizten Flügel.
Plötzlich störte ein kratzendes Geräusch von der anderen Seite der Mauer her die Stille. Verwirrt runzelte sie die Stirn und
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