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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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sagte Johnny Krause.
    Ich erhob mich vom Tisch und sah, wie mein Schatten über sein Gesicht fiel. Er blickte zu mir auf und wartete, dass ich etwas sagte. Als ich es nicht tat, saugte er an einem Zahn, trank einen Schluck aus der Flasche Dos Equis und gesellte sich zu dem Zigeunermädchen an der Bar. Eine fette Prostituierte in einem schwarzen Kleid wankte wie ein betrunkener Bulle aus der Hintertür, hob den Rock und pinkelte im Zwielicht.
    Redfish stieß die schmiedeeiserne Tür auf und ging vor uns her zum Avalon. Der Hang, an dem die Zigeuner in Höhlen lebten, war mit Feuerstellen übersät. Ich schaute durch den Eingang des Bordells zurück zu der aus Brettern gezimmerten Bar, wo Johnny Krause gerade den Arm um die Schulter des Mädchens legte und mit ihr zur Hintertür und den mit Sackrupfen verhängten Hütten auf dem Hof ging.
    »Ich habe meine Schlüssel auf dem Tisch liegen gelassen«, sagte ich.
    Ich ging an den beiden Indianerinnen an der Bar vorbei – die eine knöpfte gerade den Hosenstall eines alten Mannes auf – und ergriff eine dicke, viereckige Mescalflasche, deren Hals mit einem langen braunen Korken verschlossen war und an deren Boden ein blasser, grünlicher Wurm in der trüben gelben Flüssigkeit schwamm. Wie ein Vorschlaghammer mit kurzem Griff lag sie in meiner Hand.
    Krause war an der Hintertür stehen geblieben und redete mit jemandem. Das Zigeunermädchen sah mein Gesicht, schüttelte ihn am Oberarm und schrie etwas auf Spanisch. Als Krause sich zu mir umdrehte, zog ich ihm die Flasche über den Mund und hörte seine Zähne scheppern, wie wenn Porzellan auf Glas trifft. Er torkelte auf den Hof, krümmte sich vornüber und schlug sich die Hand über den Mund. Ich riss die Flasche hoch, dass der Mescal drin herumschwappte, und erwischte ihn erneut, diesmal am Ohr. Er fiel auf die Erde, genau dort, wo die Frau hingepinkelt hatte, und rollte aus dem Licht, das durch die offene Tür fiel, als könnte er sich im Schatten verstecken.
    Ich trat ihn, als er aufstehen wollte, hieb erneut nach seinem Kopf, verfehlte ihn und traf sein Handgelenk. Die Sache artete jetzt im Nu aus, und ich wusste, dass ich Johnny Krause umbringen würde, genau so, wie man beim Durchdrücken des Abzugs weiß, dass der Hammer auf den Hülsenboden schlägt und man nicht mehr über des Schicksal eines Gegners entscheiden muss.
    Dann packte die bullige Frau in dem schwarzen Kleid meine Hand, drückte mir eine Öllampe hinein und sagte: » Quémalo. Verbrenn ihn, Gringo .«
    Die Lampe war aus Glas und Blech und lag heiß und ölig in meiner Hand. Ihr Schein fiel auf das Schweinsgesicht der Frau. Sie hatte Schmutzringe am Hals und Warzen am Kinn, die aus dem Make-up ragten. Sie hieb mir mit dem Ballen der anderen Hand hart auf den Arm. »Mach schon, Gringo. Verbrenn ihn richtig«, sagte sie.
    Ich trat in den Lichtschein zurück, der aus der Tür fiel, hatte ein Dröhnen in den Ohren. Jemand, Temple Carrol war es, glaube ich, nahm mir die Öllampe und die Mescalflasche aus den Händen.
    Johnny Krause setzte sich am Erdboden auf. Blut tropfte von seiner Zunge. Er grinste zu mir auf wie ein geschnitzter Kürbis, den jemand an einem Felsen zerschlagen hat. Er versuchte zu sprechen, musste aber erst den Mund aufmachen und das Blut ablassen. »Wir zwei sind uns ganz ähnlich. Ich hab’s Ihnen an den Augen angesehn. Sie fahren drauf ab. Wir sind Waffenbrüder, du Arschgeige«, sagte er.

25
    Spätnachts hielten wir an einem Rastplatz südlich von Uvalde, kippten die Ledersitze zurück und schliefen bis zur Morgendämmerung. Im Traum sah ich L.Q. und mich in vollem Galopp einen mit gelbem Gras überwucherten Hügel hinabreiten, dessen Kamm von Flammen gesäumt war. Der Himmel sah aus wie aus alten Knochen gemacht, und Staub und Qualm stiegen aus den Hügeln auf und trieben an einer Sonne vorbei, die keine Wärme spendete. Unmittelbar bevor uns das Feuer erreichte, preschten unsere Pferde in einem Regen aus Asche und Glut aus dem Gras, und dann waren wir auf ausgedörrtem weißem Schwemmland, in das wir mit unseren Hufen eimergroße Löcher stanzten.
    Aber vor uns lag ein grüner Fluss, gesäumt von Weiden, die sich im Wechsel der Jahreszeit golden verfärbt hatten, und in der Ferne ging Regen auf die Hügel nieder, an denen rote Angusrinder weideten. L.Q.s Nadelstreifenanzug war mit dem Schweiß und Speichel seines Pferdes verklebt, die offene Jacke wehte über dem Ranger-Abzeichen und dem um seinen Schenkel geschnallten Revolver

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